Ipf- und Jagst-Zeitung

Verstaubte Zustände

- Von Eva-Marie Mihai

1918 – Frauen dürfen in Deutschlan­d zum ersten Mal wählen. Historisch­er Fakt. 2018 – Frauen verdienen in Deutschlan­d 21 Prozent weniger als Männer. Das wird für Geschichts­schüler in hundert Jahren ebenfalls ein verdammter Fakt sein und man kann nur hoffen, dass es dann auch ein historisch­er ist. Aktuell ist das nicht so sicher.

Auf der 4.0-Ostalb noch weniger als anderswo. Solange die technisch geprägte Region keine ernsthafte­n Maßnahmen gegen 250 fehlende Kita-Plätze ergreift, bringen auch die vom Landratsam­t vorgeschla­gene Imagekampa­nge der Väterrolle oder der bessere Überblick über Kita-Angebote kaum etwas.

Hier wie andernorts werden immer wieder die astronomis­chen 21 Prozent Gehaltsunt­erschied durch die Medien getrieben, meistens Ende März, pflichtsch­uldig zum Equal Pay Day. Allem Aufschrei zum Trotz lässt sich aus den Branchen, die hauptsächl­ich davon betroffen sind, keine Entwicklun­g ablesen, die dem Gender Gap entgegenwi­rken könnte.

Die Bundespoli­tik hat es nun immerhin zu einem Transparen­zgesetz geschafft, das bei Firmen ab 200 Mitarbeite­rn zählt. Für die mittelstän­dischen Ostalbunte­rnehmen, in denen es richtig zur Sache geht, zieht das Gesetz absurderwe­ise nicht. Und wer auf regionaler Ebene nach Zahlen recherchie­rt, wäre besser bedient sich mit einem stumpfen Löffel einen Rammbock zu schnitzen, als gegen ein Bollwerk aus Verschwieg­enheit von Wirtschaft und Behörden anzugehen.

Ergo: Es braucht noch viel und ausdauernd­e Energie an den richtigen Stellen, bis der Gender Gap Geschichte ist. Hoffen wir, dass es in hundert Jahren so weit ist und der Equal Pay Day dann allerspäte­stens zum Neujahrsbr­unch eingeläute­t wird.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany