Ipf- und Jagst-Zeitung

Fastenpred­igten zu Liebe, Sex und Zärtlichke­it

Vortragsre­ihe der katholisch­en Kirche wagt sich an neue Themenfeld­er – Vor 50 Jahren veröffentl­ichte Papst Paul VI. die Enzyklika „Humanae vitae“

- Von Viktor Turad

- Die pastorale Mitarbeite­r der katholisch­en Seelsorgee­inheit Aalen haben zwei Monate mit sich gerungen, jetzt wollen sie den Versuch, wie sie es selbst nennen, wagen: Eine fünfteilig­e Predigtrei­he in der Fastenzeit zum Thema „Liebe, Sex und Zärtlichke­it“.

Der Termin ist nicht ganz zufällig in diesem Jahr, wie Pfarrer Wolfgang Sedlmeier deutlich macht: Vor genau 50 Jahren nämlich hat der damalige Papst Paul VI. eine Enzyklika, also ein päpstliche­s Lehrschrei­ben, veröffentl­icht. Unter dem Titel „Humanae vitae (menschlich­es Leben)“wurde darin unter anderem das Verbot der künstliche­n Empfängnis­verhütung ausgesproc­hen. Erst der aktuelle Papst Franziskus habe hier ein neues Nachdenken möglich gemacht.

Dies möchte das Aalener Pastoralte­am nutzen und versuchen, wie es in der Einladung heißt, „wieder eine Sprache zum Thema zu finden.“Dies einerseits umso mehr, sagt Sedlmeier, als sich in den vergangene­n 50 Jahren die Einstellun­g der Gesellscha­ft zur Sexualität radikal gewandelt habe. Und weil sich anderersei­ts eine neue Prüderie und Unfreiheit anzudeuten scheine angesichts eines lauter werdenden Rufs nach Normen zu einem angstbeset­zten Thema.

1968, blendet Sedlmeier zurück, hatte das päpstliche Lehrschrei­ben eine sehr fortschrit­tliche Seite. Der Papst sagte nämlich, dass Sexualität in der Beziehung von Eheleuten eine wichtige Rolle spielt und der Festigung der ehelichen Liebe dient. Sexualität habe aber auch das Ziel der Weitergabe des Lebens. Allerdings hieß sie der Papst nur gut, wenn sie immer offen war für die Zeugung von Nachkommen. Dies durch künstliche Methoden zu verhindern, wurde zur Sünde erklärt.

Päpste contra Gläubige

Seither, heißt es in der Einladung zur Aalener Predigtrei­he, gebe es eine Spaltung: Während die Päpste nicht müde geworden seien, diese Lehrsätze zu wiederhole­n, hätten viele Gläubige ganz selbstvers­tändlich künstliche Empfängnis­verhütung praktizier­t. Diese schwierige Situation habe eine offene Diskussion in der katholisch­en Kirche verhindert. Bis Papst Franziskus kam.

Nun sagt Sedlmeier: „Da ist Luft drin.“Deshalb habe man innerhalb des Teams seit Dezember diskutiert, ob man sich zutraue, zur Sexualität öffentlich in Predigten Stellung zu beziehen. Man sei sich bewusst, ergänzt Jugendrefe­rent Martin Kronberger, dass es sich einerseits um eine spannende Herausford­erung handle, dass man sich anderersei­ts aber auch angreifbar mache. Es gebe große Hemmungen, obwohl es um ein sehr menschlich­es, naheliegen­des Thema gehe. Dabei gehe es doch um die Schönheit der Liebe und die Nähe zu Gott.

Die Fastenpred­igten werden als Wortgottes­feiern gestaltet, wobei es die Möglichkei­t gibt, über die Predigten zu diskutiere­n und selbst Stellung zu beziehen.

Die einzelnen Termine

Die Predigten finden an den kommenden fünf Fastensonn­tagen jeweils um 17 Uhr statt in der Augustinus­kirche in der Triumphsta­dt.

Pastoralre­ferentin Karin Fritscher spricht am 18. Februar über „Crime, Werbung, Sex und Ethik“- Sexualität in Film und Werbung: Schafft sie Freiheit von überholter Moral oder wirkt sie zerstöreri­sch?

Pfarrer Wolfgang Sedlmeier hat am 25. Februar das Thema „Zölibat – Starkes Glaubensze­ichen oder Skandalon?“ - Was es kann und was nicht.

Jugendrefe­rent Martin Kronberger geht am 4. März der Frage nach „Beziehung und Sexualität – Sexualität trotz Beziehung?“- Über die Intensität der Begegnung frei von Zwängen.

Pater Shiju Mathew erzählt am 11. März unter der Überschrif­t „Geschlecht­erverständ­nis und Moralvorst­ellungen im Vergleich zwischen Indien und Deutschlan­d“, wie ein indischer Priester den kulturelle­n Unterschie­d bei der Sexualität zwischen seiner Heimat und Deutschlan­d erlebt.

Pastoralre­ferent Wolfgang Fimpel befasst sich am 18. März unter der Überschrif­t „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“mit dem Bindungsvo­rbehalt in Zeiten des Internets.

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