Fastenpredigten zu Liebe, Sex und Zärtlichkeit
Vortragsreihe der katholischen Kirche wagt sich an neue Themenfelder – Vor 50 Jahren veröffentlichte Papst Paul VI. die Enzyklika „Humanae vitae“
- Die pastorale Mitarbeiter der katholischen Seelsorgeeinheit Aalen haben zwei Monate mit sich gerungen, jetzt wollen sie den Versuch, wie sie es selbst nennen, wagen: Eine fünfteilige Predigtreihe in der Fastenzeit zum Thema „Liebe, Sex und Zärtlichkeit“.
Der Termin ist nicht ganz zufällig in diesem Jahr, wie Pfarrer Wolfgang Sedlmeier deutlich macht: Vor genau 50 Jahren nämlich hat der damalige Papst Paul VI. eine Enzyklika, also ein päpstliches Lehrschreiben, veröffentlicht. Unter dem Titel „Humanae vitae (menschliches Leben)“wurde darin unter anderem das Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung ausgesprochen. Erst der aktuelle Papst Franziskus habe hier ein neues Nachdenken möglich gemacht.
Dies möchte das Aalener Pastoralteam nutzen und versuchen, wie es in der Einladung heißt, „wieder eine Sprache zum Thema zu finden.“Dies einerseits umso mehr, sagt Sedlmeier, als sich in den vergangenen 50 Jahren die Einstellung der Gesellschaft zur Sexualität radikal gewandelt habe. Und weil sich andererseits eine neue Prüderie und Unfreiheit anzudeuten scheine angesichts eines lauter werdenden Rufs nach Normen zu einem angstbesetzten Thema.
1968, blendet Sedlmeier zurück, hatte das päpstliche Lehrschreiben eine sehr fortschrittliche Seite. Der Papst sagte nämlich, dass Sexualität in der Beziehung von Eheleuten eine wichtige Rolle spielt und der Festigung der ehelichen Liebe dient. Sexualität habe aber auch das Ziel der Weitergabe des Lebens. Allerdings hieß sie der Papst nur gut, wenn sie immer offen war für die Zeugung von Nachkommen. Dies durch künstliche Methoden zu verhindern, wurde zur Sünde erklärt.
Päpste contra Gläubige
Seither, heißt es in der Einladung zur Aalener Predigtreihe, gebe es eine Spaltung: Während die Päpste nicht müde geworden seien, diese Lehrsätze zu wiederholen, hätten viele Gläubige ganz selbstverständlich künstliche Empfängnisverhütung praktiziert. Diese schwierige Situation habe eine offene Diskussion in der katholischen Kirche verhindert. Bis Papst Franziskus kam.
Nun sagt Sedlmeier: „Da ist Luft drin.“Deshalb habe man innerhalb des Teams seit Dezember diskutiert, ob man sich zutraue, zur Sexualität öffentlich in Predigten Stellung zu beziehen. Man sei sich bewusst, ergänzt Jugendreferent Martin Kronberger, dass es sich einerseits um eine spannende Herausforderung handle, dass man sich andererseits aber auch angreifbar mache. Es gebe große Hemmungen, obwohl es um ein sehr menschliches, naheliegendes Thema gehe. Dabei gehe es doch um die Schönheit der Liebe und die Nähe zu Gott.
Die Fastenpredigten werden als Wortgottesfeiern gestaltet, wobei es die Möglichkeit gibt, über die Predigten zu diskutieren und selbst Stellung zu beziehen.
Die einzelnen Termine
Die Predigten finden an den kommenden fünf Fastensonntagen jeweils um 17 Uhr statt in der Augustinuskirche in der Triumphstadt.
Pastoralreferentin Karin Fritscher spricht am 18. Februar über „Crime, Werbung, Sex und Ethik“- Sexualität in Film und Werbung: Schafft sie Freiheit von überholter Moral oder wirkt sie zerstörerisch?
Pfarrer Wolfgang Sedlmeier hat am 25. Februar das Thema „Zölibat – Starkes Glaubenszeichen oder Skandalon?“ - Was es kann und was nicht.
Jugendreferent Martin Kronberger geht am 4. März der Frage nach „Beziehung und Sexualität – Sexualität trotz Beziehung?“- Über die Intensität der Begegnung frei von Zwängen.
Pater Shiju Mathew erzählt am 11. März unter der Überschrift „Geschlechterverständnis und Moralvorstellungen im Vergleich zwischen Indien und Deutschland“, wie ein indischer Priester den kulturellen Unterschied bei der Sexualität zwischen seiner Heimat und Deutschland erlebt.
Pastoralreferent Wolfgang Fimpel befasst sich am 18. März unter der Überschrift „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“mit dem Bindungsvorbehalt in Zeiten des Internets.