Mehrere Journalisten zu lebenslanger Haft verurteilt
Grund: Angebliche Verbindungen zur Gülen-Bewegung
(dpa) - Am Tag der Haftentlassung des „Welt“-Reporters Deniz Yücel hat ein türkisches Gericht mehrere prominente türkische Journalisten wegen angeblicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung zu lebenslanger Haft verurteilt. Der frühere Chefredakteur der inzwischen geschlossenen Zeitung „Taraf“, Ahmet Altan, sowie sein Bruder, der Ökonomieprofessor und Autor Mehmet Altan, sowie die Journalistin und ehemalige Parlamentsabgeordnete Nazli Ilicak (Fazilet Partisi) wurde gemeinsam mit drei anderen „Taraf“-Mitarbeitern verurteilt. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Während die Staatsanwaltschaft für Deniz Yücel trotz Freilassung eine Haftstrafe von bis zu 18 Jahren beantragt, wurden andere nun bereits verurteilt. Die Gebrüder Altan und Ilicak waren kurz nach dem Putschversuch vom Juli 2016 festgenommen worden, für den die Regierung die islamische Bewegung des im US-Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen verantwortlich macht. Ihnen wurden Zusammenarbeit mit Gülen und versuchter Umsturz vorgeworfen.
Ilicak (74) hatte für eine Gülennahe Zeitung geschrieben. Die Gebrüder Altan schrieben für regierungskritische Medien. Insgesamt sind in der Türkei etwa 150 Journalisten und Medienmitarbeiter in Haft.
Im Januar hatte das türkische Verfassungsgericht die Freilassung von Mehmet Altan angeordnet. Ein Gericht in Istanbul jedoch blockierte die Freilassung.
Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjorn Jagland, rief am Freitag die Türkei zur Achtung ihres eigenen Verfassungsgerichts auf. „Wenn die Entscheidungen des Verfassungsgerichts nicht umgesetzt werden, wird die Rechtsstaatlichkeit untergraben“, warnte er vor angehenden Richtern und Staatsanwälten in Ankara.