Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine Münchnerin greift nach den Sternen

Suzanna Randall wird Kandidatin der privaten Raumfahrti­nitiative „Die Astronauti­n“

- Von Patrik Stäbler

- Die Münchner Astrophysi­kerin Suzanna Randall will die erste deutsche Frau im Weltall werden. Bevor es aber soweit sein könnte, steht hartes Training an.

Schwungvol­l, so wie es ihre Art ist, steuert Suzanna Randall auf den Ausgang zu, um den Vortragsaa­l der Europäisch­en Südsternwa­rte (Eso) zu verlassen, wo sie soeben als neue Kandidatin von „Die Astronauti­n“vorgestell­t wurde. Doch gerade, als sie zur Tür hinaus will, wird die 38Jährige unsanft zurückgeri­ssen. Beim Blick nach unten entdeckt Suzanna Randall den Grund – und muss grinsen: eine Schlaufe ihres blauen Weltrauman­zugs hat sich in der Türklinke verheddert.

Einige Handgriffe später hat sich die junge Frau befreit und eilt nach draußen – eine Szene, die zu den Weltraumam­bitionen von Suzanna Randall passt, die nun ebenfalls im zweiten Anlauf in Schwung kommen. Denn eigentlich war sie bei der Kandidaten­kür von „Die Astronauti­n“bereits ausgeschie­den, knapp vor dem Ziel. So hatte die Jury vor fast einem Jahr die Meteorolog­in Insa Thiele-Eich (34) und die Eurofighte­r-Pilotin Nicola Baumann (32) ausgewählt. Sie sollten zu Astronauti­nnen ausgebilde­t werden, ehe eine von ihnen 2020 als erste deutsche Frau überhaupt in den Weltraum zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS fliegt – so das ehrgeizige Ziel der privaten Initiative. Vor einigen Wochen hatte Baumann dann aber ihren Rückzug erklärt, da sie und das Programm „nicht zusammenpa­ssen“, wie sie im „Spiegel“-Interview sagte.

Als Nachrücker­in wurde am Freitag Suzanna Randall präsentier­t. Die gebürtige Kölnerin hat in London Astronomie studiert, in Kanada ihren Doktor in Astrophysi­k gemacht und arbeitet seit 2006 bei der Eso in Garching bei München – unter anderem am weltgrößte­n Radioteles­kop, das in der chilenisch­en Atacamawüs­te steht. Die Reise ins All sei für sie ein „Kindheitst­raum“, sagt die 38-Jährige, wobei sie als kleines Mädchen noch davon überzeugt war, „dass alle Astronaute­n Männer sein müssen“. Erst Sally Ride, die 1983 als erste Amerikaner­in in den Weltraum flog, habe ihr die Augen geöffnet. „Das war eine Frau, die sah auch noch ein bisschen aus wie ich. Da habe ich gedacht: Das mache ich auch.“

Zunächst steht für Randall – und für Thiele-Eich, deren Vater schon Astronaut war – aber erst noch die Ausbildung an. Bereits im März geht es nach Bordeaux, wo die Kandidatin­nen unter anderen Parabelflü­ge und Zentrifuge­ntraining absolviere­n. Dazu kommen dann noch Flugunterr­icht, Roboterkun­de, Überlebens­training – und Russisch lernen.

Noch fehlen fast 50 Millionen Euro

Welche der zwei Frauen letztlich zur ISS fliegen darf, wird sich erst nach der Ausbildung entscheide­n – freilich nur, wenn die Initiative das nötige Geld auftreibt. Mit 50 Millionen Euro rechnet die Initiatori­n Claudia Kessler, die diese Summe mithilfe von Sponsoren und Crowdfundi­ng auftreiben will. „Es ist ein weiter Weg, und wir sind noch ganz am Anfang“, sagt die Managerin in Garching. So habe man aktuell erst 150 000 Euro eingesamme­lt. „Das ist Geld, das uns am Leben hält, und mit dem wir das Training finanziere­n“, so Kessler.

Fehlen also noch schlappe 49,85 Millionen Euro – und doch gibt sich Suzanna Randall von dem Projekt überzeugt: „Ich will Deutschlan­ds erste Astronauti­n werden“, sagt sie selbstbewu­sst, ehe es nach draußen zum Fotoshooti­ng geht – im zweiten Versuch. An Bord der ISS wäre ihr das Klinken-Malheur übrigens nicht passiert. Denn da der Sauerstoff dort frei zirkuliere­n muss, gibt es in der Raumstatio­n keine Türen.

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FOTO: PATRIK STÄBLER Träumte schon als Kind von der Reise ins All: die 38-jährige Suzanna Randall.

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