Ipf- und Jagst-Zeitung

Mayer machts wie Maier

20 Jahre nach dem Herminator holt wieder ein Österreich­er Gold – DSV-Alpinen droht erste Nullrunde seit 2006

-

(SID/dpa) - Auf Thomas Dreßen wollte Matthias Mayer bei diesem verrückten Super-G am heiligen Berg sicherheit­shalber noch warten. Würde der Kitzbühel-Sieger ihm die Goldmedail­le noch streitig machen? „Ich kann doch nicht zweimal Olympiasie­ger werden, das gibt's doch gar nicht“, sagte Mayer, Abfahrtssi­eger 2014, zu dem neben ihm im Schnee sitzenden Christof Innerhofer. Wenige Momente später, als Dreßen mit Startnumme­r 20 in Jeongseon nur mit der zwölftbest­en Zeit ins Ziel gefahren kam, stand fest: Doch, das gibt es!

Nach den favorisier­ten Norwegern um Abfahrts-Olympiasie­ger Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud, Gewinner des Super-G vor vier Jahren in Sotschi, waren auch die Deutschen geschlagen. Jansrud (+0,18 Sekunden) blieb hinter dem Österreich­er Mayer und Beat Feuz (Schweiz/+0,13) immerhin Bronze, Andreas Sander und Dreßen belegten die achtbaren Ränge acht und zwölf. Josef Ferstl wurde 27.

„Ich habe in den Zeitungen was von Medaillen gelesen“, sagte Dreßen, „aber man muss die Kirche im Dorf lassen.“Er und Sander gehörten zum erweiterte­n Kandidaten­kreis, Favoriten aber waren andere. Die, die schneller waren, sagte Dreßen, „das sind ja keine Nasenbohre­r“.

Cheftraine­r Mathias Berthold allerdings war „nicht ganz happy“mit der Speed-Woche. Den DSV-Alpinen droht erstmals seit 2006 eine Nullrunde. „Wir haben schon gehofft, dass der eine oder andere einen guten Lauf runterbrin­gt“, sagte Berthold. Olympia in Pyeongchan­g, ergänzte er, kam „vielleicht ein Jahr zu früh“. In den Technikren­nen ab Sonntag, ergänzte Berthold, „zählen wir nicht zum Favoritenk­reis“.

Im Super-G war das ein bisschen anders, aber der Super-G, meinte Dreßen, sei „eine Drecksau, wie wir Athleten untereinan­der sagen“. Was er meinte: Der Super-G ist anders als die Abfahrt, in der es ein Training auf derselben Piste gibt, unberechen­bar.

Sander musste das schmerzlic­h erfahren, als ihm nach dem zweiten Sprung ein Fehler unterlief, der ihn eine bessere Platzierun­g kostete. Dennoch zeigte er den besten Olympia-Super-G eines Deutschen seit Gold von Markus Wasmeier 1994. „Es gibt nichts hinterherz­utrauern“, sagte Sander, „aber ich kann besser Skifahren.“Seine Bilanz falle „nicht schlecht, nicht richtig gut“aus, ergänzte er. Dreßen, in der Königsdisz­iplin Fünfter und Neunter der Kombinatio­n, war „echt zufrieden“.

Mayer war das „wuascht“. Der 27jährige Österreich­er holte als erst zweiter Ski-Rennläufer nach Svindal das olympische Speed-Double in Abfahrt und Super-G, und sein zweiter Coup erinnerte an die Story des großen Hermann Maier in Nagano. Der Herminator stürzte am 13. Februar 1998 in der Abfahrt spektakulä­r – und gewann drei Tage später im Super-G seine erste von zwei Goldmedail­len.

Mayer war am Mittwoch (13. Februar) im Slalom der Kombi gestürzt, hatte einen Pistenarbe­iter abgeräumt und sich an der Hüfte wehgetan. Die Abfahrt verpatzte er, die Ski-Nation trug schwer am schlechtes­ten Ergebnis in der Königsdisz­iplin seit 1960 – aber nur 24 Stunden lang. Eben bis zu jenem 16.

„Das ist etwas Besonderes, vor allem, wenn ich an die letzten Tage denke“, sagte Mayer, „meine Hüfte ist immer noch blau.“Sein ganzes Leben habe er sich zu Hause im Wohnzimmer die Silbermeda­ille anschauen müssen, die Vater Helmut 1988 in Calgary im Super-G gewonnen hatte. „Ich bin froh, dass ich jetzt meine eigene habe“, so Mayer und lachte.

 ?? FOTO: AFP ?? Name, Sturz, Gold – Matthias Mayer macht es wie der Herminator.
FOTO: AFP Name, Sturz, Gold – Matthias Mayer macht es wie der Herminator.

Newspapers in German

Newspapers from Germany