Ipf- und Jagst-Zeitung

„Jetzt ist Tonga-Party-Time“

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- Der Pfullendor­fer Skilanglau­ftrainer Thomas Jacob hat Pita Taufatofua aus Tonga zu dessen zweiten Olympische­n Spielen geführt. In Rio 2016 vertrat der heute 34-jährige Taufatofua den südpazifis­chen Inselstaat im Taekwondo, am Freitag kam er nach 15 Freistil-Kilometern als 114. ins Ziel. „Bollestolz“war Thomas Jacob danach. Joachim Lindinger hat mit dem 53-Jährigen, im Alltag Malermeist­er, gesprochen.

Herr Jacob, Olympia 2018 – wie haben Sie’s erlebt?

Ich denk’, fürs ganze Team war die Eröffnungs­feier ein großer emotionale­r Höhepunkt. Ich hab’ immer gesagt, das ist Pitas zweite Disziplin. Das war ihm schon auch wichtig, dass das entspreche­nd zelebriert wird.

... mit nacktem Oberkörper. Bei Winterspie­len. Da muss man als Trainer wohl kräftig schlucken?

Es hatte, Gott sei Dank, nur minus zwei Grad. Wir waren vorher in einem beheizten Zelt, er hatte seine Klamotten an bis 30 Sekunden vor dem Einlaufen. Danach waren das weniger als sechs, sieben Minuten. Und in der Hinsicht ist er nicht zu stoppen. Natürlich war ich nicht begeistert. Aber ich kenn’ ihn jetzt schon einige Zeit und ich hab’ ihn noch gar nie mit Erkältunge­n erlebt. Er hat auch eine gute Konstituti­on.

Die hat’s wohl auch gebraucht in den Tagen danach?

Ja. Sonntags konnten wir dann vernünftig trainieren. Wir haben vorher natürlich auch jeden Tag was gemacht, letzte Woche – das ist ein Gewinn!“Ein Gewinner ist Pita Taufatofua auch durch, für und mit Thomas Jacob. „Ich lande in Stuttgart, ich steige aus dem Flugzeug, ich sage: ,Trainer, das muss man dazu sagen: Wir mussten die Strecke kennenlern­en, wir haben Material getestet, Ski und Wachs. Wir sind mit ihm die schwierige­n Stellen durchgegan­gen. Wir hatten dann auch noch viele Medienterm­ine, da hab’ ich aber dann auch mal den Riegel davorgesch­oben. Er braucht auch seine Ruhe und seine freie Zeit.

Und jetzt, heute, der Wettkampf. Einer sollte hinter Pita Taufatofua bleiben, zwei waren’s am Ende. Ziel erreicht?

Locker (lacht). Locker erreicht. Ankommen war’s erste Ziel, durchkomme­n. Er ist ein Coconut-Fighter, und die geben niemals auf. Er hat ein richtig gutes Rennen gemacht, gleichmäßi­ge Pace, die Geschwindi­gkeit immer sauber gehalten. Wir haben das noch mal geübt, heute Morgen im Stadion, dass er sich nicht von den Zuschauern anstecken lässt, wenn die schreien. Es muss immer gleichmäßi­g sein, das war wichtig.

Ihre Gefühlslag­e jetzt?

Bollestolz.

Und wie geht’s weiter, wie lang sind Sie noch hier?

Ich flieg’ am Sonntag um 0.15 Uhr ab Seoul wieder zurück – zurück in mein normales Leben. Und der Plan ist eigentlich schon, dass wir bis Seefeld, bis zur Nordischen WM 2019, mal zunächst zusammen weitermach­en. Da muss man sich auch noch mal zusammense­tzen: Was für Ziele hat er? Aber jetzt ist erst einmal Tonga-Party-Time, das können Sie sich denken. ich habe kein Geld, Sie dafür zu bezahlen, mein Trainer zu sein. Aber in einem Jahr gehen wir zu den Olympische­n Spielen.‘ Er sagte: ‚Okay‘. Dann wurde er meine Familie.“

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FOTO: DPA Thomas Jacob

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