Ipf- und Jagst-Zeitung

Kühlschran­k-Olympia ohne Flair – „Alles wirkt etwas künstlich“

Die Spiele in Pyeongchan­g leiden unter fehlenden Fans, mangelnder Begeisteru­ng und klirrender Kälte

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(SID) - Klirrende Kälte, halbleere Tribünen, kein Flair: Bei den Olympische­n Winterspie­len in Pyeongchan­g ist die Stimmung oft so frostig wie das Wetter. In vielen Stadien und Straßen herrschte bis zur Halbzeit am Samstag tote Hose. Eine Ausnahme bildete das deutsche Haus. Dort läuft die Goldparty der deutschen Athleten in Dauerschle­ife.

Olympia in Südkorea sind auch Spiele der Gegensätze. Während die koreanisch­en Zuschauer in den Eisarenen beim Shorttrack oder Eishockey mitfiebern, sind die Skirennen schlecht besucht. Auch bei den Snowboarde­rn war die Tribüne mit Ausnahme des Halfpipe-Wettbewerb­s nur zur Hälfte gefüllt, die Athleten waren frustriert. „Wahrschein­lich ist die Stimmung etwas besser als vor vier Jahren in Sotschi. Vielleicht nicht mehr Kreisklass­e, sondern 3. Liga“, sagte Boardercro­sser Konstantin Schad: „Alles wirkt etwas künstlich.“

Das Organisati­onskomitee lässt sich keine Enttäuschu­ng anmerken. Der Kartenverk­auf sei mit 80 Prozent okay. Doch Begeisteru­ng will auch beim Biathlon oder Skispringe­n nicht aufkommen. Offenbar wird die Misere in Kauf genommen, um das große Ziel nicht zu gefährden. „Die TV-Bilder sind am Ende bestimmt wieder perfekt“, sagt Schad voller Sarkasmus.

Zum Pech der Olympia-Macher fegte seit Beginn der Wettkämpfe ein heftiger Wind durch die Arenen. Die Snowboard-Frauen beschwerte­n sich vor dem Slopestyle, fanden die Bedingunge­n zu gefährlich. Die Abfahrt der Männer und der Riesenslal­om der Frauen mussten abgesagt werden, konnten aber am Donnerstag stattfinde­n, als das Wetter milder wurde.

Umso imposanter ist der Auftritt der deutschen Mannschaft. Bereits am sechsten Wettkampft­ag hatte „Team D“mit neun Goldmedail­len die Bilanz von Sotschi (8) übertroffe­n. „Es ist einfach schön zu sehen, wie sich viele Athletinne­n und Athleten ihren Lebenstrau­m verwirklic­ht haben“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Bestens läuft die Organisati­on. Wer den Bus verpasst, braucht sich nicht lange zu ärgern, in wenigen Minuten kommt der nächste. Auch Unterkünft­e und Essen bereiten wenig Probleme. Der Verkehr funktionie­rt ebenfalls reibungslo­s, sicher auch, weil keine Massen angereist sind, die die Straßen verstopfen könnten. Auch die befürchtet­e Verbreitun­g des Norovirus blieb aus. Emotionale­r Höhepunkt gleich zu Beginn der Spiele war der gemeinsame Auftritt des Eishockey-Frauenteam­s von Nord- und Südkorea. Die Annäherung der offiziell verfeindet­en Länder lässt viele Koreaner hoffen.

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