Mehr als nur ein preiswertes Essen Die 16. ökumenische Vesperkirche steht für elementare und wichtige Werte.
Erster Tag der 16. ökumenischen Vesperkirche lockt rund 150 Gäste ins Jeningenheim
– Wann gibt es dieses Mal Linsen, Spätzle und Saiten? Das ist die große Frage bei der 16. ökumenischen Ellwanger Vesperkirche im Jeningenheim. Start war am Montag: Zum Auftakt wurde Kartoffelsuppe, Fleischkäse, Salzkartoffeln und Erbsen-Karotten-Gemüse serviert. Das Gericht ließen sich 150 Gäste schmecken. Noch bis Sonntag, 25. Februar, gibt es täglich von 11.30 bis 13.30 Uhr für zwei Euro ein warmes Mittagessen aus der Küche der Anna-Schwestern, mit einer Tasse Tee oder einem Glas Wasser sowie mit Kaffee und Kuchen.
„Herzlich willkommen zur Vesperkirche“, steht auf einem Schild vor dem Eingang zum Jeningensaal. Darunter ist der Speiseplan für den Montag. Volker Pudör von den „Orten des Zuhörens“der Caritas begrüßt die Gäste im Vorraum. Er tut alles, um den Gästen einen wirklich freundlichen Empfang zu bereiten, hilft Menschen mit Handicap, hat aber auch jede Menge Informationsmaterial parat. Angelika Mai vom Organisationsund Leitungsteam der Vesperkirche hat wieder für eine einladende Dekoration gesorgt: Ein Haselstrauß mit Marienkäfern steht am Eingang, Schneeglöckchen zieren die Tische. „Die passen doch zum Wetter draußen“, meint der evangelische Pfarrer Martin Schuster.
Zwei Euro für ein Mittagessen mit Kaffee und Kuchen
Hildegard Dritschler lässt sich derweil die leckere Kartoffelsuppe munden. Die verwitwete Ruheständlerin kommt, wenn es nur irgendwie geht, immer zur Vesperkirche. „Die Suppe ist saumäßig heiß“, findet die treue Seele und löffelt genüsslich weiter. Wählerisch ist Hildegard Dritschler ganz und gar nicht: „Ich bin nicht näschig.“Die Gäste kommen an diesem Montag nicht in Scharen, sondern eher tröpfchenweise, um sich an der Kasse beim städtischen Integrationsbeauftragten Jürgen Schäfer und beim Ausländerbeauftragten Thomas Steidle Essensbons zu kaufen. „Das läppert sich heut' so“, kommentiert eine Rentnerin. Das Helferteam hat es an diesem Tag nicht allzu stressig.
„Hände, die schenken, erzählen von Gott“, singt der evangelische Pfarrer Martin Schuster um die Mittagszeit zusammen mit fünf Schülerinnen der Mädchenschule Sankt Gertrudis, die sich in die Helferschar eingereiht haben. Auf den Tischen liegen Liedzettel zum Mitsingen. „Wir wollen sozial sein, was für die Menschen machen“, begründet Melina Mayer ihr Engagement, das natürlich auch Spaß mache. Wie die anderen vier Mädchen besucht sie die Klasse R8a der Sankt Gertrudis. Die ganze Klasse bringt sich im Laufe der Woche ein, bis einschließlich Freitag. Schon im vergangenen Jahr waren die Schülerinnen dabei. „Unsere Klassenlehrerin hat es letztes Jahr vorgeschlagen“, erzählt Vanessa Lang. „Wir haben nachgefragt, ob wir nochmals dürfen“, ergänzt Leonie Kuchler.
Bedienen lassen sich dagegen sieben Schülerinnen und Schüler aus dem Hariolf-Gymnasium, die mit ihrer Lehrerin Annemarie Zundler gekommen sind. Sie besuchen die Oberstufenklasse in evangelischer Religion. „Sie betreiben empirische Feldstudien“, klärt Pfarrer Martin Schuster auf.
Vesperkirche vermittelt „elementare, wichtige Werte“
Schüler René Hegel präzisiert: Im Religionsunterricht habe man die Vesperkirche in Bezug auf das Thema „Was ist Kirche?“behandelt. „Jetzt sind wir hier, um das selber mal anzuschauen“, sagt der 16-jährige Gymnasiast: „Die Werte hier in der Vesperkirche sind elementare, wichtige Werte.“Der Gymnasiast nennt dabei Gemeinschaft, Güte und Nächstenliebe. Unter den Besuchern sind viele Rentnerinnen und Rentner, aber auch Familien mit kleinen Kindern.
Diakon Siegfried Herrmann findet es schön, dass immer so viele Leute da sind, „und dass die immer kreuz und quer hocken“. Die Gemeinschaft sei entscheidend, meint er. Dabei lobt er auch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die mit Begeisterung und Engagement hinter der Sache stünden: „Sehen Sie sich die Gesichter an! Da sehen Sie keine Griesgram-Gesichter!“
Und die Kommunikation wird großgeschrieben. Man werde gut bedient, das Essen sei gut, und man habe Unterhaltung, nennt Walter Böhme (70) das, was die Vesperkirche ausmacht. Mit Diakon Herrmann und zwei Seniorinnen sitzt er quasi am Stammtisch. „Wir freuen uns von einer Vesperkirche zur anderen“, sagt eine der Begleiterinnen. Der Termin der nächsten Vesperkirche, vom 5. bis 11. November 2018, stehe bereits im Kalender. Info: „Wir brauchen noch Kuchenspenden,
vor allem für Samstag und Sonntag“, sagt Angelika McVeigh-Grupp vom Leitungsteam der Vesperkirche.