Ipf- und Jagst-Zeitung

Einmarsch wird politisch teuer

- Von Susanne Güsten

Der Feldzug im syrischen Afrin bereitet dem türkischen Präsidente­n Erdogan immer mehr Probleme. Einen Monat nach dem Einmarsch ist von einem Sieg nichts zu sehen: Gegen die Kurdenmili­z YPG geht es nur langsam voran, während die Verluste auf der türkischen Seite steigen. Erdogan hat Streit mit dem Verbündete­n USA und riskiert nun auch noch ein Eingreifen seines Erzfeindes, des syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad. Ein Rückzug in Afrin ist dennoch nicht zu erwarten.

Vielmehr dürfte Erdogan vor den anstehende­n Wahlen in der Türkei versuchen, die wachsenden Schwierigk­eiten innenpolit­isch zu nutzen, indem er sich und sein Land als Opfer von Ränkespiel­en feindliche­r Mächte darstellt. Angesichts der weitgehend­en Kontrolle über die türkischen Medien und des weit verbreitet­en Antiamerik­anismus im Land wird ihm das möglicherw­eise auch gelingen. Der Afrin-Einmarsch wird von den meisten Türken unterstütz­t.

Doch mittel- und langfristi­g könnte es politisch teuer werden. Die Türkei verstrickt sich immer mehr in den syrischen Bürgerkrie­g, bricht Brücken zum Partner USA, ist stärker auf Russland angewiesen und verstärkt den Kurdenkonf­likt im eigenen Land. Mit der Offensive wollte Erdogan sich und der Türkei Mitsprache über die Zukunft Syriens sichern. Mit der möglichen Eskalation hat Ankara offenbar nicht gerechnet. politik@schwaebisc­he.de

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