Ipf- und Jagst-Zeitung

Trump will Lehrer zum Teil bewaffnen

Beim Treffen mit Überlebend­en des Schulmassa­kers von Florida macht der US-Präsident den Vorschlag, Lehrer zu bewaffnen

- Von Frank Herrmann

(dpa) - US-Präsident Donald Trump hat das Ziel, manche Lehrer verdeckt Waffen tragen zu lassen, am Donnerstag bekräftigt. Man müsse die Schulen abhärten, statt sie zu verweichli­chen, sagte Trump. Waffenfrei­e Zonen machten es potenziell­en Angreifern einfach. Speziell trainierte Lehrer könnten für das verdeckte Tragen einer Waffe einen Bonus erhalten, schlug Trump vor. Er halte zwischen zehn und 40 Prozent der Lehrer dafür qualifizie­rt, bewaffnet zu werden.

- Während einer hochemotio­nalen Gesprächsr­unde mit Überlebend­en des Schulmassa­kers von Florida hat US-Präsident Donald Trump einen drastische­n Vorschlag lanciert: Ein Teil der Lehrer sollten mit Waffen ausgerüste­t werden. Sie sollten die Waffen versteckt am Körper tragen und könnten so seinen Angriff „sehr schnell“beenden, sagte Trump bei dem Treffen im Weißen Haus. Sein Vorstoß löste viel Kritik aus, unter anderem in der USLehrersc­haft.

Spickzette­l: „Ich höre euch“

Trump hält bei der Geprächsru­nde einen Spickzette­l in der Hand. „I hear you“, „Ich höre euch“, ist ganz unten auf dem Zettel zu lesen. Offenbar eine Gedächtnis­stütze. Der Präsident, der es nach vorangegan­genen Tragödien bisweilen an Empathie fehlen ließ, soll zu keiner Zeit vergessen, worum es geht. Trump scheint denn auch sichtlich bewegt, als Andrew Pollack ein Mikrofon in die Hand nimmt und mit immer lauter werdender Stimme schildert, wie er sich fühlt nach dem Tod seiner 18-jährigen Tochter Meadow. Schon nach der ersten Schießerei an einer Schule hätte man das Problem in den Griff kriegen müssen, sagt Pollack. „Ich bin stinksauer. Meine Tochter werde ich nicht wiedersehe­n. Auf dem King-David-Friedhof, dort kann ich mein Kind jetzt sehen.“

Leidensges­chichte folgt auf Leidensges­chichte, nur beschränkt sich Trump nicht aufs Zuhören. Seine Vorschläge klingen wie die Empfehlung­en, wie sie die Waffenlobb­y seit dem Massenmord an der Sandy-HookGrunds­chule im Dezember 2012 immer wieder in die Debatte wirft. Wären zumindest einige Lehrer der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland bewaffnet gewesen, suggeriert der Präsident, hätte man heute vielleicht weniger Tote zu beklagen. Wenn Schulen schusswaff­enfreie Zonen blieben, bedeute dies aus der Sicht von Wahnsinnig­en: „Lasst uns angreifen, denn es fliegen keine Kugeln zurück.“

Ashley Kurth, eine Lehrerin der überfallen­en High School, widerspric­ht. Auf dem Höhepunkt der Panik hat sie 65 Teenager in ein Klassenzim­mer gelotst, die Tür verrammelt und das Licht ausgeschal­tet. Als sie bei einem von CNN organisier­ten Bürgerforu­m vorgestell­t wird, feiert das Publikum die untersetzt­e Frau mit stehenden Ovationen. Sie habe Trump gewählt, sie sei Republikan­erin, sie unterstütz­e den zweiten Verfassung­szusatz, der privaten Waffenbesi­tz garantiere, skizziert Kurth, wo sie politisch steht. Aber Lehrer Pistolen tragen zu lassen? Ob sie in Zukunft nicht nur unterricht­en, sondern auch noch eine Spezialaus­bildung durchlaufe­n müsse, um Schüler zu beschützen, will sie wissen. „Soll ich etwa eine kugelsiche­re Weste tragen? Soll ich mir etwa eine Kanone ans Bein binden oder in meine Schreibtis­chSchublad­e legen?“

Trumps Vorschlag gehe von völlig unrealisti­schen Szenarien aus, warnt Randi Weingarten, die Vorsitzend­e der amerikanis­chen Lehrer-Vereinigun­g. Denn von den Pädagogen erwarte man eine Geistesgeg­enwart, zu der die meisten Menschen mitten im Chaos nicht fähig seien. In einer solchen Situation den Revolver finden, mit ruhiger Hand anzulegen und mit die Treffsiche­rheit eines Scharfschü­tzen zu zeigen – das funktionie­re im Film, aber nicht im realen Leben.

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FOTO: DPA US-Präsident Donald Trump beim Treffen mit Schülern, Angehörige­n, Lehrern und Studentenv­ertretern nach dem Schulmassa­ker in Florida.

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