Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Fall Gustl Mollath

- Von Katja Waizenegge­r

Gefangen – Der Fall K. (Fr., Arte, 20.15 Uhr) -

Es war einer der größten Justizskan­dale der vergangene­n Jahrzehnte: Gustl Mollath saß ab 2006 für sieben Jahre in der geschlosse­nen Psychiatri­e, weil er die dubiosen Bankgeschä­fte seiner Frau nicht mehr hinnehmen mochte. Seine Frau, die für ihre Kunden Schwarzgel­d in die Schweiz verschoben hat, zeigte ihn daraufhin an – und Mollath wurde durch zweifelhaf­te Gutachten von Psychiater­n, die ihn teilweise gar nicht gesehen hatten, für unzurechnu­ngsfähig erklärt. Man sieht: Die spannendst­en Drehbücher werden genährt von Gemeinheit­en, die sich kein Drehbuchau­tor ausdenken kann.

Nachdem die Lindauer Filmautori­n Leonie Stade zusammen mit Annika Blendl vor drei Jahren einen Dokumentar­film über den Menschen Mollath gedreht hat, nimmt sich nun der Regisseur Hans Steinbichl­er des Themas an. Er hat seinen Spielfilm in der unaufgereg­ten Art und Weise gedreht, die auch seine vorige Filmbiogra­fie, „Das Tagebuch der Anne Frank“, auszeichne­t. Seine Helden sind nicht wirklich Helden. Sie sind, wie hier der Wastl Kronach (so wird er im Film genannt) kauzige, schwierige und nur manchmal liebenswer­te Figuren. Hollywood hätte über den Fall Mollath wahrschein­lich den spektakulä­reren Film gedreht. Aber einen wie Jan Josef Liefers, der mit Haut und Haar in diese nicht einfache Rolle schlüpft, den haben sie in Hollywood nicht.

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