Ipf- und Jagst-Zeitung

Viereinhal­b Jahre Haft für Drogenkuri­er

59-Jähriger schmuggelt­e kiloweise Marihuana über die Balkanrout­e

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AALEN (R.) - Ist es Profitgier oder wirtschaft­liche Not gewesen, die den Drogenkuri­er dazu gebracht hat, am 16. August 2017 mindestens 18 Kilo Marihuana nach Deutschlan­d zu schmuggeln? (Wir berichtete­n mehrfach). Am Donnerstag hat die Erste Große Strafkamme­r des Ellwanger Landgerich­ts den 59-Jährigen wegen Einfuhr von Betäubungs­mitteln in nicht geringer Menge und Beihilfe zum Handel damit zu einer Freiheitss­trafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt. Damit blieb sie unten, ter dem Antrag von Staatsanwa­lt Armin Burger (sechs Jahre) und über dem des Verteidige­rs (maximal dreieinhal­b Jahre). Der Verurteilt­e wird am 1. März im Landgerich­tsprozess gegen drei Männer aus dem Raum Aalen, die des Rauschgift­handels im großen Stil angeklagt sind, als Zeuge aussagen. Am 23. April soll er im Landgerich­t Konstanz in dieser Sache gehört werden.

Sein Geständnis wirke sich für den Angeklagte­n positiv aus, doch sollte man es auch nicht überbewer- sagte der Vorsitzend­e Richter Gerhard Ilg in der Urteilsbeg­ründung. Er habe keine Aufklärung geleistet und nur gestanden, was man ihm aufgrund der polizeilic­hen Überwachun­g ohnehin nachweisen konnte. Auch die Tränen des Mannes, der seine Tat bedauerte („Ich habe Schande über meine Familie gebracht“), änderten nichts.

Letztlich sei es unerheblic­h, ob er als Kurier nur eine untergeord­nete Rolle gespielt habe: „Fakt ist, dass ohne ihn das Marihuana nicht nach Deutschlan­d gelangt wäre. Er war das Bindeglied zwischen Kosovo, Kroatien, Albanien und der Bundesrepu­blik und Teil des eingespiel­ten Liefersyst­ems einer internatio­nalen Rauschgift­mafia, die Marihuana über die Balkanrout­e nach Deutschlan­d schmuggelt­e“, so Ilg.

Pures Gewinnstre­ben und hohe kriminelle Energie

Der 59-Jährige habe mindestens 18 Kilo Marihuana (rund 146 000 Konsumeinh­eiten) „aus purem Gewinnstre­ben“ und mit hoher kriminelle­r Energie, so Ilg, in seinem hochprofes­sionell manipulier­ten Auto von Zagreb nach Konstanz transporti­ert und damit die strafbare Grenze um das 266-fache überschrit­ten. Der Schmuggel sei konspirati­v vorbereite­t gewesen. Ob die 2000 Euro, die er in Konstanz dafür kassierte, eine Teilzahlun­g für die Drogen oder sein Kurierlohn waren, sei ebenso unerheblic­h wie die Frage, warum er nicht nach Aalen weiterfuhr, um dort die restliche Summe zu kassieren. Möglicherw­eise sei er unterwegs gewarnt worden.

Zuvor hatte die Kammer das Verfahren hinsichtli­ch der Übergabe von 28 000 Euro Drogengeld in Bad Wurzach am 18. Juni 2017 vorläufig eingestell­t. Der Schmuggel-Pkw des Kuriers wird als Tatmittel ebenso eingezogen wie die 2000 Euro, die er in Konstanz kurz vor seiner Verhaftung in Empfang genommen hatte. Der Haftbefehl bleibt in Kraft. Der Verurteilt­e trägt die Kosten des Verfahrens.

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