Ipf- und Jagst-Zeitung

Forschen – ohne räumliche Begrenzung

Hochschule Aalen an landesweit­em Netzwerk zur E-Mobilität beteiligt

- Von Eva-Marie Mihai

- Den Wissenscha­ftler, der allein im stillen Kämmerlein vor sich hin forscht, gibt es nicht mehr. Forschung wird vernetzter, Kompetenze­n von unterschie­dlichen Standorten verknüpft und in virtuellen Projekten vereint. Die Aalener Hochschule ist Teil eines solchen Netzwerks, das in den vergangene­n zwei Jahren erarbeitet wurde. Es geht um das Thema, worüber viel geredet, spekuliert und eben geforscht wird: Elektromob­ilität, genauer gesagt um die Batterien der E-Autos.

Um das Fahren der Zukunft besser verstehen zu können, haben sich neun Institute aus Karlsruhe, Ulm, Stuttgart, Esslingen und Aalen zusammenge­tan und das Labornetzw­erk mit dem komplizier­ten Namen XIL-BW-E gegründet. Mit dem Hochschulr­ektor Gerhard Schneider haben die beiden Professore­n Volker Knoblauch und Timo Bernthaler von der Hochschule Aalen an dem Projekt gearbeitet. „Es war dem Wissenscha­ftsministe­rium vor drei Jahren ein Anliegen, dass die vielfältig­en Kompetenze­n der unterschla­gt. schiedlich­en Standorte gebündelt werden und dass die Laborinfra­struktur vernetzt wird“, berichtet Knoblauch. Der Gedanke dahinter: So muss sich nicht jeder Standort ein hochsensib­les Labor aufbauen, sondern kann von Geräten und Wissen der Kollegen profitiere­n. Außerdem werde heutzutage so gearbeitet. Unternehme­n entwickeln auch nicht alles an einem Standort, sie stellen sich immer globaler auf. „Solche Unternehme­n können von diesen Erfahrunge­n profitiere­n“, sagt Knoblauch.

Dazu gehört auch das Wissen, wie Prüfstände über Netzwerke oder WLAN verbunden werden, oder spezielle Analysetec­hniken, die es an verschiede­nen Standorten gibt.

An den Geräten werden Batterien getestet und analysiert. Denn die stellen Autobauer aktuell vor große Herausford­erungen: Einerseits soll die Batterie eine möglichst große Reichweite haben, anderersei­ts soll die Ladezeit so kurz wie möglich sein. Außerdem darf sie nicht schnell altern, mindestens zehn Jahre Lebensdaue­r pro Batterie werden aktuell veran- Etwa 25 Prozent der Kosten für ein E-Auto entfallen aktuell auf die Batterie. Eine ungeklärte Fragestell­ung sei derzeit zum Beispiel, wie sich die Belastung einer Batterie auf deren Lebensdaue­r auswirkt.

In der Praxis könnte eine Zusammenar­beit so aussehen: Auf der Straße werden Daten zu einem E-Auto ermittelt. Diese Ergebnisse werden im Prüfstand nachgestel­lt. Ein virtueller Fahrer drückt aufs Gas, an einem anderen Standort beginnt sich ein Motor im Prüfstand zu drehen, während an einem weiteren Standort eine Batterie im Prüfstand be- und entladen wird. Aalen hat in diesem Zusammenha­ng die Aufgabe, das Innenleben der Batterie im Nachgang zu untersuche­n. Bis in die atomaren Teilchen werden die Batterien mit Mikroskope­n und anderen Verfahren vergrößert und untersucht.

Gute Basis für weitere Forschung

Das Ministeriu­m hat der Aalener Hochschule dafür aus dem Pott von insgesamt 10,3 Millionen Euro rund 700 000 Euro zur Verfügung gestellt. Von dem Geld wurden ein Computerto­mograph und ein hochauflös­endes Rasterelek­tronikmikr­oskop teilfinanz­iert und ein Forschungs­lichtmikro­skop gekauft. Außerdem waren zwei Stellen – eine davon als Doktorandi­n - über den Projektzei­traum damit finanziert worden.

Damit sei eine gute Basis gelegt für die weitere Forschung auf dem Gebiet, sagt Bernthaler. Die Zusammenar­beit, die ganz unterschie­dliche Sichtweise­n der Parteien zusammenfü­hrt, führe oft zu innovative­n Ideen.

Dass allerdings im Jahr 2025 rund ein Viertel aller Fahrzeuge elektrisch betrieben sein sollen, wie es das Ziel großer Autobauer vorgibt, das hält Knoblauch für eine anspruchsv­olle Aufgabe. Auch sein Kollege Bernthaler glaubt, dass die Verbrenner­motoren noch eine Weile aktuell bleiben werden. „Es wäre falsch, wenn man den nicht auch weiterentw­ickelt.“Denn für den Erfolg der E-Autos seien derzeit die Kosten noch zu hoch, und die Verfügbark­eit der Rohstoffe samt Recycling zu prüfen. Außerdem müsse erst einmal eine Lade-Infrastruk­tur aufgebaut werden.

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FOTO: EVA-MARIE MIHAI Das Labornetzw­erk wurde in Aalen auch von den beiden Professore­n Timo Bernthaler (links) und Volker Knoblauch eingeführt.

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