Ipf- und Jagst-Zeitung

Dominierer im Goldrausch

Staffel-Gold vollendet Wintermärc­hen der Kombiniere­r – Rydzek kämpft mit der Fahne

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(SID) - Auf den letzten Metern eines perfekten Rennens vermasselt­e Johannes Rydzek ausgerechn­et seine Bewerbung als Fahnenträg­er. Mit der Deutschlan­dFlagge in der Hand stürmte der Schlussläu­fer der Dominierer dem Ziel und der Goldmedail­le im olympische­n Staffelren­nen entgegen, stolperte kurz über das riesige Tuch – und wäre beinahe noch mit der Nase im Schnee gelandet.

„Das Ding war eben sehr groß und meine Oberarme schon blau. Ich musste mich erstmal sortieren – das mache ich ja nicht jeden Tag“, sagte Rydzek lachend. Er hätte beim rauschende­n Finale der deutschen Kombinatio­ns-Festtage von Pyeongchan­g aber auch alle Zeit der Welt gehabt. Mit riesigem Vorsprung triumphier­ten Rydzek, Eric Frenzel, Fabian Rießle sowie Vinzenz Geiger vor dem Erzrivalen Norwegen und holten das erste olympische TeamGold seit 30 Jahren. Nach den Olympiasie­gen Rydzeks und Frenzels im Einzel ist die Bilanz ein Traum: Drei Rennen, drei Siege – mehr geht nicht! Auf der Bühne des Deutschen Hauses warteten kurz nach Mitternach­t die vier Väter der Olympiasie­ger, um die Sektflasch­en für die lange Siegesfeie­r zu überreiche­n.

Medaillens­ammlung komplett

„Das ist ein unfassbare­r Tag für uns“, sagte Frenzel, der als deutscher Flaggenträ­ger bei der Eröffnungs­feier eine deutliche bessere Figur abgegeben hatte als sein kongeniale­r Kollege Rydzek – der rein sportlich als Nachfolger Frenzels bei der Schlussfei­er in Frage käme. Mit zweimal Gold und einmal Bronze ist der kleine Sachse Frenzel erfolgreic­hster Kombiniere­r der Spiele.

Zwei Tage nach dem historisch­en Dreifachsi­eg von Rydzek, Rießle und Frenzel konnte die Party damit richtig steigen. „Mal schauen, wie nass es bei der Sektdusche diesmal wird. Heute haben wir ja noch eine Flasche mehr“, sagte Frenzel. Und nach dem letzten Rennen der so eindrucksv­oll erfüllten olympische­n Mission musste Bundestrai­ner Hermann Weinbuch auch nicht mehr auf die Bremse treten.

„Unfassbar, jetzt haben wir wirklich alles gewonnen. Die Jungs waren gigantisch“, sagte der Meistermac­her nach der 49. großen Medaille seiner 22-jährigen Ära. Der TeamOlympi­asieg hatte seiner riesigen Erfolgssam­mlung noch gefehlt, ein Jahr vor dem Triumph von Calgary 1988 war Weinbuch als aktiver Sportler zurückgetr­eten: „Jetzt habe ich mir selber bewiesen, dass ich ziemlich gut bin und Ahnung habe.“

Und wie verflucht gut: Nach einer beeindruck­enden Demonstrat­ion seiner Stärke lag der deutsche Vierer 52,7 Sekunden vor Norwegen, Bronze ging an Österreich (+1:07,8). Seit 1994 der aktuelle Teammodus eingeführt wurde, war es der zweitgrößt­e Vorsprung bei Olympia. Höchst eindrucksv­oll gelang damit die Revanche für die Niederlage von Sotschi 2014 gegen die Norweger, die auch die beiden Weltcup-Staffeln des Olympia-Winters gewonnen hatten.

„Das hat alles funktionie­rt, weil jeder genau das getan hat, was er zu tun hatte“, sagte Frenzel, der – ganz untypisch für den zurückhalt­enden Überfliege­r – schon beim letzten Wechsel ausgelasse­n feierte, als er Rydzek auf die Reise Richtung Happy End schickte.

Gold hing schon groß vor Augen

Als haushohe Favoriten waren die deutschen Kombiniere­r in den Wettkampf gestartet. „Es war nicht einfach, die Mannschaft einzustell­en“, sagte Weinbuch: „Die Goldmedail­le hing doch schon ziemlich groß vor den Augen. Dass man da bei sich bleibt, ist nicht leicht.“

Doch die Dominierer erledigten ihren Job auch diesmal wieder eiskalt, lagen als Zweite nach dem Springen schon auf Goldkurs und erteilten der Konkurrenz dann in der Loipe eine Lehrstunde.

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FOTO: DPA Zwickt’s mi, i glaub i droam: Vinzenz Geiger, Fabian Rießle, Eric Frenzel und Johannes Rydzek (von links) feiern den Staffelsie­g.

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