Großeinsatz an der Ostküste
Aalener Heiko Richter geht mit DFB-Fußball-Frauen als Betreuer auf US-Tour
- Mit dem Kugelschreiber zeigt Heiko Richter (41) auf der Weltkarte auf die Ostküste der USA. Vom kälteren Norden hinab bis in den milderen, sonnenverwöhnten Süden: Das ist sein Revier für zwei Wochen. Es gibt schlechtere Orte für einen Arbeitseinsatz als Columbus, Harrison, Orlando. Dass sich Richter mit dem großen Tross der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft dort aufhält, ist wichtig. Wichtig ist aber auch, dass Material da ist. Als Betreuer der DFB-Frauen hat der Aalener seinen zweiten großen Einsatz. Für ihn sei es die „größte Herausforderung“. Die deutsche Elite-Kickerinnen in drei Spielen an den drei Orten beim „SheBelieves Cup“, vergleichbar mit dem Confed-Cup bei den Herren. Fernziel sind die WM 2019 und Olympia 2020. Doch was ab diesem Samstag zählt, ist das Jetzt.
Zunächst hofft Richter, dass tonnenweise Gepäck, das im Vorauskommando nach Amerika versendet wurde, vollzählig angekommen ist. 23 Spielerinnen, Funktionsteam und jede Menge Trainingsutensilien: Das heißt viel Textil und Plastik, damit eine Mannschaft professionell arbeiten kann. „Ich bin gespannt, was auf mich zukommt“, sagt Richter, der nach seinem Abflug am Samstag am Sonntag auf das Team trifft.
Er ist für die Organisation und Logistik vor Ort zuständig, muss etwa planen, wann welche Materialien wo zu sein haben, damit die Auswahl von Bundestrainerin Steffi Jones (45) auf dem Platz arbeiten kann. Gut möglich, dass Richters Auftritt in den USA für diesen Zweck einmalig ist. „Der Aufwand mit Anreise und Jetlag ist immens“, sagte Jones im Vorfeld der Reise.
Die ist sportlich wichtig für ihr Team, denn nach der verpatzten EM will der DFB freilich Ergebnisse sehen. Beim Turnier trifft Deutschland auf Weltmeister USA (2. März, Columbus), reist dann nach Harrison um auf den WM-Dritten England (4. März) zu treffen und am Ende nach Orlando, wo Frankreich (7. März) der letzten Gegner ist. Am 9. März geht es zurück nach Deutschland.
DFB-Frauen im Umbruch
Jones leitete in der Mannschaft den Umbruch ein. „Der Frauenfußball befindet sich um Wandel“, beobachtet auch Richter, der irgendwie mehr ist als nur Betreuer. In seiner Tätigkeit als U20 Herren-Betreuer unter Coach Frank Wormuth („Da habe ich sehr viel mitgenommen“) und nicht zuletzt als Trainer am DFB-Stützpunkt in Böbingen sowie in der Bezirksliga beim SV Neresheim kam der Aalener viel rum - und nahm viel mit. Zudem ist Richter Sport- und Mental-Coach und hat das offene Ohr und seine Meinung für die Spielerinnen.
Der Twist um das Gesicht des deutschen Frauen-Fußballs, Defensivspielerin Lena Goeßling (31) vom VfL Wolfsburg, die Jones kritisierte, sorgte bis Jahresende für Aufruhr, für den Cup nominierte Jones Goeßling in diesem Monat zurück. „Von der Leistung her führt kein Weg dran vorbei“, merkt Richter an. Doch wie bei den DFB-Herren strömen auch bei den Damen immer mehr „junge Kräfte“nach, im 23-köpfigen Kader
„Ich bin gespannt, was auf mich zukommt.“ DFB-Betreuer Heiko Richter
tummeln sich viele junge Spielerinnen. Die meisten kommen von Wolfsburg, Bayern München und SC Freiburg.
„Wir haben ein richtig großes Potenzial“, erklärte Jones vor dem ersten großen Auftritt 2018. Dass Jones ihr Team auch in Zukunft zum Erfolg führt, weckte Zweifler. Richter zählt nicht dazu. Er schätztdie Trainerin, zu deren Stab er seit Juni 2017 gehört. „Steffi Jones ist eine super Führungspersönlichkeit“, lobt der Betreuer. Jones lege „sehr viel Wert auf Disziplin, aber sie verpackt das in netten Worten.“Anpacken und nette Worte wählen: Das hilft auch Heiko Richter bei seiner US-Tour.