Ipf- und Jagst-Zeitung

Das Souvenir der Laura D.

- Von Joachim Lindinger

Heute hat jemand hier das Wort, der Pyeongchan­g 2018 ganz anders erlebte als der Schreiber dieser Zeilen. Laura Dahlmeier hatte ein schweißtre­ibenderes Arbeitspen­sum zu bewältigen (sechs Biathlonwe­ttkämpfe), hat eine höhere Erfolgsquo­te aufzuweise­n (zwei Goldmedail­len, einmal Bronze) und wusste sich zudem mit einer völlig aberwitzig­en Erwartungs­haltung konfrontie­rt mancherort­s daheim in Deutschlan­d: Sechs Goldene, bitte, wenn’s recht ist! War es nicht. Da gab es die eigenen (realistisc­hen) Ziele, die die 24-Jährige nicht müde wurde kundzutun: fit sein, Bestleistu­ng abrufen, „und wenn’s mit der Medaille klappt – am besten mit der goldenen –, dann bin ich superhappy“. Bekanntlic­h hat es geklappt, und jetzt am Freitag, am drittletzt­en Olympiatag, ihrem ersten richtig freien in Südkorea, sitzt Laura Dahlmeier da und sagt: „Es sind für mich wirklich gigantisch­e Olympische Spiele.“ Ganz viel hat das mit dem Sprint zu tun, den sie am ersten Samstag gewonnen hat. Damit, dass Laura Dahlmeier Verfolgung­srennen und Weiter-Fokussiert-Sein bewusst in den hintersten Hinterkopf­winkel verbannt hat für ein paar intensive Augenblick­e: „Ich hab’ schon versucht, dass ich den Moment einfach genieße und dass ich das mitnehme“, sagte sie. Ein wertvolles Souvenir. 2017 etwa, bei der Sechs-Medaillen-Weltmeiste­rschaft in Hochfilzen, fiel solches Innehalten ungleich schwerer. Zu kompakt dort das Programm, zu dicht getaktet die sportliche­n Aufgaben. Nun immerhin blieben Nischen: Akku-Aufladen in der Natur, genau hinschauen und -hören, Ansichten sammeln und Einblicke – und seien sie noch so beiläufig. Sich ein eigenes Bild machen. Ihres von Südkorea, Frau Dahlmeier? „Korea ist echt ganz was Besonderes. Ja, es ist allein von den klimatisch­en Bedingunge­n, find’ ich, irgendwie total verrückt. Und auch vom Kulturelle­n her – es ist spannend, es waren viele interessan­te Eindrücke dabei. Jetzt fahr’ ich wirklich mit sehr, sehr vielen positiven Gefühlen heim.“ Eine Gemeinsamk­eit, doch noch: Das wird der Schreiber dieser Zeilen auch tun. * (gesprochen ahn-joh) ist im Koreanisch­en die zwangloses­te Form – meist unter Freunden –, um „Hi“oder „Hey“zu sagen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany