Neresheimer Brüder stellen die Weichen
Amtszeit des amtierenden Prior-Administrators Pater Albert Knebel läuft ab
– Die acht Benediktinermönche auf dem Ulrichsberg stellen am Freitag die Weichen für die nächsten Jahre: Am Samstag läuft die Amtszeit des amtierenden Prior-Administrators Pater Albert Knebel ab. Beobachter gehen zwar davon aus, dass seine Mitbrüder ihn erneut in dieses Amt berufen. Nicht ausgeschlossen wird jedoch, dass sie die Weichen anders stellen.
Fest steht lediglich der Ablauf am Freitag: Um 9 Uhr versammelt sich die Mönchsgemeinschaft, die aus fünf Patres, also geweihten Priestern, und drei Brüdern sowie einem sogenannten Novizen besteht, zum Gottesdienst, dem sich die Wahlhandlung unter der Leitung des Abtspräses der sogenannten Beuroner Kongregation, Pater Albert Schmidt, anschließt. Dabei sind der amtierende Prior-Administrator und der Novize nicht wahlberechtigt.
Wie sich die Mönche entscheiden werden, ist nach Ansicht von Beobachtern völlig offen. Als wahrscheinlichste Lösung gilt, dass Pater Albert als Prior-Administrator im Amt bestätigt wird. Diese Funktion übt er seit sechs Jahren aus, seit der inzwischen verstorbene Abt Norbert Stoffels aus dem Amt geschieden war. Der Prior-Administrator hat dieselben Rechte und Pflichten wie ein Abt, trägt aber weder dessen Titel noch dessen Insignien und erhält auch keine Benediktion, also Abtweihe.
Denkbar ist aber auch, dass die Mönche Pater Albert zu ihrem neuen Abt wählen. Auch im Kloster Tholey im Saarland, das zur Beuroner Kongregation gehört, hatten die Mönche keinen Nachfolger für ihren ausgeschiedenen Abt gewählt, sondern sechs Jahre lang einem Prior-Administrator die Leitung übertragen – um ihn danach, 2014, zu ihrem Abt zu berufen.
Bei einer solchen Lösung würde sich für den seitherigen Prior-Administrator nicht viel ändern. Er bliebe Leiter des Klosters, dies würde für Außenstehende jedoch augenfälliger durch Krummstab, Ring, Brustkreuz und Mitra - und es gäbe in Neresheim nach langer Zeit wieder einmal eine Abtbenediktion, also eine feierliche Segnung durch einen Bischof oder einen Abt, ein der Bischofsweihe vergleichbares Zeremoniell.
Damit sind die Möglichkeiten für die Mönchsgemeinschaft aber noch nicht ausgereizt. Möglich wäre auch, Pater Gregor – er ist außer Pater Albert der einzige unter 70-Jährige und damit Wählbare unter den Mönchen auf dem Ulrichsberg - entweder zum Prior-Administrator oder zum Abt zu berufen. Ebenfalls eine Möglichkeit: Der Konvent könnte einen Mitbruder aus einem anderen Benediktinerkloster zu seinem neuen Vorsteher berufen, im Rang eines Abts, eines Abt-Administrators beziehungsweise Prior-Administrators.
Der bisherige, 1957 in Karlsruhe geboren, trat 1976 nach dem Abitur in das Kloster Neresheim ein. Er legte nach dem Noviziat 1978 die Mönchsprofess ab, studierte in Salzburg Philosophie und Theologie und empfing 1984 in der Abteikirche Neresheim die Priesterweihe durch den seinerzeitigen Rottenburger Bischof Georg Moser. Pater Albert war seit 1993 als Prior Stellvertreter von Abt Norbert Stoffels.
Die Beuroner Kongregation ist ein Zusammenschluss von 18 zumeist deutschen beziehungsweise deutschsprachigen Männer- und Frauenklöstern des Benediktinerordens, zu der auch das Kloster Neresheim gehört. Hauptkloster und Namensgeber ist die Erzabtei Beuron im oberen Donautal zwischen Sigmaringen und Tuttlingen. Abtpräses Albert Schmidt vom Kloster Beuron ist der ranghöchste Würdenträger der Kongregation.