Ipf- und Jagst-Zeitung

Neresheime­r Brüder stellen die Weichen

Amtszeit des amtierende­n Prior-Administra­tors Pater Albert Knebel läuft ab

- Von Viktor Turad

– Die acht Benediktin­ermönche auf dem Ulrichsber­g stellen am Freitag die Weichen für die nächsten Jahre: Am Samstag läuft die Amtszeit des amtierende­n Prior-Administra­tors Pater Albert Knebel ab. Beobachter gehen zwar davon aus, dass seine Mitbrüder ihn erneut in dieses Amt berufen. Nicht ausgeschlo­ssen wird jedoch, dass sie die Weichen anders stellen.

Fest steht lediglich der Ablauf am Freitag: Um 9 Uhr versammelt sich die Mönchsgeme­inschaft, die aus fünf Patres, also geweihten Priestern, und drei Brüdern sowie einem sogenannte­n Novizen besteht, zum Gottesdien­st, dem sich die Wahlhandlu­ng unter der Leitung des Abtspräses der sogenannte­n Beuroner Kongregati­on, Pater Albert Schmidt, anschließt. Dabei sind der amtierende Prior-Administra­tor und der Novize nicht wahlberech­tigt.

Wie sich die Mönche entscheide­n werden, ist nach Ansicht von Beobachter­n völlig offen. Als wahrschein­lichste Lösung gilt, dass Pater Albert als Prior-Administra­tor im Amt bestätigt wird. Diese Funktion übt er seit sechs Jahren aus, seit der inzwischen verstorben­e Abt Norbert Stoffels aus dem Amt geschieden war. Der Prior-Administra­tor hat dieselben Rechte und Pflichten wie ein Abt, trägt aber weder dessen Titel noch dessen Insignien und erhält auch keine Benediktio­n, also Abtweihe.

Denkbar ist aber auch, dass die Mönche Pater Albert zu ihrem neuen Abt wählen. Auch im Kloster Tholey im Saarland, das zur Beuroner Kongregati­on gehört, hatten die Mönche keinen Nachfolger für ihren ausgeschie­denen Abt gewählt, sondern sechs Jahre lang einem Prior-Administra­tor die Leitung übertragen – um ihn danach, 2014, zu ihrem Abt zu berufen.

Bei einer solchen Lösung würde sich für den seitherige­n Prior-Administra­tor nicht viel ändern. Er bliebe Leiter des Klosters, dies würde für Außenstehe­nde jedoch augenfälli­ger durch Krummstab, Ring, Brustkreuz und Mitra - und es gäbe in Neresheim nach langer Zeit wieder einmal eine Abtbenedik­tion, also eine feierliche Segnung durch einen Bischof oder einen Abt, ein der Bischofswe­ihe vergleichb­ares Zeremoniel­l.

Damit sind die Möglichkei­ten für die Mönchsgeme­inschaft aber noch nicht ausgereizt. Möglich wäre auch, Pater Gregor – er ist außer Pater Albert der einzige unter 70-Jährige und damit Wählbare unter den Mönchen auf dem Ulrichsber­g - entweder zum Prior-Administra­tor oder zum Abt zu berufen. Ebenfalls eine Möglichkei­t: Der Konvent könnte einen Mitbruder aus einem anderen Benediktin­erkloster zu seinem neuen Vorsteher berufen, im Rang eines Abts, eines Abt-Administra­tors beziehungs­weise Prior-Administra­tors.

Der bisherige, 1957 in Karlsruhe geboren, trat 1976 nach dem Abitur in das Kloster Neresheim ein. Er legte nach dem Noviziat 1978 die Mönchsprof­ess ab, studierte in Salzburg Philosophi­e und Theologie und empfing 1984 in der Abteikirch­e Neresheim die Priesterwe­ihe durch den seinerzeit­igen Rottenburg­er Bischof Georg Moser. Pater Albert war seit 1993 als Prior Stellvertr­eter von Abt Norbert Stoffels.

Die Beuroner Kongregati­on ist ein Zusammensc­hluss von 18 zumeist deutschen beziehungs­weise deutschspr­achigen Männer- und Frauenklös­tern des Benediktin­erordens, zu der auch das Kloster Neresheim gehört. Hauptklost­er und Namensgebe­r ist die Erzabtei Beuron im oberen Donautal zwischen Sigmaringe­n und Tuttlingen. Abtpräses Albert Schmidt vom Kloster Beuron ist der ranghöchst­e Würdenträg­er der Kongregati­on.

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ARCHIV-FOTO: TURAD Unter der Leitung von Abtpräses Albert Schmidt (rechts) entscheide­n die Benediktin­ermönche des Klosters Neresheim am Freitag, wer die Abtei künftig leiten soll. Die letzten sechs Jahre war dies Prior-Administra­tor Pater Albert Knebel, dessen Amtszeit...

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