Virtuos, feinfühlig und faszinierend
Konzertgitarrist Lothar Theissmann spielt spanische Musik aus vier Jahrhunderten
(R.) - In der Reihe „Jumping Fingers“hat Lothar Theissmann ein inspirierendes Konzert der leisen, transparenten Töne gegeben. In seinem Programm „Faszination Gitarre“wob er mit Werken von der Renaissance bis in unsere Tage ein hauchzartes Gespinst subtiler Nuancen und emotionaler Tiefe.
Für den Musiker war es zugleich eine Art Abschied. Im Palais Adelmann stellte er das anspruchsvolle Programm zum letzten Mal vor.
So dezent sein Auftreten ist, so verinnerlicht ist seine Musik. Lothar Theissmann ist ein Meister hauchzarter impressionistischer und wohltuend harmonischer Klänge ohne jegliche Effekthascherei. Behutsam lotete er die Feinheiten der „Intavolatura de la Cancion“des VihuelaSpielers Luys de Narvaez aus. Die Vihuela ist eine Kastenhalslaute, die im 16. Jahrhundert ihre Blütezeit erlebte. Auch der Katalane Luis de Milán spielte sie. Theissmann stellte sechs der 44 Fantasien von Milán vor, eine delikater und raffinierter als die andere.
Lebhafter, aber nicht übermütig wurde es mit „La Folia“von Gaspar Sanz, das Theissmann um exquisite eigene Variationen ergänzte. Zum Hochgenuss machte er die Granadina „Morente“von Vicente Amigo im Stil des Flamenco. Mit seiner eigenen Komposition „Road to Yecla“entführte er die Zuhörer in die weiten, von sengender Hitze ausgedörrten Ebenen Spaniens. Der sogenannte Generalife an den Hängen des Cerro del Sol war der Sommerpalast der Sultane von Granada. Ihm setzte Joaquín Rodrigo, der Komponist des berühmten „Concierto de Aranjuez“, mit „Junto al Generalife“ein klangvolles Denkmal, dessen Eleganz der Musiker meditativ nachspürte.
Von klassischer Schönheit ist „Asturias“aus der „Suite Espanol“, einer Hommage von Isaac Albéniz an Regionen und Städte seiner spanischen Heimat. Wunderbar und in handwerklicher Perfektion trotz eines lädierten Daumens entwickelte Lothar Theissmann den Klangreichtum und die diffizilen Facetten des Allegros gMoll, das teilweise an eine Toccata erinnert. Cancion y Danza von Antonio Ruiz-Pipó und die Zugabe, das Largo aus Bachs Violinsonate C-Dur, vollendeten einen außergewöhnlichen Konzertabend.