Goldhuber erfüllt sich ihren Traum
Schaffelhuber gewinnt die Abfahrt und den Super-G – Selbst Nordkorea gratuliert
(dpa) - Anna Goldhuber feierte mit den Nordkoreanern, Andrea Silberfuss und Fahnenträgerin Andrea Eskau bejubelten ihre zweiten Plätze. Mit zwei Siegen und drei Silbermedaillen gelang dem deutschen Team ein erstes Paralympics-Wochenende mit mehr Licht als Schatten. Anna Schaffelhuber setzte ihre Erfolgsserie fort und gewann nach fünf Gold bei fünf Starts in Sotschi auch in Pyeongchang ihre ersten beiden Rennen.
Nach dem Auftakt-Triumph folgten die Glückwünsche mit politischer Symbolkraft. „Sie haben gesagt, sie wünschen sich, dass Nordund Südkorea irgendwann wieder zusammen sind“, sagte die 25-jährige Monoskifahrerin Schaffelhuber nach der Gratulation einer nordkoreanischen Delegation im „Alpenhaus“. „Das wäre perfekt, denn das wünscht sich die ganze Welt.“
Rekord-Paralympicssieger und ARD-Experte Gerd Schönfelder nannte Schaffelhuber nach dem Sieg im Super-G am Sonntag Goldhuber, für Rothfuss hatte er den Spitznamen Silberfuss parat. Rothfuss registrierte das mit einem Schmunzeln: „Mit dem Namen kann ich leben. Aber eine Gold-Medaille wäre noch einmal ein Traum.“
Die Freude über Silber überwog trotz des nur um 0,27 Sekunden verpassten Sieges. Wie schon tags zuvor in der Abfahrt der stehenden Kategorie musste sich Rothfuss der Französin Marie Bochet geschlagen geben.
Schaffelhuber musste sich niemandem geschlagen geben. „Nach der ersten Goldenen war ich befreit, die ganze Anspannung war weg. Diesmal konnte ich es richtig genießen.“Und weiter: „Das ist unfassbar. Es kann keiner auf dieser Welt fühlen, wie es mir geht. Ich habe einen Traum gehabt, und der ist in Erfüllung gegangen. Ich bin umso glücklicher und völlig gelöst.“Die Regensburgerin ließ sich aber nicht dazu verleiten, wieder fünf Goldmedaillen anzukündigen: „Ich muss realistisch bleiben. Es wäre großer Schmarrn, das jetzt vorherzusagen.“Nach dem siebten paralympischen Gold verpasste ihr der Deutsche Behindertensportverband (DBS) den Titel: Gold-Agentin 007.
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher lobte Schaffelhuber als „Ausnahme-Athletin. Auch dass sie mental so stark ist, zeichnet sie aus.“Zu ihrem Gespräch mit der nordkoreanischen Gruppe um den Präsidenten des Nationalen Paralympischen Komitees, Kim Mun Chol, sagte er: „Das wäre ja ein echter Wiedervereinigungs-Knaller. Denn sie sagen sicher nichts unbedacht.“Der
„Es kann keiner auf dieser Welt fühlen, wie es mir geht.“ Anna Schaffelhuber
71 Jahre alte Beucher hatte die Delegation Nordkoreas nach dem Start beim nordischen Weltcup in Oberried eingeladen und will einen zweiten Besuch arrangieren.
Eine „Riesenerleichterung“verspürte Eskau, die mit Silber im Zwölf-Kilometer-Langlauf-Rennen für die fünfte deutsche Medaille sorgte. Im Biathlon-Sprint war sie nur Sechste geworden und anschließend zerknirscht nicht ins „Alpenhaus“der deutschen, österreichischen und Schweizer Delegation gekommen. Ganz anders war ihre Stimmung nach Silber: „Man muss die Feste feiern, wie sie fallen“, sagte die 46-Jährige, der 32,4 Sekunden zu Gold und zur US-Amerikanerin Kendall Gretsch fehlten. Wenige Stunden nach dem Sieg lächelte Eskau immer noch fast ununterbrochen und stimmte für Para-Ski-NordischBundestrainer Ralf Rombach ein Lied zum 50. Geburtstag an. „Ich hatte mir fest vorgenommen, mit einer Plakette nach Hause zu kommen. Alles andere ist jetzt Zugabe.“