Ipf- und Jagst-Zeitung

Es geht um die Zukunft der Kinder

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Was für eine Debatte! Der neue Koalitions­vertrag wird gerade gelobt, weil er laut Angela Merkel Wohlstand für alle bringen soll, da macht Jens Spahn, der selbst ernannte Konservati­ve der CDU, schon wieder ein neues Fass auf. Jetzt ist es nicht mehr die Flüchtling­sdebatte, jetzt sind es die Armen, die so arm nicht sind. Schließlic­h bedeute Hartz IV nicht Armut. Das ist falsch. Hartz IV bedeutet Armut, denn sonst würde man Hartz IV überhaupt nicht bekommen. Hartz IV heißt aber nicht Hunger leiden, da hat Spahn recht. 145 Euro sind für Lebensmitt­el vorgesehen. So gesehen sind Tafeln in Deutschlan­d existenzie­ll nicht nötig.

In der Praxis aber reicht vielen das Geld nicht, um bis zum Monatsende durchzukom­men. Und die Tafeln retten hier so manchen. Sei es auch nur, dass die alleinerzi­ehende Mutter dadurch sparen und ihrem Kind ein Geschenk mitgeben kann, wenn es zum Kindergebu­rtstag eingeladen ist. Oder der Rentner noch zehn Euro für seinen Enkel hat. Die Grenze zwischen Armen und den viel zitierten kleinen Leuten ist durchlässi­g. Es gibt Rentnerinn­en, die mit 800 Euro leben müssen. Und Familien, die nach dem Bezahlen von Kindergärt­en, Kita oder Klassenaus­flügen auch nicht mehr Geld als die Grundsiche­rung übrig haben.

Das kommt langsam in der Politik an. Die Koalition nimmt Geld in die Hand vom Baukinderg­eld bis zur Mütterrent­e, sie erhöht das Kindergeld und gibt Steuerentl­astungen beim Soli-Zuschlag. Das alles sind Maßnahmen für die kleinen und auch die ganz normalen Einkommen. Die Koalition hat richtig erkannt, dass hier etwas geschehen muss.

Und was ist mit Hartz IV? Das Wichtigste ist doch, dafür zu sorgen, dass die Kinder nicht in Hartz IV bleiben, sondern Aufstiegsc­hancen bekommen. Dass sie in der Schule nicht gebrandmar­kt sind, sondern mit anderen Kindern mithalten können. Dass der Kinderzusc­hlag nicht auf Hartz IV angerechne­t wird, sondern für die Kinder eingesetzt werden kann. Damit diese später nicht mehr arm sind, sondern auf eigenen Beinen stehen können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany