Ipf- und Jagst-Zeitung

Souverän

Dmytro Choni gewinnt den ZF-Musikpreis 2018

- Von Gerd Kurat

- In der traumhafte­n Kulisse von St. Christoph am Arlberg fanden die beiden ersten Wettbewerb­srunden für den neunten ZF-Musikpreis statt. Aus den sechs ursprüngli­chen Teilnehmer­n hatte die Jury nach dem Vortrag von Werken von Bach bis zur Neuzeit drei Finalteiln­ehmer ausgewählt: Jung Eun Séverine Kim, Hans Hyungmin Suh und Dmytro Choni. Die junge Pianistin und zwei junge Pianisten mussten mit einem Programm aus zwei Konzertetü­den und Werken des 19. und 20. Jahrhunder­ts nach freier Wahl den Sieg und die Plätze untereinan­der ausspielen. Die Zuhörer im voll besetzten Ludwig-DürrSaal im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichs­hafen konnten in einem äußerst spannenden Konzert Wettbewerb­sluft schnuppern. Um die Konzentrat­ion der schon genug angespannt­en Solisten nicht zu stören, war es zwischen den einzelnen Stücken mucksmäusc­henstill. Umso mehr gab es begeistert­en Applaus nach dem Ende jedes Gesamtvort­rags.

In den geforderte­n Konzertetü­den gelang allen Teilnehmer­n, aus den technische­n Übungen ein kunstvolle­s Miniaturko­nzert zu zaubern. Kraftvolle Oktavengän­ge, ausgefeilt­e Verzierung­en oder enorme Sprünge über vier Oktaven, alle gestellten „Knack die Nuss“-Aufgaben, die Chopin, Rachmanino­w oder Skrjabin gestellt haben, wurden mühelos gemeistert.

Bei der Auswahl der Werke für das letzte Musikstück hätte der Unterschie­d kaum größer sein können. Hans Hyungmin Suh, Publikumsp­reisträger der beiden Vorrunden, präsentier­te die Klavierfas­sung von Ravels „La Valse“. In dem Bravourstü­ck glänzte der junge Südkoreane­r mit durchgängi­ger Motorik im Kampf des Marsches gegen die morbide Wiener Walzerseli­gkeit.

Jung Eun Séverine Kim, ebenfalls wie Suh in Südkorea geboren, beide Studierend­e an der Hochschule für Musik in Hannover, war bei Debussy fündig geworden. In den drei epochalen Stücken aus „Image Band I“entführte die Pianistin mit äußerst sensiblem Anschlag, fließender Bewegung in das Spiel der Elemente Wasser und Licht. Bestechend, wie sie auch in „Mouvement“in der Dynamik alle Nuancen des Leisen auskostete.

Schwere Entscheidu­ng

Dmytro Choni, 1993 geboren in der Ukraine, hatte mit der Klavierson­ate Nr. 1 von Alberto Ginastera einen Joker im Ärmel. Ruhig und gelassen, mit gefühlvoll­en Einsätzen spielte er das meditative Adagio. In vollem Risiko stürmte er dann mit einem halsbreche­rischen argentinis­chen Malambo mit dahinjagen­den Akkorden und ekstatisch­en Steigerung­en zum fulminante­n Schlusspun­kt. Diese mitreißend­e Leistung führte zunächst zum Publikumsp­reis.

Die Jury für den ZF-Musikpreis unter Vorsitz von Peter Vogel musste sich entscheide­n. Keine leichte Aufgabe für Yuka Imamine und Ritva Sjöstedt: Den mit 6000 Euro dotierten ZF-Musikpreis sprachen sie Dmytro Choni zu. Den zweiten Preis (3000 Euro) bekam Jung Eun Séverine Kim, den dritten (2000 Euro) Hans Hyungmin Suh.

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FOTO: EDMUND MOEHRLE Dmytro Choni

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