Drei Schwaben „schwätzet, spielat und sengat“
„Talk’n’Tones“mit Ernst Mantel, Christoph Neuhaus und Joo Kraus bei Oberkochen dell’ arte
- Mit einem neuen Format hat die Veranstaltungsreihe Oberkochen dell‘ arte ihre kulturellen Veranstaltungen am Mittwochabend im Bürgersaal fortgesetzt. Dort blieben diesmal allerdings auffallend viele Plätze unbesetzt – ungewöhnlich für Oberkochen dell‘ arte.
Der Abend stand unter dem Motto „Talk‘ n‘Tones“, oder, wie Thomas Ringhofer – für den Schwaben verständlicher – formulierte: „schwätza, spiela, senga“!
Und drei Schwaben waren ja auch die Protagonisten des Abends: der Stuttgarter Blues- und Jazzgitarrist Christoph Neuhaus, der Ulmer Trompeter Joo Kraus und Ernst Mantel aus Laubach, bekannt als knitzer schwäbischer Humorist und Liedermacher. An diesem Abend allerdings – zumindest weitgehend – erlebte das Publikum Mantel in einer völlig anderen, ungewohnten Rolle. Er und Neuhaus legten auf der Bühne schon mal los mit dem Lied „Aller Anfang ist schwer“, während sich Joo Kraus an der Bar noch schnell eine Erfrischung gönnte.
Dann unterstrich Kraus zusammen mit Neuhaus, warum er zu den führenden Jazztrompetern in Deutschland gehört. Die Interpretationen von Titeln wie etwa „Black or white“von Michael Jackson klangen locker, flockig, verträumt und verspielt. Aber auch sehr esoterisch und sphärisch, wenn Joo Kraus auch diverse elektronische Tools zum Einsatz brachte, was sich bei nur zwei Musikern fast schon anbietet. In der klassischen Musik würde man an dieser Stelle vielleicht von Kammermusik sprechen. Also Kammerjazz sozusagen, Musik für den Kopf auf jeden Fall, weniger für den Bauch.
Zwischen den musikalischen Beiträgen, auch mal zu dritt mit Liedern von Ernst Mantel, nahm der Bereich „Talk“, also das „Schwätza“, einen breiten, einen allzu breiten Raum ein und führte bei so manchem Besucher zu Stirnrunzeln. Denn alle, die sich schon auf schwäbisch-humoristische Beiträge von Ernst Mantel gefreut hatten, wurden ziemlich enttäuscht. Mantel gab den seriösen Talkmaster und unterhielt sich mit Kraus über dessen musikalischen Werdegang vom Mitglied der Ulmer Knabenmusik bis zum Echo-Preisträger und Gewinner eines Jazz Awards.
Das Gespräch driftete dabei auch schon mal in Richtung Fachsimpelei ab, wenn es etwa um Kraus‘ Zusammenarbeit mit Helmut Hattler, dem Bassmann der legendären Band Kraan, oder dem kubanischen Pianisten Omar Sousa ging. Das war zwar informativ, aber lustig war es nicht. Aber wie hatte Mantel eingangs gesungen? „Aller Anfang ist schwer.“