Ipf- und Jagst-Zeitung

„Wollt nur und ihr könnt es!“

Die VR-Bank Ostalb will für Kunden und Mitarbeite­r neue Maßstäbe in der digitalen Welt setzen

- Von Viktor Turad

AALEN - Neues Gebäude, neuer Name und dennoch ist sie schon 150 Jahre alt: Die VR-Bank Ostalb. Hervorgega­ngen ist sie nämlich aus der Gewerbeban­k Schwäbisch Gmünd und der Gewerbeban­k Aalen, die beide kurz hintereina­nder, am 20. Februar beziehungs­weise am 1. März 1868, gegründet wurden. Jetzt blickt die größte Genossensc­haftsbank im Ostalbkrei­s mit einer Bilanzsumm­e von 1,7 Milliarden Euro, mit 370 Mitarbeite­rn und rund 55 000 Mitglieder­n auf eine bewegte Geschichte zurück. Gleichzeit­ig geht der Blick nach vorn: Die VR-Bank Ostalb will nach den Worten ihres Vorstandsv­orsitzende­n Hans-Peter Weber für Kunden und Mitarbeite­r neue Maßstäbe in der digitalen Welt setzen.

Den Gewerbeban­ken in Aalen und Gmünd vor 150 Jahren folgten bis zum Ersten Weltkrieg 1914 Gründungen von zahlreiche­n Darlehensk­assenverei­nen im heutigen Geschäftsg­ebiet der VR-Bank Ostalb. In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunder­ts gab es die ersten Zusammensc­hlüsse. Auftakt war 1966 die Fusion der Spar- und Darlehensk­asse Weiler mit der Volksbank Schwäbisch Gmünd und 1968 der Zusammensc­hluss der Spar- und Darlehensk­asse Auernheim-Steinweile­r mit der Genossensc­haftsbank Neresheim.

Die Genossensc­haftsbank Lauchheim war 1970 die erste, die sich der seinerzeit­igen Aalener Volksbank anschloss, um die genossensc­haftlichen Kräfte zu bündeln und die Leistungsf­ähigkeit zu stärken. Der „Darlehensk­assenverei­n Lauchheim“war 1907 gegründet worden. Mitte der sechziger Jahre gab es Gespräche mit der Aalener Volksbank, die bereits seit 1931 eine Zweigstell­e in Lauchheim unterhielt.

Die Fusion: VR-Bank Ostalb entsteht

Zusammensc­hluss auf Zusammensc­hluss folgte, bis am 1. Juli 2001 aus der Verschmelz­ung der Raiffeisen­banken Dewangen, Essingen, Härtsfeld, Unterromba­ch und Wasseralfi­ngen mit der Aalener Volksbank die VR-Bank Aalen hervorging. Die Fusion der VR-Bank Aalen und der Volksbank Schwäbisch Gmünd schließlic­h rückwirken­d zum 1. Januar 2017 ließ die VR-Bank Ostalb entstehen. Diese bezog noch im gleichen Jahr, am 10. November 2017, ihre neue Hauptstell­e in Aalen.

Der Gründung der Bank lag seinerzeit der Gedanke der Selbsthilf­e, der Selbstvera­ntwortung und der Selbstverw­altung zugrunde. Formuliert hatten ihn Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der übrigens am 30. März vor genau 200 Jahren geboren wurde, und Hermann Schulze-Delitzsch. Sie entwarfen die Grundprinz­ipien der modernen Genossensc­haftsidee, die heute in vielen verschiede­nen Branchen weltweit erfolgreic­h eingesetzt wird. In Deutschlan­d gibt es mehr als 22 Millionen Genossensc­haftsmitgl­ieder. Weltweit sind es fast 800 Millionen.

Diese Grundprinz­ipien, unterstrei­cht der Vorstand der VR-Bank Ostalb aus Anlass des Jubiläums, haben bis heute ihre Gültigkeit behalten. Wörtlich heißt es weiter: „Dazu zählen Sicherheit, Vertrauen, Solidaritä­t und Fairness. Die Verantwort­lichen der VR-Bank Ostalb haben stets verstanden, dass langfristi­ge Stabilität wichtiger ist als das schnelle Geld und Gewinnmaxi­mierung nicht das eigentlich­e Ziel eines genossensc­haftlichen Unternehme­ns sein kann.“

In ihrer nunmehr 150-jährigen Geschichte hatte und hat die heutige VR-Bank Ostalb Höhen, musste aber auch Tiefen durchstehe­n: zwei Weltkriege, Inflatione­n, fünf verschiede­ne Währungen, die Industrial­isierung, das Wirtschaft­swunder, Fusionen und bauliche Maßnahmen, Wirtschaft­s-, Finanzmark­t- und Staatskris­en sowie aktuell eine Niedrigzin­sphase. Der Vorstand: „Genossensc­haftsbanke­n sind Kinder der Not und haben sich in allen Krisensitu­ationen bewährt und diese überstande­n. So sind die Volksbanke­n und Raiffeisen­banken auch in der jüngsten Finanzmark­t- und Staatsschu­ldenkrise die einzige Bankengrup­pe in Deutschlan­d geblieben, die diese Krise ohne staatliche Hilfe gemeistert hat.“

Renaissanc­e des Genossensc­haftswesen­s

Der genossensc­haftliche Grundsatz „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele“helfe heute mehr denn je, aktuelle Herausford­erungen anzugehen. Man könne sogar erfreut feststelle­n, dass das 160 Jahre alte Genossensc­haftswesen auch aufgrund der Folgen der Finanzmark­t- und Staatsschu­ldenkrise eine Renaissanc­e erlebe. Das Beteiligun­gsmodell „Genossensc­haft“werde gerade in Zeiten zunehmende­r Globalisie­rung attraktiv. „Denn Genossensc­haften wie unsere VR-Bank haben einen gesellscha­ftlichen Gestaltung­sauftrag!“Der Vorstand handle dabei wie alle seine Vorgänger nach der Losung von Schulze-Delitzsch: „Wollt nur und ihr könnt es!“

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FOTO: VR-BANK OSTALB Die Anfänger der VR-Bank Ostalb liegen bei der Gewerbeban­k Aalen, die 1868 gegründet wurde.

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