Ipf- und Jagst-Zeitung

Amokalarm an Crailsheim­er Schule

Die Polizei sucht über Stunden vergeblich nach zwei bewaffnete­n Männern.

- Von Anna Kratky

- Schock für Crailsheim: Am Montagmorg­en um 10 Uhr alarmiert die Gewerblich­e Schule die Polizei. Zwei Schüler wollen zwei bewaffnete Männer auf dem Schulgelän­de gesehen haben. Die Polizei rückt mit einem Großaufgeb­ot an. Die Schüler müssen in den Klassenzim­mern bleiben. Ein Spezialein­satzkomman­do durchkämmt drei Stunden lang die Schule, Raum für Raum. Dann die Entwarnung – bewaffnete Personen haben die Polizisten nicht gefunden.

„Wir haben den Hinweis erhalten, dass mehrere Schüler zwei verdächtig­e Personen mit einer Waffe auf dem Schulgelän­de gesehen haben“, sagt Andreas Petrou, Schulleite­r der Gewerblich­en Schule. Diesen Hinweis habe er von den beiden Schülern gemeinsam mit einer Lehrerin über das Handy bekommen. Die Lehrerin hatte sich mit den Schülern sofort in ihr Klassenzim­mer eingeschlo­ssen, nachdem die Schüler ihr von ihrer Beobachtun­g erzählt hatten. Nach kurzer Rücksprach­e mit den benachbart­en Schulen, beschließt Petrou gemeinsam mit den Schulleite­rn der Kaufmännis­chen Schule, der Realschule am Karlsberg, dem Albert-Schweitzer-Gymnasium und der Eugen-Grimminger-Schule, die Polizei zu verständig­en.

„Die erste Stunde waren sie im Schrank“

Diese rückt mit mehreren Einheiten an. Dazu zählen auch ein Spezialein­satzkomman­do und drei Hubschraub­er. Das Spezialein­satzkomman­do durchsucht daraufhin die Gewerblich­e und Teile der Kaufmännis­chen Schule. Auch zahlreiche Krankenwag­en sind in Stellung gebracht.

Während des gesamten Einsatzes verharren Schüler und Lehrer aller drei Schulen in ihren Klassenzim­mern. „Die Lehrer mussten die Türen abschließe­n“, berichtet ein Schüler der Gewerblich­en Schule unserer Zeitung nach dem Einsatz. Die Anweisung dazu ist laut Schulleite­r Petrou über Lautsprech­er in der Schule durchgesag­t worden.

„Uns wurde gesagt, dass wir im Zimmer bleiben sollen und dass das keine Übung ist. Polizisten sind dann ins Klassenzim­mer gestürmt und haben uns gefragt, ob alles in Ordnung ist. Dann haben sie gesagt, dass wir wieder zuschließe­n sollen und sind weitergega­ngen“, schildert der Schüler erstaunlic­h unaufgereg­t.

Nach und nach finden sich immer mehr besorgte Eltern vor der Schule ein. Viele von ihnen tippen unentwegt Nachrichte­n auf ihren Handys oder versuchen ihre Kinder persönlich zu erreichen. Unter ihnen auch Irina Gerber, die während des Einsatzes mehrmals mit ihrer Tochter telefonier­t.

„Die erste Stunde waren sie im Schrank. Jetzt sind sie mit dem Klassenleh­rer im Klassenzim­mer und sitzen auf dem Boden und warten“, sagt die Mutter. Über das Handy sagt Gerber ihrer Tochter, dass sie auf dem Boden bleiben und nicht ans Fenster gehen soll. Um 13.08 Uhr kommt von der Polizei schließlic­h die Meldung, dass der Einsatz abgeschlos­sen ist und die Schüler aus ihren Klassenzim­mern kommen können. Einer von ihnen ist Lukas Jobst, Schüler an der Kaufmännis­chen Schule. „Wir haben nicht viel von dem Einsatz mitbekomme­n“, sagt er und beschreibt die Stimmung im Klassenrau­m: „Bei uns war es eher Unsicherhe­it, nicht Angst.“

Ermittlung­en der Polizei dauern noch an

„Derzeit laufen die Ermittlung­en noch“, teilt ein Sprecher der Polizei am frühen Abend mit. Wie lange diese andauern werden, ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar.

Die beiden Schüler, die die verdächtig­en Männer gesehen haben wollen, wurden bereits vernommen. Dabei stellte sich heraus, dass offenbar nur einer von ihnen diese Beobachtun­g gemacht hat. Dass es sich dabei womöglich um zwei Handwerker gehandelt hat, die sich kurzzeitig auf dem Dach der Schule aufhielten, konnte die Polizei ausschließ­en.

Die Gewerblich­e Schule hat laut Petrou den Schülern nach dem Ende des Einsatzes angeboten, die Ereignisse gemeinsam im Klassenver­band zu besprechen. „Das wurde aber nicht angenommen. Von den Schülern wollte keiner mehr bleiben“, sagt der Schulleite­r. Dennoch bietet die Schule ihren Schülern und auch Eltern weiterhin die Möglichkei­t zum Gespräch an, falls es Bedarf

„Uns wurde gesagt, dass wir im Zimmer bleiben sollen und dass das keine Übung ist.“Ein betroffene­r Schüler

geben sollte. „Wir haben einen offizielle­n Schulseels­orger und zwei weitere Kollegen, die dazu in der Lage sind“, betont Petrou.

„Die Schule geht morgen ganz normal weiter“, fügt er hinzu. Über den Einsatz sagt der Schulleite­r: „Ganz zufrieden sind wir nicht. In der realen Situation treten manchmal doch Dinge ein, die man in einem Testlauf nicht üben kann.“Wovon er dabei genau spricht, möchte der Schulleite­r nicht verraten. Intern wolle er mit seinen Kollegen diese Dinge aber besprechen.

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FOTO: ANNA KRATKY
 ?? FOTO: ANNA KRATKY ?? Ein Spezialein­satzkomman­do der Polizei durchkämmt am Montagmorg­en drei Stunden lang die Gewerblich­e Schule in Crailsheim.
FOTO: ANNA KRATKY Ein Spezialein­satzkomman­do der Polizei durchkämmt am Montagmorg­en drei Stunden lang die Gewerblich­e Schule in Crailsheim.

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