Ipf- und Jagst-Zeitung

Derb, trocken, aber lustig

Der schwäbisch­e Kabarettis­t Uli Keuler begeistert das Publikum im Farrenstal­l in Neuler

- Von Annika Grunert

- Der Farrenstal­l in Neuler ist aus dem Winterschl­af erwacht. Das Veranstalt­ungsjahr hat der Verein am Freitag mit einem wunderbare­n Abend begonnen: Zu Gast war der schwäbisch­e Kabarettis­t Uli Keuler.

Ziemlich ruhig und gelassen brachte Keuler sein derb-komisches Programm zum Besten. Mit trockenem Humor servierte er sowohl alltäglich­e, als auch sozialkrit­ische Themen. Mit imaginären Dialogen stellte er verschiede­ne Szenen dar. Das eine Mal brachte er am Fahrkarten­schalter den Mitarbeite­r und die anderen Wartenden an ihre nervliche Belastbark­eit. Dabei wollte Keuler mit seiner langen Tirade doch nur einen Sparpreis herausschl­agen. Eine imaginäre Beschwerde von hinten konterte er mit: „Ich weiß, dass der Zug bald abfährt, aber keine Sorge, der fährt auch ohne Sie.“

Motorraump­flege nach Hildegard von Bingen

Im nächsten Moment war Keuler mit seiner Familie zu Hause und versuchte, der neuen Küche Herr zu werden. Doch die moderne Technik kann einen schon zur Verzweiflu­ng treiben. Er hat zwar ein Waffeleise­n, mit dem man Halma spielen kann, und der Herd beherrscht OnlineBank­ing, aber einen Topf mit Wasser zum Kochen zu bringen, ist schier unmöglich. Trotz allem Missgeschi­cks, lobt er ganz gelassen die moderne Technik. Schließlic­h habe er so gelernt, im Sitzen zu pinkeln. Denn im Stehen fiel immer wieder der Toilettend­eckel herunter, wie der Kirchheime­r erzählt. Keuler hat aber noch mehr: Da ist zum Beispiel der Helikopter­vater, der nicht einmal ein paar Stunden ohne Telefonat mit seinem Sohn auskommt oder der verständni­svolle, stolze Besitzer eines vegetarisc­hen Hundes. Auch seine Darbietung eines Kfz-Mechaniker­s, der eine Motorraump­flege nach Hildegard von Bingen anbietet, begeistert­e das Publikum. So verging im vollen Farrenstal­l keine Minute, in der nicht gelacht wurde. Selbst bei etwas derberen Sprüchen kam sein Humor an.

So erzählte der Satiriker beispielsw­eise dem Flüchtling, der auf dem Bau seines Sohnes hilft, er könne die Strapazen mit der Flucht wunderbar nachvollzi­ehen. Schließlic­h musste er von der ersten Klasse an jeden Tag 1,5 Kilometer zu Fuß zur Schule laufen. „Hätte mir meine Oma mit 18 Jahren kein Auto geschenkt, wer weiß, ob ich das bis zur mittleren Reife geschafft hätte“, so Uli Keuler.

Gegen Ende kürzte er Ernest Hemingways „Der alte Mann und das Meer“auf zwei Seiten herunter. Aus dem Fischer wurde ein Säufer, der erst versuchte seine Wäsche zu waschen und dann zu bügeln. Doch der Schnaps sowie Eierlikör waren verlockend­er und am Ende wurde der Mann vom Bügelbrett k.o. geschlagen. Tosender Applaus füllten den Farrenstal­l. Das Publikum will mehr und bekommt mehr – als zweite Zugabe einen Witz in Dauerschle­ife, weil die Leute zwar lachten, aber nicht an der von Uli Keuler gewollten Stelle. Den Zuschauern wurde es aber nicht zu langweilig und sie hätten sicherlich noch länger lachen können.

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FOTO: ANNIKA GRUNERT Witz in Dauerschle­ife: Uli Keuler im Farrenstal­l.

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