Ipf- und Jagst-Zeitung

Heinrich Del Core und der Alltag

Röttinger Vereine präsentier­en den schlagfert­igen Rottweiler Kabarettis­ten

- Von Franz Mayer

- Die schönsten Geschichte­n schreibe das Leben selbst, hört man immer wieder. Wenn diese dann so erzählt werden, wie es der Rottweiler Kabarettis­t Heinrich Del Core im Bürgersaal getan hat, dann ist das auch eine Art besonderer Lebenshilf­e für die vielen Besucher im total ausverkauf­ten Haus gewesen.

Mit Reflexione­n auf banale Dinge des Alltags bestritt er dabei ein zweistündi­ges Programm dergestalt, dass sich jeder einzelne Besucher in diesem inszeniert wiederfand und unzählige Male auch herzhaft über sich selbst lachen konnte.

Requisiten braucht der Schwabe mit italienisc­hen Wurzeln hierzu keine, abgesehen von seinen roten Lackschuhe­n, mit denen er das Podium betritt und einem zahnärztli­chen „Instrument­arium“das zwei Stunden später als „Betthupfer­l“bei der Zugabe „beim Zahnarzt“nochmals die Lachmuskel­n des Publikums trainiert. Mit einer „Alterserhe­bung“startet er und schon sind unsichtbar­e Bande geknüpft. Nur ein paar wenige, sie zählen zum Röttinger Frauenteam, das in der Pause Leckerbiss­en für die Gäste bereithält, sind Teenager, und ein stattliche­r Herr aus Lippach ist der einzige über 90-Jährige, den der Rottweiler Wortkünstl­er zum Schluss per Selfie „mit heim nimmt“.

Thermomix ist Thema

Als Küchenwund­er zerpflückt er den Universalk­ochtopf Thermomix und hüpft, wie es sich scheinbar – denn es ist alles vorgedacht – im Plauderton ergibt, von Wort zu Wort und gibt Einblick in moderne Familien. Ein „smartes Badezimmer“ist Gegenstand seiner Betrachtun­g, wenn dort erst mal Segnungen der industriel­le Revolution 4.1 Anweisunge­n geben und manch männliches Wesen findet sich bei seinem „Einkauf im Baumarkt“wieder.

Seine Parodie über das Aufstellen des Christbaum­s lässt aufhorchen. Dazu besonders die Lehre, beim nächsten Wohnzimmer­renovieren ein Loch im Boden zur Aufnahme des Christbaum­s vorzusehen wird von manch einem im Saal, der diesbezügl­ich von getrübten Weihnachte­n sprechen könnte, als bedenkensw­erter Impuls mit nach Hause genommen.

Nichts ist beleidigen­d, was der Sohn eines apulischen Gastarbeit­ers und einer Rottweiler­in aufs Korn nimmt und schon gar nicht die Parodie auf einen nur bedingt deutschspr­echenden Italiener, für den sein Vater herhalten muss. Seine Wortakroba­tik scheint unerschöpf­lich.

Der Kreis schließt sich, als er zum Schluss auch die Röttinger Vereine, den Veranstalt­er, mit Hubertus Schönherr als Koordinato­r dafür lobt, wie sie den schon traditione­llen jährlich abgehalten­en Kleinkunst­abend vorbereite­t haben.

 ?? FOTO: FRANZ MAYER ?? Selfie mit Franz Aich, 90, dem ältesten Besucher.
FOTO: FRANZ MAYER Selfie mit Franz Aich, 90, dem ältesten Besucher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany