Heinrich Del Core und der Alltag
Röttinger Vereine präsentieren den schlagfertigen Rottweiler Kabarettisten
- Die schönsten Geschichten schreibe das Leben selbst, hört man immer wieder. Wenn diese dann so erzählt werden, wie es der Rottweiler Kabarettist Heinrich Del Core im Bürgersaal getan hat, dann ist das auch eine Art besonderer Lebenshilfe für die vielen Besucher im total ausverkauften Haus gewesen.
Mit Reflexionen auf banale Dinge des Alltags bestritt er dabei ein zweistündiges Programm dergestalt, dass sich jeder einzelne Besucher in diesem inszeniert wiederfand und unzählige Male auch herzhaft über sich selbst lachen konnte.
Requisiten braucht der Schwabe mit italienischen Wurzeln hierzu keine, abgesehen von seinen roten Lackschuhen, mit denen er das Podium betritt und einem zahnärztlichen „Instrumentarium“das zwei Stunden später als „Betthupferl“bei der Zugabe „beim Zahnarzt“nochmals die Lachmuskeln des Publikums trainiert. Mit einer „Alterserhebung“startet er und schon sind unsichtbare Bande geknüpft. Nur ein paar wenige, sie zählen zum Röttinger Frauenteam, das in der Pause Leckerbissen für die Gäste bereithält, sind Teenager, und ein stattlicher Herr aus Lippach ist der einzige über 90-Jährige, den der Rottweiler Wortkünstler zum Schluss per Selfie „mit heim nimmt“.
Thermomix ist Thema
Als Küchenwunder zerpflückt er den Universalkochtopf Thermomix und hüpft, wie es sich scheinbar – denn es ist alles vorgedacht – im Plauderton ergibt, von Wort zu Wort und gibt Einblick in moderne Familien. Ein „smartes Badezimmer“ist Gegenstand seiner Betrachtung, wenn dort erst mal Segnungen der industrielle Revolution 4.1 Anweisungen geben und manch männliches Wesen findet sich bei seinem „Einkauf im Baumarkt“wieder.
Seine Parodie über das Aufstellen des Christbaums lässt aufhorchen. Dazu besonders die Lehre, beim nächsten Wohnzimmerrenovieren ein Loch im Boden zur Aufnahme des Christbaums vorzusehen wird von manch einem im Saal, der diesbezüglich von getrübten Weihnachten sprechen könnte, als bedenkenswerter Impuls mit nach Hause genommen.
Nichts ist beleidigend, was der Sohn eines apulischen Gastarbeiters und einer Rottweilerin aufs Korn nimmt und schon gar nicht die Parodie auf einen nur bedingt deutschsprechenden Italiener, für den sein Vater herhalten muss. Seine Wortakrobatik scheint unerschöpflich.
Der Kreis schließt sich, als er zum Schluss auch die Röttinger Vereine, den Veranstalter, mit Hubertus Schönherr als Koordinator dafür lobt, wie sie den schon traditionellen jährlich abgehaltenen Kleinkunstabend vorbereitet haben.