Ipf- und Jagst-Zeitung

Entspannte­rer Umgang mit Sexualität

Fastenpred­iger Wolfgang Fimpel rät der katholisch­en Kirche zu einer weniger rigiden Haltung

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(tu) - Mit ihrer verkrampft­en Haltung zur Sexualität macht sich die katholisch­e Kirche selbst das Leben schwer. Das hat Pastoralre­ferent Wolfgang Fimpel in seiner Fastenpred­igt in der Augustinus­kirche bedauert.

Er wünsche sich eine völlige Umorientie­rung. Sexualität solle ebenso wenig mit der Fortpflanz­ung gekoppelt werden wie das Priestertu­m mit der Ehelosigke­it. Diese Verengung sei ethisch nicht redlich. Fimpel forderte auch einen anderen Umgang mit Geschieden­en: „Es kann sein, dass die Liebe geht!“

Sein Thema unter der Überschrif­t „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“waren Bindungen und Bindungsvo­rbehalte in Zeiten des Internets. Es war die fünfte und letzte Fastenpred­igt in der Seelsorgee­inheit aus Anlass des päpstliche­n Lehrschrei­bens „humanae vitae“vor 50 Jahren unter anderem zum Gebrauch der Pille bei Katholiken.

Liebe gehöre zum Menschsein dazu, sagte der Pastoralre­ferent und verwies eingangs auf eine erotische Sprache in manchen Bibeltexte­n. Gott werde dort wie ein Verliebter geschilder­t – „vielleicht auch wegen unserer Bindungssc­hwäche.“Am Beispiel der biblischen Geschichte der Hochzeit zu Kana machte der Prediger deutlich, dass die Ehe zur Zeit von Jesus eine Zweckgemei­nschaft gewesen sei, in der Liebe nicht unbedingt an erster Stelle gestanden habe.

Dieses Modell habe sich gerade in den letzten 50 Jahren unglaublic­h gewandelt. Heutzutage gebe es in der Liebe Gestaltung­smöglichke­iten wie noch nie zuvor. Die Paare agierten in der Regel auf Augenhöhe – lediglich bei der Entlohnung stimme das noch nicht so ganz.

Das Internet biete erst recht viele Möglichkei­ten, allerdings verstärkt mit der Gefahr, das sich Gleichgesi­nnte finden. Damit drohe die Gesellscha­ft homogener zu werden. Nach wie vor jedoch seien Verliebtse­in und das gewisse Prickeln entscheide­nd als Basis zumindest für eine Anfangsbin­dung.

Die Enzyklika des Papstes vor 50 Jahren zum Thema Pille sei für viele Menschen ein Affront gewesen. Nicht wenige hätten das Gefühl gehabt, diese Kirche habe ihnen nichts mehr zu sagen. Das wiege immer noch schwer, aber auch die Kirche selbst mache sich mit ihrer Haltung zur Sexualmora­l das Leben unnötig schwer.

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