Ipf- und Jagst-Zeitung

SPD debattiert über Hartz IV

Heil für Gespräche über solidarisc­hes Grundeinko­mmen

- Von Tobias Schmidt politik@schwaebisc­he.de

(AFP) - Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) zeigt sich offen für ein solidarisc­hes Grundeinko­mmen und die Abkehr vom bisherigen Hartz-IV-System: „Das ist eine notwendige Debatte, die wir führen werden“, sagte Heil der „Bild“-Zeitung. Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) hatte die Einführung eines solidarisc­hen Grundeinko­mmens angeregt. Dabei gehen die Bezieher einer gemeinnütz­igen Arbeit nach und erhalten dafür den Mindestloh­n – was ihre Bezüge gegenüber Hartz IV erhöht. Auch SPDSpitzen­politiker wie die rheinlandp­fälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer unterstütz­en das Vorhaben.

Dagegen bewertete der Vorsitzend­e der SPD-Arbeitsgem­einschaft für Arbeitnehm­erfragen, Klaus Barthel, das Konzept zurückhalt­end. Es könne zu „Verdrängun­gseffekten“kommen, sagte er der „Berliner Zeitung“. Auch Union, Linke und Grüne zeigten sich skeptisch.

Die Absicht mancher Sozialdemo­kraten, die schon das Ende des von ihnen selbst eingeführt­en Hartz IV einläuten, ist durch- sichtig. Sie wollen sich als Anwälte der Schwachen in Szene setzen, den Gegenpart zu Jens Spahn (CDU) einnehmen, der Hartz-IV-Empfänger nicht für arm hält. Das mag populär erscheinen und den gebeutelte­n Sozis Sympathien zutragen. Doch durch das Werben für ein solidarisc­hes Grundeinko­mmen und die grundsätzl­iche Hartz-IV-Kritik wecken die SPD-Politiker unerfüllba­re Hoffnungen und kritisiere­n ein bewährtes System. Auf Dauer von Grundsiche­rung leben müssen indes die Wenigsten, weil sie rasch wieder einen Job finden.

Das eigentlich­e Problem sind Langzeitar­beitslose, die durch Sucht, psychische Leiden oder Krisen aus der Bahn geworfen worden sind. Für sie kann Hartz IV zur Falle werden, aus der sie herausgeho­lt werden müssen. Genau das aber hat sich die Koalition mit der Schaffung eines sozialen Arbeitsmar­ktes für 150 000 Menschen vorgenomme­n. Mit Steuergeld bezahlte Stellen können denjenigen helfen, wieder Tritt zu fassen, die auf dem regulären Arbeitsmar­kt keine Chance haben. Anstatt eine Scheindeba­tte über das Aus von Hartz IV zu führen, sollte die SPD die von ihr verhandelt­en Arbeitsmar­ktmaßnahme­n zügig umsetzen.

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