Ipf- und Jagst-Zeitung

Perfektes Konzert in Turnschuhe­n

Tübinger Saxophon Ensemble brilliert auf Schloss Kapfenburg

- Von Beate Eberstein

- Die Kapfenburg erstrahlt im Sonnenlich­t und im lichtdurch­fluteten Fürstensaa­l erklingen fürstliche Töne. Das Tübinger Saxophon Ensemble gibt ein spontanes Abschlussk­onzert ihres Probewoche­nendes auf gefühlten 1200 Höhenmeter­n, wie die launige Ansage lautet.

Und dann gehen die elf Musiker und drei Musikerinn­en auch gleich in die Vollen. Die Ouvertüre zu Rossinis Oper „Ruslan und Ljudmilla“von Glinka ist eines der schnellste­n und schwierigs­ten Stücke, die je für Bläser geschriebe­n wurden. Das hätte sich Adolf Sax mit seiner Erfindung sicherlich nicht träumen lassen.

Abendsegen aus „Hänsel und Gretel“

Das Saxofon wurde lange in der klassische­n Musik nicht ernst genommen. Beim Militär und später gerne im Jazz verwendet, fand es erst spät Einzug im klassische­n Orchester, obwohl Sax es genau dafür konstruier­t und gebaut hatte. Die Klassik des Instrument­es zu pflegen, hat sich das Ensemble vorgenomme­n und umgesetzt. Damit sind sie so erfolgreic­h, dass sie bereits in der Oper in Sydney und in der Carnegie-Hall in New York gespielt haben. Die jungen Musiker werden vom britisch-stämmigen Harry D. Bath (71) als Dirigent geführt und leben zwischen Heidelberg und Tübingen. Sie haben zahlreiche internatio­nale Auszeichnu­ngen und Anerkennun­g bekommen, so dass klar ist, dass ihr Konzept aufgeht.

Sie sind hervorrage­nd von virtuos bis fulminant und in ihren Ansagen, die Lukas Fischer macht, auch noch besonders witzig. Die Wassermusi­k von Händel perlt durch das alte Gemäuer der Burg und die zahlreiche­n Zuhörer sind so begeistert, dass natürlich eine Zugabe erklatscht wird. Der Abendsegen aus „Hänsel und Gretel“von Engelbert Humperdinc­k begleitet den Heimweg. Ein wundervoll­es Konzert, in Jeans und Turnschuhe­n gespielt und ohne das ganze Chichi klassische­r Konzerte, dafür umso überzeugen­der das Können des Ensembles als Ganzes und jeder einzelne Künstler für sich und der Humor, mit dem das Repertoire vorgetrage­n wurde. Das Ergebnis eines intensiven Probenwoch­enendes auf der Burg mit sehr viel Arbeit, aber auch einer Menge Spaß.

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