Ipf- und Jagst-Zeitung

Brandansch­lag auf Moschee: Vier Syrer festgenomm­en

Ein Beschuldig­ter hat die Tat gestanden – DNA-Spuren führen Polizei zu den Tatverdäch­tigen – Motiv unklar

- Von Ludger Möllers und unseren Agenturen

- Nach dem Brandansch­lag auf eine türkische Moschee in Ulm am Montag vergangene­r Woche hat die Polizei vier Syrer unter dringendem Tatverdach­t verhaftet. Gegen die Männer werde wegen versuchten Mordes und versuchter schwerer Brandstift­ung ermittelt, teilten die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart und die Ulmer Polizei am Donnerstag mit. Aufgrund des Verdachts, dass die Straftat politisch motiviert war, werden die Ermittlung­en von der dafür zuständige­n Schwerpunk­tstaatsanw­altschaft Stuttgart geführt. Drei der Männer sollen sich zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts aufgehalte­n, der vierte soll Tatmittel beschafft haben.

Einer der Beschuldig­ten habe die Tat gestanden. Zwei der Verhaftete­n sind 18, die beiden anderen 24 Jahre und 27 Jahre alt. Die Männer, die in Ulm, dem Alb-Donau-Kreis und den Landkreise­n Ravensburg und NeuUlm (Bayern) leben, wurden laut Mitteilung am Mittwoch festgenomm­en. Auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft habe ein Richter am Donnerstag Haftbefehl­e erlassen.

Die Polizei wollte sich nicht dazu äußern, aus welchem Anfangsver­dacht heraus die Ermittler den mutmaßlich­en Tätern auf die Spur gekommen sind. „Der Verdacht hat sich aber erhärtet, nachdem zwei Verdächtig­e erkennungs­dienstlich behandelt wurden“, sagte ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Stuttgart am Donnerstag. Auch habe es eine Hausdurchs­uchung gegeben. Ein Polizeispr­echer wies darauf hin, dass übereinsti­mmende DNA-Spuren am Tatort und an den Wohnorten gefunden worden seien: „Daraus ergibt sich der dringende Tatverdach­t.“Zu der Vermutung, dass die Tat aus Rache für das militärisc­he Vorgehen der Türkei gegen Kurden im syrischen Afrin verübt wurde, wollten sich die Ermittler nicht äußern.

In der nordsyrisc­hen Region geht die türkische Armee seit Januar gegen die Kurdenmili­z YPG vor. Die Türkei stuft die YPG aufgrund ihrer Verbindung­en zur PKK als Terrororga­nisation ein. Vor zwei Wochen hatten die Türken und ihre arabischen Verbündete­n Afrin eingenomme­n. In den kommenden Wochen wird die Polizei vor allem die Motive der Tatverdäch­tigen ermitteln müssen. Völlig unklar ist auch, wie sie sich verabredet haben und warum die IGMG-Moschee in Ulm als Ziel ihres Anschlages auswählten

Ahmed Güzel, der Sprecher der vom versuchten Brandansch­lag betroffene­n IGMG-Moschee, sagte am Freitag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass der Ulmer Moscheegem­einde die Männer nicht bekannt seien. Auch habe es im Vorfeld der Tat keinerlei Auseinande­rsetzungen gegeben: „Dutzende Leute gehen jeden Tag in der Moschee ein und aus“, sagte Güzel, „da kann man nicht alle kennen.“Er könne aber ausschließ­en, dass es zu Konflikten gekommen sei.

Nach bisherigen Erkenntnis­sen aus der Spurensich­erung traf in der Nacht zum 19. März eine Brandflasc­he ein Fenster im Erdgeschos­s eines mehrstöcki­gen Hauses in der Ulmer Schillerst­raße, in dem sich Räumlichke­iten des türkischen Moscheever­eins befinden. Zur Tatzeit hätten sich acht Menschen in dem Gebäude befunden. Mehrere nicht genutzte Brandsätze waren am Tatort gefunden worden.

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FOTO: DPA Verbrannte­r Asphalt vor der Ulmer IGMG-Moschee am Ehinger Tor: Vier jetzt festgenomm­ene Syrer sollen hier am 19. März einen Brandansch­lag verübt haben.

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