William Kentridge und das Liebieghaus
William Kentridge, 1955 in Südafrika geboren, problematisiert in seinen Arbeiten Kolonial- und Industriegeschichte, Aufklärung und gesellschaftliche Ohnmacht. Er arbeitet mit Mitteln verschiedener
Kunstformen und bringt Zeichnung und Skulptur, Film und Ton zusammen. Er versetzt gezeichnete Gegenstände in Bewegung und projiziert Filmbilder auf die Raumflächen seiner Installationen. Hinzu kommen Regiearbeiten für die Oper, wie im vergangenen Jahr die Inszenierung von Alban Bergs „Wozzeck“bei den Salzburger Festspielen. Die Ausstellung in Frankfurt zeigt auch Arbeiten, die Kentridge für seine Regie von Mozarts „Zauberflöte“in Brüssel geschaffen hat. Kentridge lebt und arbeitet in Johannesburg. Das Liebieghaus am Museumsufer in Frankfurt wurde 1892 bis 1896 als Villa erbaut, die außen wie innen verschiedene Kunststile spiegelt. Die Industriellenfamilie Liebieg war als Textilunternehmer in Böhmen gestartet und hatte sich in der Zeit um 1830 und 1840 mit der Mechanisierung der Spinnerei zum größten der Branche in Europa entwickelt. Später wurde daraus ein Mischkonzern mit Hüttentechnik, Eisenbahnbau und Waldbesitz. Im Nachlass sprach der Erbauer der Villa sein Haus der Stadt Frankfurt zu und machte zur Auflage, dort ein Museum zu errichten. Im Verbund mit dem benachbarten Städel bietet es heute einen Überblick zur Kunstgeschichte. Das Städel zeigt Malerei, das Liebieghaus erzählt anhand von Meisterwerken aus 5000 Jahren die Geschichte der Skulptur. (man)