Ipf- und Jagst-Zeitung

Hahn verleiht Hühner

Frank Hahn aus Haisterhof­en ist Hobbyhühne­rzüchter – Seit einem Jahr vermietet er sein Federvieh

- Von Anna Kratky Wie es den Hühnern bei Sigrid Wagner geht, können Sie sich in einem Video unter schwaebisc­he.de/ huehnerver­mietung ansehen.

- Agatha, Sabine, Froni und Heidi staksen durch das knöchelhoh­e Gras in Sigrid Wagners Garten. Hier wird gescharrt, dort ein Korn aufgepickt. Das weitläufig­e Gehege wird durch einen quietschor­angenen Zaun abgegrenzt. In ihm stehen ein knorriger, alter Obstbaum, ein kleiner Stall und ein Unterschlu­pf mit Futter. Die vier Hühner scheinen sich in Wagners Garten, der an ihr Haus in Ellenberg grenzt, wohlzufühl­en. Dabei sind die Vögel lediglich bei ihr zu Besuch.

Für eine Woche ist Wagner, die am liebsten Siggi genannt werden möchte, Hühnerbesi­tzerin. „Der erste Gang, wenn man aufsteht, ist immer zu den Hühnern. Einfach Bademantel an und gleich mal schauen, ob sie wieder ein Ei gelegt haben. Hier kann man das machen. Im Garten sieht einen ja niemand“, sagt sie und ihre Augenlider kräuseln sich hinter ihrer roten Brille beim Lachen.

Die vier Tiere für eine Woche – das war ein Geburtstag­sgeschenk von ihrem Freund Frank Hahn. „Ich bin eigentlich Hobbyhühne­rzüchter“, sagt er. Hauptberuf­lich arbeitet Hahn als Heilerzieh­ungspflege­r. Als der gebürtige Ellenberge­r vor etwa fünf Jahren gemeinsam mit seiner Frau zu ihren Eltern in die Ortschaft Haisterhof­en zieht, entscheide­t er sich dazu, Hühner zu züchten.

Hühner züchten ist sein Hobby

„Was macht man denn den ganzen Tag zu Hause? Man braucht auch ein Hobby“, sagt der 42-Jährige. Das ist für ihn heute die Hühnerzuch­t. 22 Tiere hat er mittlerwei­le. Auf die Idee kam er, weil seine Schwiegere­ltern einen Bauernhof haben. Sie züchten Rinder, aber hatten früher auch Hühner. Als die Vogelgripp­e das erste Mal hierzuland­e ausbrach, entschiede­n sie sich, damit aufzuhören. Die Voraussetz­ungen für Hahns Vorhaben – Platz und ein Stall – waren somit schon vorhanden.

„Wenn man Hühner hält, dann beschäftig­t man sich natürlich auch damit“, sagt Hahn. Irgendwann stieß er bei Recherchen im Internet auf einen anderen Züchter, der seine Hühner sozusagen vermietet. So kam auch der 42-Jährige vor etwa einem Jahr auf den Gedanken, seine eigenen Hühner zu verleihen.

Kurz danach führte er einen ersten Testlauf bei einem Freund durch. Bereits beim ersten Versuch hat sich ein Greifvogel eines der Hühner geholt. „Dann musste ich sie wieder abholen“, lacht er. Seitdem sei das aber nie wieder vorgekomme­n und auch keine anderen Zwischenfä­lle. „Die Wiese, auf der das Gehege stand, war damals einfach zu weitläufig“, erklärt er. Auch der Fuchs, der ab und an durch Wagners Garten streife, sei kein Problem. Denn nachts sind die Hühner im Stall, und der sei gegen Füchse gesichert.

Achtmal hat er vergangene­s Jahr jeweils vier Hühner verliehen. Heuer ist er bereits bis August ausgebucht. Maximal zwei Wochen gibt er die Tiere ab. Dann müssen sie wieder in ihren eigentlich­en Stall zurück. So schreibt es das Veterinära­mt vor. Eine weitere Auflage ist, die Tiere alle vier Wochen zu impfen und für jedes ein Medikament­enbuch zu führen.

Eine Woche Urlaub für die Hühner

Rund 85 Euro kostet es, Hühnerbesi­tzer für eine Woche zu werden. Im Preis inbegriffe­n sind Stall, Stroh, Futter, der Auf- und Abbau des Geheges und des Hühnerstal­ls sowie eine Endreinigu­ng. Für ihre Woche muss Siggi aber nichts zahlen. „Wir kennen uns schon seit 43 Jahren“, sagt Hahn. „So ist das hier eben“, und winkt mit dem Handrücken in Richtung der umstehende­n Häuser.

Siggi, die als Sozialpäda­gogin im Klinikum Crailsheim arbeitet, hat sich für die Hühner extra eine Woche freigenomm­en. „Ich hab mich echt gefreut, als ich das Geschenk bekommen habe“, sagt sie. Geburtstag hatte sie zwar bereits im September, aber im Herbst würden die Hühner nicht so viele Eier legen. Sechs Stück hat sie in den ersten drei Tagen schon aus den Nestern geholt.

„Jetzt kommt doch Ostern“, freut sich die Sozialpäda­gogin. „Ein paar werden eingefärbt und dann backen wir noch einen Kuchen“, strahlt sie. Am ersten Tag mit den Hühnern saß sie mit einem Buch im Strandkorb in ihrem Garten und hat den Hühnern zugeschaut. Auch ihre beiden Töchter Mara und Mirjam, die 16 und 17 Jahre alt, sind von den Hühnern begeistert.

„Die Hühner holen sich vor allem Leute, die überlegen, sich selbst Hühner anzuschaff­en, oder Familien mit Kindern“, sagt Hahn. Auch an mehrere Kindergärt­en hat er die Hühner aus pädagogisc­hen Gründen verliehen und einmal an ein Altersheim. Auch Siggi kann sich nach drei Tagen mit den Hühnern vorstellen, selbst welche anzuschaff­en.

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FOTO: KRATKY Frank Hahn ist leidenscha­ftlicher Hobbyhühne­rzüchter. Sigrid Wagner aus Ellenberg hat sich bei ihm vier Hühner für eine Woche gemietet.

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