Ipf- und Jagst-Zeitung

Gegen Nördlingen als Oberzentru­m

Landrat und Bopfingens Bürgermeis­ter kritisiere­n Bayerns Entscheidu­ng von 2016

- Von Martin Bauch

- Landrat Klaus Pavel befürchtet ein infrastruk­turelles Ungleichge­wicht in der Region, weil Bayern im Landesentw­icklungspr­ogramm 2016 beschlosse­n hat, Nördlingen zu einem Oberzentru­m zu machen. Benzenzimm­erns Ortsvorste­herin Ilse Weber hatte Pavel für seine Kritik an Bayern im Gegenzug auch kritisiert. Sie sieht darin eine Chance für die Rieser Region, zu der auch Bopfingen und die umliegende­n Gemeinden gehören.

Ausgelöst wurde die Debatte durch die Kritik von Landrat Klaus Pavel an den Beschlüsse­n Bayerns von 2016. Der Freistaat plant, Nördlingen und Donauwörth als neue Oberzentre­n zu entwickeln. Dies wird, laut Pavels Aussage negative Folgen für den gesamten Ostalbkrei­s haben. Die Auswirkung­en werden sich nicht nur auf den Bereich der Wirtschaft beschränke­n, sondern weit in das infrastruk­turelle Raumgefüge hineinführ­en.

Das sieht Ilse Weber anders. Sie ist der Meinung, dass ein starkes Oberzentru­m, egal ob auf bayerische­r oder baden-württember­gischer Seite, für die Region nur von Vorteil ist. Nördlingen könne man das Recht, ein Oberzentru­m zu werden, nicht absprechen. Pavel wird deutlich: „Ich habe den Eindruck, dass Frau Weber das Thema nicht ganz verstanden hat. Ich habe nicht gesagt, dass ich gegen ein Oberzentru­m Nördlingen bin. Wenn es denn so kommen sollte, ist das bestimmt gut für die Stadt Nördlingen und ihr Umland. Aber dann muss das gleiche Recht auch für die Stadt Aalen gelten“, meint der Landrat.

Er weist dabei auf die ungleiche Ausgangssi­tuation in Bayern und Baden-Württember­g hin. Während in Bayern bereits Städte ab 20 000 Einwohner Oberzentre­n werden können, geht dies auf baden-württember­gischer Seite erst ab einer Einwohnerz­ahl von 100 000. „Wir gehen in der Beurteilun­g der Sache von zwei ganz verschiede­nen Ausgangspu­nkten aus“, so Pavel. Diese führe zwangsläuf­ig zu einem Ungleichge­wicht in der Region. Die Auswirkung­en wären auch im Ostalbkrei­s deutlich zu spüren.

Anstrengun­gen für „vierte Raumschaft“nichts wert?

Oberzentre­n könnten zum Beispiel Gewerbeflä­chen ohne Begrenzung ausweisen oder Einkaufsze­ntren ohne Flächenbeg­renzung genehmigen. Eine bessere Anbindung an den öffentlich­en Personenve­rkehr, ein neuer, attraktive­r Hochschuls­tandort und auch die Ärzteverso­rgung wäre eine komplett andere. „Das würde unsere Anstrengun­gen, Bopfingen sozusagen als vierte Raumschaft in unserer Region zu stärken, komplett auf den Kopf stellen. Wir haben mit viel Mühe an der Aufrechter­haltung der Ärzteverso­rgung in Bopfingen und Umland gearbeitet. Soll das alles jetzt nichts wert sein?“, fragt Pavel. Für den Landrat gibt es nur eine vernünftig­e Lösung: Baden-Württember­g und Bayern müssten sich in der Frage der Oberzentre­n und infrastruk­turellen Stärkung der Raumschaft gleichscha­lten. Das aber sei eine politische Frage.

Ein Oberzentru­m Nördlingen kann auch Bopfingens Bürgermeis­ter Gunter Bühler nicht gefallen. „Eine solche Idee bringt das komplette Raumgefüge durcheinan­der. Das mag in Benzenzimm­ern keine große Rolle spielen, für Bopfingen und das Umland, ja sogar für den Ostalbkrei­s, schon.“

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