Angeklagter braucht den Notarzt
Prozessbeginn wegen schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern vor dem Amtsgericht
- Wegen schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern muss sich seit Gründonnerstag ein 40-jähriger lediger Monteur aus Aalen vor dem Schöffengericht unter dem Vorsitz von Amtsgerichtsdirektor Martin Reuff verantworten. Der Angeklagte wirkte bei Prozessbeginn gesundheitlich ziemlich angeschlagen, sodass Reuff die Verhandlung nach zehn Minuten unterbrechen und einen Notarzt anfordern musste.
Dieser konnte jedoch nach der Behandlung weitgehend Entwarnung geben, sodass die Verhandlung nach einer Pause fortgesetzt werden konnte. Staatsanwalt Ulrich Karst warf dem Beschuldigten in seiner Anklageschrift vor, im Sommer 2000 mit seinem damals siebenjährigen Cousin in fünf Fällen Oralverkehr ausgeübt zu haben. Bei dessen jüngerem Bruder soll es bei einem entsprechenden Versuch geblieben sein. Der Cousin erstattete Mitte 2015 Anzeige. Bei einer darauf folgenden Hausdurchsuchung im Dezember 2015 beim Beschuldigten wurden zudem Dateien mit kinderpornografischem Material sichergestellt. Ein weiterer Straftatbestand, den die Staatsanwaltschaft angeklagt hatte.
Beschuldigter streitet ab
Der Beschuldigte wollte sich zur Sache zunächst nicht äußern, besann sich jedoch nach Rücksprache mit seinem Verteidiger, Rechtsanwalt Peter Hubel, eines Besseren und sagte aus. Die ihm vorgeworfenen Taten stritt er ab. Seine Verwandtschaft – eine Patchwork-Familie – habe ihn noch nie leiden können, so der Beschuldigte. Und zu den vorgeworfenen Taten fehlten ihm außerdem die körperlichen Voraussetzungen, da er, so seine Worte, „nur sehr wenig in der Hose habe“. Deswegen habe ihn vor Jahren schon eine kurzzeitige Freundin bemitleidet und verlassen.
Nur mit „Mangas“beschäftigt
Wie die Kinderpornos auf seinen PC gekommen seien, könne er sich nicht erklären, sagte der Angeklagte weiter. Er habe sich nur mit sogenannten „Mangas“beschäftigt. Dazu sei ihm von der Polizei bestätigt worden, dass das nicht strafbar sei.
Der mit dem Fall befasste Kriminalhauptkommissar vom Aalener Polizeipräsidium berichtete, dass die Aussagen der beiden Cousins auf ihn einen durchaus glaubwürdigen Eindruck gemacht hätten. Er ließ sich auch durch bohrende Nachfragen von Rechtsanwalt Hubel nicht verunsichern. Eine frühere Freundin des mutmaßlichen Opfers sagte als Zeugin aus, dass ihr damaliger Freund in sexueller Hinsicht zum einen ziemlich „verklemmt“gewesen sei, andererseits auch sehr aggressiv. Von angeblichen Vorfällen in seiner Kindheit habe sie allerdings erst im Nachhinein erfahren.
Die Halbschwester und der Halbbruder der beiden mutmaßlichen Opfer sagten als Zeugen aus, dass über die Vorwürfe gegen ihren Cousin in der Familie gelegentlich gesprochen worden sei, lange bevor ihr Halbbruder zur Polizei ging. Bei ihm selbst, so der junge Mann im Zeugenstand, habe es der Beschuldigte früher auch schon mal „probiert“. Er habe allerdings nichts weiter unternommen.
Die Verhandlung wird am kommenden Donnerstag mit der Vernehmung weiterer Zeugen, insbesondere der beiden mutmaßlichen Opfer, fortgesetzt.