Ein neuer Impuls für den Branchenprimus
Bayern Münchens Basketballer haben den Pokal gewonnen, sind Erster – und trennen sich von ihrem Trainer
(SID/dpa) - Entlassung mit Knalleffekt: Nur 39 Tage nach dem umjubelten Pokalsieg und trotz der Tabellenführung in der Bundesliga hat Trainer Sasa Djordjevic bei den Basketballern von Bayern München völlig überraschend seine Koffer packen müssen. Der hochambitionierte Club um Präsident Uli Hoeneß verkündete die Trennung am Donnerstag. „Nicht zuletzt wegen unserer Position als Tabellenerster der Bundesliga mag das für Außenstehende überraschend kommen, das ist verständlich“, sagte Geschäftsführer Marko Pesic in einem Club-Statement. Die Erklärungen der Bayern-Bosse deuten darauf hin, dass nicht allein die sportliche Delle mit Enttäuschungen in der vergangenen Woche ausschlaggebend für die harte Entscheidung war.
Am vergangenen Freitag waren die Bayern im Eurocup-Halbfinale am türkischen Topclub Darüssafaka Istanbul gescheitert. Zwei Tage später setzte es national ein 72:91 gegen Verfolger Alba Berlin. Es war die erste Liga-Niederlage des bis dahin souveränen Spitzenreiters nach 20 Erfolgen in Serie. Sie aber gab bei der Trennung nicht den Ausschlag. Es soll, wie in verschiedenen Medien berichtet wurde, schon länger Probleme in der internen Kommunikation gegeben haben.
„Nach den Eindrücken und Entwicklungen, die wir über einen längeren Zeitraum hinweg registriert haben, sind wir jetzt zum Entschluss gekommen, unserem hoch veranlagten Team einen neuen Impuls und Führungsansatz geben zu müssen“, sagte Pesic. „Wir müssen die Mannschaft jetzt in eine Situation bringen, dass sie sich verbessert. Damit meinen wir nicht die Ergebnisse, damit meinen wir die Form und Struktur des Spiels. Wenn man ehrlich ist, muss man sagen, sind wir seit einiger Zeit nicht auf dem Niveau, auf dem wir die Mannschaft erwartet haben.“Die Vorbereitung auf die nächste Partie am heutigen Samstag bei den EWE Baskets Oldenburg (20.30 Uhr/Telekom Sport) sowie das Coaching im Duell mit dem Tabellenvierten übertrug der FC Bayern Assistenztrainer Emir Mutapcic. Über eine Neubesetzung der Cheftrainer-Position soll in den kommenden Tagen entschieden werden, der ehemalige Bamberger Coach Andrea Trinchieri etwa wäre aktuell auf dem Markt.
Jeder könne davon ausgehen, erklärte Pesic, „dass diese nicht einfache Entscheidung nach intensiven Überlegungen aller Beteiligten und Gremien allein im Sinne des Teams und der Ziele unseres ambitionierten Projekts fiel. Wir sind Erster in der Tabelle, aber nicht unangefochten, nicht mehr.“Sportdirektor Daniele Baiesi ergänzte: „Unser Fokus liegt nun darauf, unsere Organisation von der Spitze bis zur Basis zusammenzuhalten, alle Nebengeräusche auszublenden und neue Einflüsse zu nutzen.“
Die Profis ahnten von der auch für sie nicht ganz unwichtigen Personalie – nichts. „Heute Morgen hat die
„Wir müssen die Mannschaft jetzt in eine Situation bringen, dass sie sich verbessert.“Bayern-Geschäftsführer Marco Pesic
ganze Mannschaft sehr überraschend diese Nachricht bekommen“, sagte Nationalspieler Danilo Barthel am Abend. „Man muss erst mal abwarten, was die Gründe waren. Hoffentlich kommt der neue Trainer nächste Woche.“Dann – am kommenden Mittwoch (20.30 Uhr) – erwarten die Münchner Ratiopharm Ulm.
Im Februar hatten die Münchner unter Sasa Djordjevic den ersten Pokalsieg seit 50 Jahren gefeiert. Und Basketballfan Hoeneß damit jubeln lassen: Er sei „einfach sehr glücklich, dass wir nach so vielen Jahren mal wieder den Pokal gewonnen haben“, sagte der mächtige Präsident damals.
Der 50 Jahre alte Serbe Djordjevic hatte die Basketballer des FC Bayern im Sommer 2016 übernommen, sein Vertrag war bis Ende der Saison gültig. Doch die Münchner sahen offenbar ihre großen Ziele gefährdet. Der Club will den in dieser Saison strauchelnden Serienmeister Bamberg als Nummer 1 in Deutschland ablösen. Über den Titelgewinn wollen die Bayern dann in die Euroleague einziehen und mit neuer Halle langfristig in höhere Dimensionen vorstoßen.