Korkut bleibt der große Mahner
Mit einem Sieg über Schlusslicht Hamburger SV könnte der VfB Stuttgart heute endgültig den Klassenerhalt feiern
(dpa/zak) - Ein Sieg heute (15.30 Uhr/Sky) über Schlusslicht Hamburger SV, und der erstarkte VfB Stuttgart könnte fast ein wenig überschwänglich Ostern feiern, denn mit 40 Punkten wären auch die minimalen statistischen Restzweifel beseitigt, dass er noch absteigen könnte. Im Gegenteil: Die Jagd auf den EuropaLeague-Rang sieben würde noch intensiviert.
Nur Trainer Tayfun Korkut, der Erfolgsgarant der letzten zwei Monate, gibt weiterhin den Skeptiker: „Wenn man die 40 hat, ist es so, dass es vielleicht rechnerisch immer noch nicht so ist, dass man die Liga hält, aber die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist. Bis dahin werde ich kein Wort über die Kür in den Mund nehmen“, sagte der 43-Jährige und betonte: „Die Pflicht ist noch nicht erreicht. Wir bekommen keine Geschenke oder Blumen dafür, was die Mannschaft in den letzten Wochen geleistet hat.“
Gegen den HSV und seinen neuen Trainer Christian Titz will der VfB die fast schon unheimliche Korkut-Serie ausbauen. In den sieben Partien mit ihm auf der Bank ist Stuttgart noch immer ungeschlagen, holte 17 Punkte und damit sogar einen mehr als der FC Bayern im gleichen Zeitraum.
Diesmal muss Korkut allerdings seine Erfolgself umbauen. Rechtsverteidiger Andreas Beck fehlt gesperrt, auch Innenverteidiger Timo Baumgartl wird wegen seiner leichten Gehirnerschütterung erneut fehlen. Weil er für Beck keine Alternativen sieht, liebäugelt Korkut damit, hinten erstmals auf eine Dreierkette umzustellen mit Benjamin Pavard rechts, Holger Badstuber als Abwehrchef und Marcin Kaminski links.
Korkut warnt vor dem HSV. „Titz ist ein neuer Trainer mit neuen Ideen, sie hatten jetzt auch etwas mehr Zeit, auf die eine oder andere Idee von ihm einzugehen“, sagte er. „Sie könnten überraschen.“Das aber scheint im Moment in etwa so wahrscheinlich zu sein wie das plötzliche Auftauchen einer elfköpfigen Schneehasenfamilie in der Mercedes-Benz-Arena.
Nach 14 Spielen ohne Sieg und sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz glaubt keiner mehr so recht an den HSV – nur der neue Trainer. Titz spricht viel mit den Spielern, lobt sie und ging mit ihnen für die Teambildung zum Bowling. Und er greift durch: Wer nicht hört oder nicht die gewünschte Leistung bringt, wird aussortiert. Erst war der Brasilianer Walace dran, der sich Anweisungen widersetzte und Tage später zum Shoppen nach Mailand flog statt zu trainieren. Dann erwischte es Mergim Mavraj. Auch er wurde zur U21 abgeschoben – allerdings aus sportlichen Gründen. Quertreiber Walace erhielt obendrein eine Geldstrafe. Für ihn ist die Tür zu. Für Mavraj nicht. Abwehrchef Kyriakos Papadopoulos kam hingegen glimpflich davon. Der Grieche, der gegen Hertha auf der Bank geschmort und Titz dafür heftig kritisiert hatte, entschuldigte sich und gehört weiter zum Kader. „Wir haben klargestellt, dass wir kritische Spieler wie ihn mögen, aber in der internen Kommunikation“, sagte Sportdirektor Bernhard Peters. Titz erläuterte: „Kyriakos ist ein sehr emotionaler Spieler. Er hat sehr viel Jähzorn in sich.“Emotionalität und Jähzorn will der Coach aber auf dem Platz sehen. Deshalb ist Papadopoulos wichtig. Der reumütige Grieche will der Mannschaft nun einen Restaurantbesuch spendieren.
Ohne Wood und Arp
Auf den glücklosen Stürmer Bobby Wood wird der Trainer in Stuttgart verzichten. Der Amerikaner sei nach der Länderspielreise „erschöpft und kaputt“. Luca Waldschmidt dürfte ihn ersetzen. Dem 18-jährigen Fiete Arp gönnt Titz eine Verschnaufpause nach Abiturstress und öffentlichem Erwartungsdruck. „Es ist normal, dass das irgendwann mal einen so jungen Spieler überfordert.“