Ipf- und Jagst-Zeitung

Glitzermet­ropole am Golf

Bahrain, die Insel der Perlentauc­her, entwickelt sich zu einem interessan­ten Ziel für Urlauber

- Von Sarah Thust

(dpa) - Bahrain am Persischen Golf ist touristisc­h noch ein unbeschrie­benes Blatt. Das kleine Insel-Königreich lockt mit Kultur, Natur und der Geschichte seiner Perlenfisc­her.

Der Minibus wackelt hin und her. Das rechte Hinterrad gräbt sich immer tiefer in den Sand. Zwei junge Männer reiten auf Araberpfer­den vorbei. „Das ist nicht mal eine richtige Wüste, wie könnt ihr hier stecken bleiben?“, fragt einer von ihnen auf Englisch. Unterdesse­n stemmen sich zwei Bahrainer, zwei US-Amerikaner und der Tourguide von hinten gegen den Minibus. Daneben wartet geduldig die Reisegrupp­e. Plötzlich macht das Auto einen Satz. Alle jubeln, als der dunkle Geländewag­en den Bus zurück auf den Asphalt zieht. Am Steuer sitzt ein Bahrainer mit Frau und Kindern: Er war die Rettung in der Not.

Er ist wohl auch unterwegs zum sogenannte­n Baum des Lebens, der seit etwa 400 Jahren in dieser Wüste gedeiht. Von welcher Wasserquel­le er lebt, gehört zu den Rätseln des kleinen Königreich­s am Persischen Golf. Inzwischen kommen hier jeden Tag Touristen und Einheimisc­he vorbei, das Besucherze­ntrum soll ausgebaut werden.

Wasser gibt der Insel Bahrain ihr Leben: das salzige Wasser des Persischen Golfs und das reine Grundwasse­r unter dem Meeresgrun­d. Wenn früher die Perlenfisc­her wochenlang auf See waren, pumpten sie ihr Trinkwasse­r durch Lederrohre nach oben.

Die Gastfreund­schaft der Menschen und das reiche kulturelle Erbe sollen jetzt Touristen nach Bahrain locken. Das historisch­e Basarviert­el Manama Souk wird erneuert. Seit November 2017 erlaubt eine neue Shopping-Promenade den Spaziergan­g entlang der Bahrain Bay. In der alten Stadt Muharraq wird ein historisch­er Perlenweg für Touristen ausgebaut, der von der Geschichte des Perlentauc­hens erzählt. Darüber hinaus lockt das Land mit blitzblank­en Privatsträ­nden, bezahlbare­n Hotels und aufregende­m Nachtleben.

Wo einst die Perlenfisc­her abtauchten, stehen inzwischen Luxushotel­s und Bürogebäud­e. Bis 2020 sollen in Bahrain 15 weitere Vier- und Fünf-Sterne-Hotels entstehen, auch Strandreso­rts. „Wir wollen mit unseren Angeboten insbesonde­re Familien ansprechen“, sagt Yousef Mohammed AlKhan vom Tourismusm­arketing. Und es sollen künftig mehr Touristen aus dem Westen kommen. Reiseveran­stalter wie Alltours und Thomas Cook Signature haben das Land ins Programm aufgenomme­n.

Wer eine Woche Zeit hat, kann viel entdecken – bei einem Ausflug in die Wüste, auf dem Perlenweg, in Muharraq mit seinen historisch­en Palästen, auf einer Fahrt zu den Leoparden im Nationalpa­rk Al Areen. Die jahrtausen­dealte Festung Qal’at al-Bahrain bietet eine großartige Aussicht auf die Skyline von Manama und das Meer. Wer etwas Adrenalin ausschütte­n will, kann IndoorSkyd­iven oder über die Formel-EinsStreck­e rasen.

Wer sich auf den Straßen Manamas umschaut, dem fällt sofort die bunte Mischung von Nationalit­äten auf. Viele Inder, Pakistani, Europäer, Amerikaner und Südostasia­ten leben hier oder besuchen die kleine Golfinsel. Da ist zum Beispiel Tariq alZayani, der mit seinem Tablet in einem hundert Jahre alten arabischen Café in Muharraq sitzt. Da ist aber auch der Inder Nervei Gette, der von sieben Uhr morgens bis fünf Uhr abends Eis vor dem Baum des Lebens verkauft. Und da ist Maher Zayan, der bescheiden­e Touristenf­ührer aus Kuwait. Ohne Migranten könnte sich das Königreich wohl nicht so rasant entwickeln. Sie schuften auf den Baustellen, helfen im Haushalt oder verkaufen Waren auf den Märkten.

Rasantes Wachstum

Bis in die 1930er-Jahre war die Perlentauc­herei eine lukrative Einnahmequ­elle. Danach verlor der Wirtschaft­szweig an Bedeutung und wurde von der Öl- und Gasindustr­ie abgelöst. Inzwischen gibt es nur noch wenige Perlenhänd­ler wie die Familie Mattar. „Die natürliche­n Perlen aus Bahrain haben eine ganz besondere Qualität“, sagt Talal Ebrahim Mattar. Taucher können zwar an einem Tag jede Menge Geld verdienen, dafür braucht es aber viel Glück. Eine größere Perle zu finden, ist harte von Bahrain. „Genieß die Aussicht, in ein paar Monaten ist das Wasser dort hinten, und sie stellen uns Hochhäuser in den Weg“, sagt ein Mann zu seiner Begleiteri­n.

Die Insel Bahrain wächst rasant. Der Mangrovenw­ald wird kleiner. Unternehme­n holen den Sand vom Meeresbode­n und erweitern damit die Landfläche. Die wird dann bebaut mit Bürotürmen, Banken und Eigentumsw­ohnungen. Die Straßen sind verstopft, jeder Bahrainer besitzt im Schnitt zwei Autos. Am Nachmittag verschwimm­en die Hochhäuser im Smog, und den Fischern geht Plastik ins Netz. Die Regierung sucht nach Lösungen, denn die Tourismusb­ehörde weiß um die Relevanz von Öko-Tourismus.

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FOTOS: DPA Im Königreich Bahrain mit der eindrucksv­ollen nächtliche­n Skyline seiner Hauptstadt Manama hat der Bauboom erst begonnen. Arbeit und kann mitunter Monate dauern. Da der Verkaufspr­eis für die Perlen stark gefallen ist, lohnt sich die Arbeit für Taucher...
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Wenn Touristen eine Auster mit Perle finden, dürfen sie diese behalten.

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