Glitzermetropole am Golf
Bahrain, die Insel der Perlentaucher, entwickelt sich zu einem interessanten Ziel für Urlauber
(dpa) - Bahrain am Persischen Golf ist touristisch noch ein unbeschriebenes Blatt. Das kleine Insel-Königreich lockt mit Kultur, Natur und der Geschichte seiner Perlenfischer.
Der Minibus wackelt hin und her. Das rechte Hinterrad gräbt sich immer tiefer in den Sand. Zwei junge Männer reiten auf Araberpferden vorbei. „Das ist nicht mal eine richtige Wüste, wie könnt ihr hier stecken bleiben?“, fragt einer von ihnen auf Englisch. Unterdessen stemmen sich zwei Bahrainer, zwei US-Amerikaner und der Tourguide von hinten gegen den Minibus. Daneben wartet geduldig die Reisegruppe. Plötzlich macht das Auto einen Satz. Alle jubeln, als der dunkle Geländewagen den Bus zurück auf den Asphalt zieht. Am Steuer sitzt ein Bahrainer mit Frau und Kindern: Er war die Rettung in der Not.
Er ist wohl auch unterwegs zum sogenannten Baum des Lebens, der seit etwa 400 Jahren in dieser Wüste gedeiht. Von welcher Wasserquelle er lebt, gehört zu den Rätseln des kleinen Königreichs am Persischen Golf. Inzwischen kommen hier jeden Tag Touristen und Einheimische vorbei, das Besucherzentrum soll ausgebaut werden.
Wasser gibt der Insel Bahrain ihr Leben: das salzige Wasser des Persischen Golfs und das reine Grundwasser unter dem Meeresgrund. Wenn früher die Perlenfischer wochenlang auf See waren, pumpten sie ihr Trinkwasser durch Lederrohre nach oben.
Die Gastfreundschaft der Menschen und das reiche kulturelle Erbe sollen jetzt Touristen nach Bahrain locken. Das historische Basarviertel Manama Souk wird erneuert. Seit November 2017 erlaubt eine neue Shopping-Promenade den Spaziergang entlang der Bahrain Bay. In der alten Stadt Muharraq wird ein historischer Perlenweg für Touristen ausgebaut, der von der Geschichte des Perlentauchens erzählt. Darüber hinaus lockt das Land mit blitzblanken Privatstränden, bezahlbaren Hotels und aufregendem Nachtleben.
Wo einst die Perlenfischer abtauchten, stehen inzwischen Luxushotels und Bürogebäude. Bis 2020 sollen in Bahrain 15 weitere Vier- und Fünf-Sterne-Hotels entstehen, auch Strandresorts. „Wir wollen mit unseren Angeboten insbesondere Familien ansprechen“, sagt Yousef Mohammed AlKhan vom Tourismusmarketing. Und es sollen künftig mehr Touristen aus dem Westen kommen. Reiseveranstalter wie Alltours und Thomas Cook Signature haben das Land ins Programm aufgenommen.
Wer eine Woche Zeit hat, kann viel entdecken – bei einem Ausflug in die Wüste, auf dem Perlenweg, in Muharraq mit seinen historischen Palästen, auf einer Fahrt zu den Leoparden im Nationalpark Al Areen. Die jahrtausendealte Festung Qal’at al-Bahrain bietet eine großartige Aussicht auf die Skyline von Manama und das Meer. Wer etwas Adrenalin ausschütten will, kann IndoorSkydiven oder über die Formel-EinsStrecke rasen.
Wer sich auf den Straßen Manamas umschaut, dem fällt sofort die bunte Mischung von Nationalitäten auf. Viele Inder, Pakistani, Europäer, Amerikaner und Südostasiaten leben hier oder besuchen die kleine Golfinsel. Da ist zum Beispiel Tariq alZayani, der mit seinem Tablet in einem hundert Jahre alten arabischen Café in Muharraq sitzt. Da ist aber auch der Inder Nervei Gette, der von sieben Uhr morgens bis fünf Uhr abends Eis vor dem Baum des Lebens verkauft. Und da ist Maher Zayan, der bescheidene Touristenführer aus Kuwait. Ohne Migranten könnte sich das Königreich wohl nicht so rasant entwickeln. Sie schuften auf den Baustellen, helfen im Haushalt oder verkaufen Waren auf den Märkten.
Rasantes Wachstum
Bis in die 1930er-Jahre war die Perlentaucherei eine lukrative Einnahmequelle. Danach verlor der Wirtschaftszweig an Bedeutung und wurde von der Öl- und Gasindustrie abgelöst. Inzwischen gibt es nur noch wenige Perlenhändler wie die Familie Mattar. „Die natürlichen Perlen aus Bahrain haben eine ganz besondere Qualität“, sagt Talal Ebrahim Mattar. Taucher können zwar an einem Tag jede Menge Geld verdienen, dafür braucht es aber viel Glück. Eine größere Perle zu finden, ist harte von Bahrain. „Genieß die Aussicht, in ein paar Monaten ist das Wasser dort hinten, und sie stellen uns Hochhäuser in den Weg“, sagt ein Mann zu seiner Begleiterin.
Die Insel Bahrain wächst rasant. Der Mangrovenwald wird kleiner. Unternehmen holen den Sand vom Meeresboden und erweitern damit die Landfläche. Die wird dann bebaut mit Bürotürmen, Banken und Eigentumswohnungen. Die Straßen sind verstopft, jeder Bahrainer besitzt im Schnitt zwei Autos. Am Nachmittag verschwimmen die Hochhäuser im Smog, und den Fischern geht Plastik ins Netz. Die Regierung sucht nach Lösungen, denn die Tourismusbehörde weiß um die Relevanz von Öko-Tourismus.