Evangelische Gottesdienste über Ostern sehr gut besucht
Dekan Ralf Drescher: Gott selbst stellt die zerbrochene Gemeinschaft zwischen den Menschen wieder her
- In sehr gut besuchten Gottesdiensten am Karfreitag und über Ostern haben die evangelischen Christen in Aalen die Feiertage begangen.
Am Karfreitag schwiegen in der Aalener Stadtkirche die Glocken und auch die Orgel. Die Aalener Kantorei unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Thomas Haller sorgte für die würdige musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes
Dekan Ralf Drescher predigte über einen Abschnitt aus dem Hebräerbrief. „Und dann geht es um uns, um das, was wir versäumt haben, um unsere Schuld und nicht darum, was die Anderen möglicherweise versäumt oder verschuldet haben. Und wir ahnen es: Diese Schuld können wir nicht tragen, die können wir nicht verantworten, sie ist eine Last, unter der wir am Ende zusammenbrechen würden und die uns letztlich auch für immer von Gott trennen würde“, sagte der Dekan. Aber der Hebräerbrief lasse daran keinen Zweifel im Gegenteil: Alle menschlichen Versuche, Schuld zu bereinigen und zu beseitigen, seien von vornherein zum Scheitern verurteilt. Deshalb erscheine Gott selbst, erleide selbst das Gericht für alle menschliche Schuld und stelle so die zerbrochene Gemeinschaft zwischen den Menschen und zwischen Gott und den Menschen wieder her.
Am Karfreitag hielt Pfarrerin Ursula Schütz die Predigt im OstalbKlinikum: Im Angesicht des Gekreuzigten können und dürften die Menschen klagen über das Leid, das Menschen einander zufügten oder das sie ertragen müssten, ohne zu wissen, weshalb und ohne jemand anderem die Schuld dafür geben zu können. „Solches Klagen soll mich aber nicht versöhnen mit dem Leid, sondern in meine Aufgabe rufen, unnötige Opfer nicht länger zuzulassen und Leid, wenn es unumgänglich ist, zu lindern“, so Pfarrerin Schütz.
Die Osternacht in der Stadtkirche wurde mit Pfarrerin Caroline Bender gefeiert. Am frühen Ostermorgen wurde in der Markuskirche eine Osternacht mit Pfarrer Marco Frey gefeiert. Anschließend gab es ein Osterfrühstück. Um 7 Uhr gab es auf dem Johannfriedhof wetterbedingt in der Kirche einen Auferstehungsgottesdienst mit dem Posaunenchor des CVJM unter Leitung von Wolfgang Böttiger.
Ostern muss den Menschen froh machen
Pfarrer Bernhard Richter stellte die Frage, wie sich die Menschen in den letzten Tagen verabschiedeten? Mit schöne Feiertage, schönen Urlaub, gute Erholung oder schöne Ostern? „Aber ist das nicht zu wenig, um dem Fest gerecht zu werden?“, fragte der Pfarrer. Er plädierte für „frohe Ostern“, denn an Ostern müsse die Freude über die Auferstehung Jesu von den Toten, nicht nur schön, gut und erholsam sein, sondern die Herzen bewegen und den ganzen Menschen froh machen.
Im Festgottesdienst in der Stadtkirche sprach Pfarrer Richter von der Verbundenheit der Christen in Jesus. Er lud alle Besucher ein, einen Bändel am Kreuz anzubringen, um sichtbar und symbolisch die Verbundenheit mit Christus zum Ausdruck zu bringen, eine Verbindung, die weit übers Osterfest hinaus Bestand habe, ja auch im Tod nicht ende.
Im Osterspiel in der Martinskirche fanden die Jünger den Stein weggerollt und das Grab von Jesus am Ostermorgen leer. Es dauerte eine Weile, bis sie in ihren Begegnungen den Auferstandenen fassen konnten. Pfarrerin Caroline Bender griff in ihrer Predigt diese Szene auf und fragte danach, was heutige Menschen bräuchten, um etwas vom Ostergeschehen zu begreifen. „Es gibt auch hier und jetzt das Wunder der Auferstehung, der Überwindung des Todes und der tödlichen Kräfte im Leben. Es ist bei uns selbst zu spüren.“Die Begegnung mit Christus als Ostermoment verändere und helfe, aufzustehen gegen Ungerechtigkeit und Zerstörung und sich für das Leben einzusetzen.