„Stefan Raab ist mein großes Vorbild“
Luke Mockridge über Comedy für die eigene Generation
- Er ist gerade mal 29 Jahre alt, gehört aber schon zu Deutschlands erfolgreichsten Comedians: Luke Mockridge. Mit seinen Bühnenprogrammen, die den Alltag seiner Generation zwischen SelfieSucht und Zukunftsangst aufgreifen, trifft er den Nerv des jungen Publikums. Nun startet die zweite Staffel seiner Prime-Time-Show „Luke! Die Schule und ich“, in der Prominente zum Wissensduell gegen Schüler verschiedener Jahrgangsstufen antreten. Cornelia Wystrichowski hat sich mit dem Comedian über seine Schulshow, Comedy für die Generation Facebook und die Mundwinkel von Angela Merkel unterhalten.
Herr Mockridge, Sie gehören zu einer neuen Generation junger Komiker und haben enormen Erfolg. Wie würden Sie jemandem, der mit Spaßmachern wie Otto und Dieter Hallervorden groß geworden ist, Ihre Art der Comedy erklären?
Heutzutage sind authentische Sachen gefragt. Wenn man sich den Erfolg von Carolin Kebekus, Joko und Klaas oder eben auch von mir anguckt – da erzählen echte Menschen echte Sachen und es sind nicht mehr so sehr Kunstfiguren und erfundene Storys im Vordergrund. Das hängt mit der Digitalisierung zusammen, der Selbstinszenierung bei Youtube und Facebook. Die Leute sind darauf aus, dass jemand authentisch und echt ist. Wenn ich in meinem Programm davon erzähle, wie es ist, heute als unter Dreißigjähriger zu leben, dann ist das erst mal wahr und ich hole mein Publikum da ab, wo es gerade ist.
Und wie ist es so, heute als unter Dreißigjähriger zu leben?
Wir sind eine Generation, der alles vorgekaut wurde, wir sind im kompletten Wohlstand aufgewachsen, uns ging es immer gut. Jetzt kommen überall auf der Welt Probleme auf und wir müssen versuchen, damit umzugehen. Ich bin sehr katholisch erzogen worden und besinne mich dabei auf christliche Werte, ich versuche der beste Mensch zu sein, der ich sein kann. Aber meine Generation verliert sich leider in der Selbstinszenierung bei Facebook, wo es nur darum geht, dass alle sehen, was man für ein geiles Leben hat. Ich versuche, meiner Generation komödiantisch einen soziologischen Spiegel vorzuhalten.
Wie politisch darf Comedy für ein breites junges Publikum denn sein?
So was hängt immer von der Zeit ab, in der man sich befindet. Als ich
kam 1989 in Bonn zur Welt, seine Eltern sind der Schauspieler Bill Mockridge („Lindenstraße“) und die einem alten böhmischen Adelsgeschlecht entstammende Kabarettistin Margie Kinsky. Nach dem Abitur studierte er Medienwissenschaft in Kanada, England und Deutschland, parallel dazu sammelte er erste Bühnenerfahrungen. Mit Auftritten in Sendungen wie „TV total“und seiner ersten eigenen Show „Luke! Die Woche und ich“wurde er dem Fernsehpublikum bekannt, zurzeit ist er mit seinem Programm „Lucky Man“bundesweit auf Tournee. Luke Mockridge lebt in Köln. (ski) klein war, waren die Zeiten eigentlich nicht sehr politisch, mir waren im Grunde nur Angela Merkel und Gerhard Schröder bekannt. Heute leben wir in hochpolitischen Zeiten, in denen rechtspopulistische Parteien auf dem Vormarsch sind. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Satire sich darüber lustig macht und junge Leute wie ich ein politisches Bewusstsein entwickeln. Ich bin kein Fan davon, sich über die Frisur oder die Mundwinkel von Angela Merkel lustig zu machen. Ich finde es wichtiger zu sagen, warum Missstände entstehen und warum die Kluft von Arm und Reich so groß ist.
Wäre da nicht vielleicht eine LateNight-Show ein geeignetes Fernsehformat für Sie?
Vielleicht irgendwann mal, aber aktuell nicht. Ich glaube, ich bin noch zu jung, um den Leuten tagtäglich zu erklären, wie die Welt und das Leben funktionieren.
Sie werden als potenzieller Nachfolger von Stefan Raab gehandelt.
Stefan Raab ist ein großes Vorbild für mich. Ich werde nicht versuchen, seine Karriere nachzubauen, und ich habe auch nicht das Ziel, in seine Fußstapfen zu treten. Aber ich bin mit Stefan Raab groß geworden, so wie er mit Leuten wie Peter Frankenfeld groß geworden ist. Insofern hat er mich beeinflusst, aber ich gehe schon meinen eigenen Weg – das ist ein logischer künstlerischer Prozess.
In Ihrer Show „Luke! Die Schule und ich“müssen Promis noch mal die Schulbank drücken. Wie waren Sie selber in der Schule?
Ich war ganz okay als Schüler und bin nie sitzen geblieben, ich schrammte aber mehrmals knapp daran vorbei. Im Nachhinein glaube ich, dass ich falsch unterrichtet worden bin. Ich habe ein katholisches Jungengymnasium besucht, das sehr naturwissenschaftlich ausgerichtet war, und musste viel auswendig lernen. Ich wäre aber lieber in musischen Dingen gefördert worden. Wenn man bei einem Kind Talente entdeckt, sollte man diese stärken und so für Erfolgserlebnisse sorgen. Die Schule sollte Spaß machen.
Und das war bei Ihnen nicht der Fall?
Ich bin in gewisser Hinsicht gerne zur Schule gegangen. Wenn man als Klasse eine Doppelstunde Mathe durchleiden muss, ist das ja auch ein schönes Gruppengefühl, diesen Zusammenhalt finde ich toll. Aber ich habe immer noch Alpträume, dass ich eine Arbeit schreiben muss und schlecht vorbereitet bin. Insofern ist meine neue Show für mich auch eine Art, das auf eine positive Weise abzuschütteln.
Ihr Vater ist der Schauspieler und Kabarettist Bill Mockridge. Er spielte lange Zeit in der „Lindenstraße“mit und hat in Ihrer Heimatstadt Bonn das bekannte Theater „Springmaus“gegründet. Hat es Ihnen in der Schulzeit geholfen, dass Ihr Papa prominent ist?
Nein, nicht wirklich. In Bonn kannte man meine Familie, aber ich und meine Brüder, die an derselben Schule waren wie ich, hatten keinen Sonderstatus und haben deshalb keine besseren Noten bekommen.
Sonntag, 3sat, 20.15 Uhr Die fetten Jahre sind vorbei
Jan, Peter und Jule haben eine besondere Art der Gesellschaftskritik für sich entdeckt. Sie brechen in die Villen reicher Leute ein, stehlen aber nichts. Stattdessen sorgen sie für Unordnung und hinterlassen Zettel mit der Botschaft „Die fetten Jahre sind vorbei“. Es kommt, wie es kommen muss: Das Trio wird von einem Hausbesitzer erwischt. Hals über Kopf wird der reiche Industrielle entführt. Der entspricht aber so gar nicht dem Klischee. „Die fetten Jahre sind vorbei“zeigt erfrischend offen Reiz und Risiken jugendlicher Rebellion. Daniel Brühl wurde für seine Rolle als Jan beim Europäischen Filmpreis 2004 als Bester Darsteller nominiert.
Mittwoch, 3sat, 22.35 Uhr Extra 3
Seit mehr als 40 Jahren nimmt das Satireformat Extra 3 das politische Geschehen auf die Schippe. Moderator Christian Ehring führt durch Rubriken wie den „Irrsinn der Woche“oder „Abgehakt – die Woche aus der Sicht der Nachrichten“. Sinnlose, aber teure Bauvorhaben reihen sich so neben ebenso sinnlose, aber viel beachtete Aussagen von Volksvertretern. Dazwischen finden satirische Kurzbeiträge und regelmäßige Gäste wie Max Giermann, Torsten Sträter oder Heinz Strunk Platz.
Donnerstag, ARD, 20.15 Uhr Precht
Die Mondlandung war ein Fake, Chemtrails vergiften uns schleichend und Nine-Eleven war ein Inside-Job: Verschwörungstheorien wie diese verbreiten sich im Internet mit rasanter Geschwindigkeit und gewinnen immer mehr Anhänger. Zwei, die es gewohnt sind, nach der Wahrheit zu suchen, wollen wissen, warum. Philosoph Richard David Precht ( „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“) spricht mit Naturwissenschaftler Harald Lesch (Leschs Kosmos) über den Reiz der Verschwörungstheorie. Zwei wahrhaft kluge Köpfe und ein Thema mit Tiefgang.
Die neue Staffel der Show
läuft ab Freitag, 13. April, 20.15 Uhr, Sat.1.
Montag, ZDF, 0.05 Uhr