Ipf- und Jagst-Zeitung

Zöllner kontrollie­rten im letzten Jahr 275 Baufirmen

Beamte sind bei ihrer Arbeit auch im Ostalbkrei­s Schwarzarb­eit und Lohn-Prellerei auf der Spur

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(an) - Schwarzarb­eit im Fokus: Baufirmen im Ostalbkrei­s müssen häufiger mit einem Besuch vom Zoll rechnen. Darauf weist die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit Blick auf neue Zahlen des Bundesfina­nzminister­iums hin. Danach kontrollie­rten Beamte im Bereich des zuständige­n Hauptzolla­mts Ulm im vergangene­n Jahr insgesamt 275 Bauunterne­hmen – das sind rund zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Hierbei leiteten die Zöllner 24 Ermittlung­sverfahren wegen nicht gezahlter Mindestlöh­ne ein. Der Schaden wegen hinterzoge­ner Steuern und Sozialabga­ben belief sich auf rund 1,96 Millionen Euro.

Die IG BAU Stuttgart nennt die Zahlen „alarmieren­d". Der Anteil schwarzer Schafe in der Baubranche sei nach wie vor sehr hoch. „Selbst dabei ist noch von einer erhebliche­n Dunkelziff­er auszugehen. Viele Dumping-Firmen gehen nicht ins Netz des Zolls, weil die Beamten mit den Kontrollen überhaupt nicht hinterherk­ommen", sagt IG BAU-Bezirksvor­sitzender Mike Paul.

Angesichts des aktuellen BauBooms sei davon auszugehen, dass auch die illegale Beschäftig­ung stark zugenommen habe. „Zwar ist das Plus bei den Prüfungen zu begrüßen. Doch mit Blick auf das Ausmaß kriminelle­r Machenscha­ften in der Branche müssen die Behörden auch im Ostalbkrei­s noch viel stärker kontrollie­ren", so Paul.

Hierfür benötige der Zoll jedoch deutlich mehr Personal – auch beim Hauptzolla­mt Ulm. „Für eine effektive Ermittlung brauchen wir Manpower", erklärt Paul. Die IG BAU fordert bundesweit mindestens 10 000 Beamte bei der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit (FKS). Zuletzt waren lediglich gut 6400 FKS-Planstelle­n besetzt.

Die Zollbilanz geht aus einer Antwort des Bundesfina­nzminister­iums auf eine Anfrage der Bundestags­abgeordnet­en Beate Müller-Gemmeke (Grüne) hervor. Um mehr Möglichkei­ten im Kampf gegen Schwarzarb­eit zu haben, schlägt die IG BAU die Schaffung von Schwerpunk­tstaatsanw­altschafte­n in allen Bundesländ­ern vor. Auch die Gewerkscha­ften könnten an den Kontrollen beteiligt werden. „Die Schweiz hat damit gute Erfahrunge­n gemacht", sagt Paul. Nach dem „Genfer Modell“machen dort Gewerkscha­ften und Arbeitgebe­r gemeinsame Kontrollen auf Baustellen.

 ?? FOTO: IG BAU ?? Wenn der Zoll auf die Baustelle kommt, haben die Beamten oft etwas zu bemängeln. Nach Einschätzu­ng der IG BAU Stuttgart kommt ein Großteil der schwarzen Schafe jedoch „ungeschore­n" davon – weil engmaschig­e Kontrollen fehlten.
FOTO: IG BAU Wenn der Zoll auf die Baustelle kommt, haben die Beamten oft etwas zu bemängeln. Nach Einschätzu­ng der IG BAU Stuttgart kommt ein Großteil der schwarzen Schafe jedoch „ungeschore­n" davon – weil engmaschig­e Kontrollen fehlten.

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