Ipf- und Jagst-Zeitung

Erdkabel statt Freileitun­gen Bürgerinit­iativen, Stadt und Politik schließen Bündnis für Erdverkabe­lung.

Schultersc­hluss von Politik, Stadt und Bürgerinit­iativen – Demonstrat­ion am 19. Juni geplant

- Von Franz Graser

- Die Bürgerinit­iativen, die Stadt Ellwangen, der Landkreis, die Bundestags­abgeordnet­en der Region sowie die Schulen haben ein Bündnis für Erdverkabe­lung gegründet. Es will erreichen, dass die Hochspannu­ngsleitung­en, die über Neunheim und den Stadtteil Mittelhof führen, unter die Erde verlegt werden. Die Beteiligte­n planen für Dienstag, 19, Juni, eine Demonstrat­ion.

Hintergrun­d für die Aktion ist die Planung des Stromnetzb­etreibers Netze BW, die 110-Kilovolt-Leitungen auszubauen. Die Leitung, die von Hüttlingen zur Umspannsta­tion in Ellwangen führt, soll neu gebaut werden. Bürgerakti­onen in Hüttlingen, Neuler und Schrezheim waren mit dem Ziel erfolgreic­h, eine Erdverkabe­lung oder eine Verschiebu­ng der Trasse zu erreichen. Entlang der Berliner Straße in Ellwangen wurde die Verlegung unter die Erde erreicht.

5,2 Millionen Euro Mehrkosten für Erdverkabe­lung

Bei der Leitung, von Nördlingen nach Ellwangen soll ein weiterer Stromkreis auf die Masten aufgelegt werden. Die Trasse führt über Neunheim und über den Ellwanger Stadtteil Mittelhof. Auch hier wird die Verlegung unter die Erde gefordert. Netze BW beziffert die Mehrkosten für die Erdverkabe­lung in Neunheim und Mittelhof auf zusammen etwa 5,2 Millionen Euro.

„Wir haben Verantwort­ung für die nächste Generation“, sagte Barbara Haas, die Sprecherin der Bürgerinit­iativen Neunheim und Ellwangen-Mittelhof. Für Dienstag, 19. Juni, kündigte sie eine Demonstrat­ion zusammen mit dem Oberbürger­meister, den Bundestags­abgeordnet­en der Region sowie den Schülern der betroffene­n Stadtteile auf dem Mittelhoff­eld an.

Einig zeigten sich die Bundestags­abgeordnet­en Leni Breymaier (SPD) und Roderich Kiesewette­r (CDU), bei ihrer Unterstütz­ung für das Bündnis. „Niemand will in einem Haus wohnen, über das eine Starkstrom­leitung drübergeht“, sagte die SPD-Landesvors­itzende bei einem Pressegesp­räch im Ellwanger Rathaus. Sie sei froh, dass der Koalitions­vertrag einen Passus enthalte, der auch bei bestehende­n Stromtrass­en die Verlegung der Leitungen unter die Erde erlaube. Ihr CDU-Kollege sah in dem Schultersc­hluss zwischen den Bürgerinit­iativen, der Stadt, dem Kreis, den Schulen und den Parteien ein „Aufbruchss­ignal“.

Wie Breymaier setzt Kiesewette­r auf eine Zwei-Säulen-Strategie. Ein Standbein ist die beschleuni­gte Änderung des Energie wirt schafts gesetzes, das die Erdverkabe­lung derzeit vorsieht, wenn die unterirdis­che Verkabelun­g nicht mehr als das 2,75fache einer Freileitun­g kostet. Das zweite Standbein ist der Versuch, mit dem Netzbetrei­ber zu einer einvernehm­lichen Lösung zu kommen. Bürgermeis­ter Volker Grab zeigte sich zuversicht­lich, dass auf diesen Schienen das Ziel erreicht werden könne, die Leitungen unter die Erde zu verlegen.

Neues Gesetz ist nicht in 14 Tagen zu haben

Breymaier und Kiesewette­r warnten, dass selbst ein rasches Gesetzgebu­ngsverfahr­en seine Zeit brauche. „Das ist nicht innerhalb von 14 Tagen möglich“, gab die SPD-Landesvors­itzende zu bedenken.

Landrat Klaus Pavel sagte: „Es kann nicht sein, dass wir Produktion­sstandort für erneuerbar­e Energien sind und die Bürger dann die Nachteile beim Transport haben.“Aus Sicht von Pavel steht die Tür für Gespräche mit den Netzbetrei­bern „noch einen Spalt weit offen“: Er habe Vertrauen zu den Energiever­sorgern und sehe Möglichkei­ten für eine einvernehm­liche Lösung.

„Die Stadt steht von Anfang an hinter den Bürgerinit­iativen“, ergänzte Oberbürger­meister Karl Hilsenbek. Er stellt sich auf den Standpunkt, dass in bebauten Bereichen nur Erdverkabe­lung erfolgen solle. Deshalb habe er die Vertreter des Netzbetrei­bers bei der Gemeindera­tssitzung am 8. März gebeten, mit dem Planfestst­ellungsant­rag zu warten und keine vollendete­n Tatsachen zu schaffen, bis das Energiewir­tschaftsge­setz neu gefasst worden sei.

Der Antrag sei jedoch inzwischen beim Regierungs­präsidium eingegange­n. Hilsenbek erwartet, dass der Gemeindera­t und die Ortschafts­räte klar Position beziehen werden. Auch die Bürger sollten Einwendung­en vorbringen. Unterstütz­ung signalisie­rten auch die Gemeinderä­te Manfred Braig (CDU) Herbert Hieber (SPD) und Franz Ostermeier (Freie Bürger).

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ARCHIVFOTO: HÄUSSLER
 ?? ARCHIVFOTO: HÄUSSLER ?? Entlang der Berliner Straße werden die Hochspannu­ngsleitung­en unter die Erde verlegt. Das Bündnis für Erdverkabe­lung will dies auch für die Leitungen erreichen, die Neunheim und Mittelhof tangieren.
ARCHIVFOTO: HÄUSSLER Entlang der Berliner Straße werden die Hochspannu­ngsleitung­en unter die Erde verlegt. Das Bündnis für Erdverkabe­lung will dies auch für die Leitungen erreichen, die Neunheim und Mittelhof tangieren.

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