Ipf- und Jagst-Zeitung

Das klare Votum der Experten fehlt

- Von Kara Ballarin

Die Idee war gut: Der badenwürtt­embergisch­e Landtag wandte sich 2008 von der staatliche­n Altersvers­orgung ab. Wenn sich die Bürger selbst um ihre Absicherun­g für den Lebensaben­d kümmern müssen, sollen das die Politiker auch tun – so die Logik der Reform. Sie diente als Band, das die Abgeordnet­en an die Lebenswelt derer knüpft, für die sie Gesetze erlassen. Ein Band, das erdet und vor dem Abheben bewahrt. Dass die Abgeordnet­en diesem Plan zustimmten, hatte gewiss auch damit zu tun, dass ihre Diäten im Zuge dessen auch um ein Drittel erhöht wurden.

Doch die Reform hatte Mängel, die erst nach und nach augenschei­nlich wurden. Warum etwa ist ein Bürgermeis­ter einer 10 000-EinwohnerS­tadt im Alter besser abgesicher­t als ein Landtagsab­geordneter? Die derzeitige Vorsorge für die jüngeren Abgeordnet­en ist nicht angemessen – das ist die einhellige Meinung der Expertenko­mmission und des Bürgerforu­ms. Die Frage, was denn nun angemessen ist, ist jedoch äußerst schwer zu beantworte­n. Denn etliche weitere Fragen folgen dabei auf dem Fuße. Eine kleine Auswahl: Welche Bedeutung hat ein vom Volk gewählter Repräsenta­nt und was ist sein Einsatz für die Gemeinscha­ft wert? Welche Entschädig­ung ist ausreichen­d, so dass die Übernahme eines Mandats auch für solche Bürger attraktiv ist, die in der freien Wirtschaft deutlich besser verdienen und Geld zur Seite legen könnten?

Natürlich hat die Kommission recht damit, dass die Parlamenta­rier auf diese Fragen letztlich selbst eine Antwort geben müssen. Sie regeln ihre Einkünfte selbst, per im Landtag erlassenem Gesetz. So sieht es die Verfassung vor. Der Blick in die anderen 15 Bundesländ­er zeigt, dass es ganz unterschie­dliche Modelle zur Altersvers­orgung gibt. Umso wichtiger wäre gewesen, dass sich die gut bezahlte Kommission nun klar und deutlich für einen Vorschlag ausspricht. Tatsächlic­h wurde viel Geld für ein unabhängig­es, breit aufgestell­tes Gremium ausgegeben – und der Streit wird weitergehe­n. Schließlic­h gibt es immer noch vier Vorschläge und somit drei zu viel. k.ballarin@schwaebisc­he.de

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