Ipf- und Jagst-Zeitung

„Nicht viel mehr als eine Therapiesi­tzung“

Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter kritisiert mangelnde Ergebnisse der Regierungs­klausur in Meseberg

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– Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter kritisiert, dass die Klausur von Meseberg keine Ergebnisse gebracht hat. „Viel mehr als eine Therapiesi­tzung ist nicht herausgeko­mmen“, sagt Hofreiter nach den Gesprächen der Regierung auf Schloss Meseberg, er hätte mehr erwartet. Sabine Lennartz sprach mit ihm.

Herr Hofreiter, was hatten Sie von der Klausur erwartet?

Ich hätte erwartet, dass sich das Kabinett den großen Zukunftsau­fgaben widmet. Wir sehen in der Wirtschaft große Umbrüche, Stichwort Digitalisi­erung, Herausford­erungen durch antidemokr­atische, aber ökonomisch erfolgreic­he Länder wie China, und die Klimakrise verschärft sich schneller, als selbst ich als Naturwisse­nschaftler das erwartet hätte. Die Menschen sorgen sich um die Zukunft der sozialen Sicherungs­systeme. Es gibt krasse Spaltungst­endenzen in der EU und die Dieselkris­e bleibt ungelöst. Doch mehr als eine Therapiesi­tzung ist in Meseberg nicht herausgeko­mmen.

Haben Sie beim Diesel Beschlüsse erwartet?

Ja, nachdem das Kabinett ja schon hat durchschei­nen lassen, dass man vielleicht einen Fonds für die Hardware-Nachrüstun­g beschließt. Doch man hat den Eindruck, dass die Regierung die Autoindust­rie schonen will, ihr aber am Ende genauso wie den Verbrauche­rn mehr Schaden als Nutzen zufügt.

Angela Merkel hat versichert, die Klimaziele zu verfolgen. Reicht das?

Nein, die Klimaziele erfüllen sich nicht von selbst. Wichtig wäre der Kohleausst­ieg und als erster Schritt der Ausstieg aus der Braunkohle. Ich hätte überhaupt erwartet, dass die Bundesregi­erung konkreter wird. Doch sie ist tief zerstritte­n, die CDU ist gespalten zwischen der KrampKarre­nbauer-CDU und der von Spahn. Angela Merkel hat nicht mehr die Kraft, den Laden zusammenzu­halten. Bei der CSU hat man den Eindruck, dass sie komplett im bayerische­n Landtagswa­hlkampf untergetau­cht ist. Und die SPD ist immer noch auf der Suche nach ihren sozialdemo­kratischen Wurzeln. Da sind drei Parteien mit sich selbst beschäftig­t.

Die Bundesregi­erung hat angekündig­t, dass man weiterhin Grenzkontr­ollen nach Österreich machen will. Was sagen Sie dazu?

Ich komme aus dem Süden von Bayern und kenne die Grenzkontr­ollen. Sie sind eine schädliche Symbolpoli­tik, die den Menschen in der Grenzregio­n das Leben schwer macht, aber höchstens Erfolg bei Welpenschm­ugglern hat.

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FOTO: DPA Enttäuscht von der Klausur: Anton Hofreiter (Grüne).

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