Ipf- und Jagst-Zeitung

Zuckerberg nennt Regulierun­g seiner Branche „unvermeidl­ich“

Facebook-Gründer erklärt bei seiner Anhörung, auch seine Daten seien an Cambridge Analytica gegangen

- Von Frank Herrmann

- Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat bei seiner Anhörung durch den US-Kongress den Schutz von privaten Nutzerdate­n zu seiner Priorität erklärt und eine stärkere gesetzlich­e Regulierun­g seiner Branche unterstütz­t. Das erklärte der Facebook-Gründer in einer Marathonsi­tzung des Rechts- und des Handelsaus­schusses von 42 Senatoren zum Facebook-Datenskand­al.

Reue zur Schau stellen, geduldig antworten, im Allgemeine­n Besserung geloben und dabei allzu konkrete Zugeständn­isse vermeiden, so ist die Verteidigu­ngsstrateg­ie des Facebook-Chefs. Zuckerberg hat für den Auftritt geübt, wie es Präsidents­chaftsanwä­rter vor einer Kandidaten­debatte tun, beraten durch hochkaräti­ge Experten für Rhetorik und Stil. „Wir haben unsere Verantwort­ung nicht breit genug gesehen, und das war ein großer Fehler“, liest er aus einer vorbereite­ten Erklärung. „Es war mein Fehler, und es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich betreibe es, ich bin verantwort­lich für das, was hier geschieht.“Nur seien Pannen fast unvermeidl­ich, wenn man ein Unternehme­n in einem Internatsz­immer gründe und es bis zur heutigen Größe ausbaue, bittet er um Verständni­s.

Das Mea culpa eines noch unlängst gefeierten Genies – manche stimmt die Pose tatsächlic­h milde, andere lassen den Milliardär ihre Skepsis spüren. Ausgelöst wurde die Krise durch den Skandal um das Abschöpfen der Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern durch die Politikber­atungsfirm­a Cambridge Analytica (CA), die dann unerlaubt für die Kampagne Trumps genutzt wurden. Im Kongress ist es denn auch die Opposition, die am schärfsten Kritik übt.

„Profit vor Privatsphä­re“

„Ich sehe nicht, wie Sie ihr Geschäftsm­odell ändern, solange nicht andere Straßenver­kehrsregel­n gelten“, sagt Richard Blumenthal, ein Demokrat aus dem Ostküstens­taat Connecticu­t. „Ihr Geschäftsm­odell besteht darin, den Profit über die Privatsphä­re zu stellen.“Nur ein Gesetz könne strengere Regeln garantiere­n, der Kongress stehe in der Pflicht. Zuckerberg erklärte am Mittwoch, angesichts der globalen Bedeutung des Internets halte er eine „gewisse Regulierun­g für „unvermeidl­ich“.

So nervös Zuckerberg anfangs wirkte, mit der Zeit entspannt er sich. Er spürt, dass er die meisten Klippen elegant umschiffen kann. Was er am meisten bedauere, räumt er ein, sei die Tatsache, dass er 2016 die russische „Informatio­nsoperatio­n“im US-Wahlkampf zu spät erkannt habe. Nur: Solange in Russland Leute säßen, deren Job es sei, sich rund um den Globus in Wahlen einzumisch­en, sei dies ein andauernde­r Konflikt. Ohne hundertpro­zentige Erfolgsgar­antie. „Es ist ein Wettrüsten“, sagt Zuckerberg. Auch seine Daten, erklärt Zuckerberg, seien an das Datenanaly­se-Unternehme­n Cambridge Analytica gegangen.

 ?? FOTO: DPA ?? Entspannt: Mark Zuckerberg vor den US-Senatoren.
FOTO: DPA Entspannt: Mark Zuckerberg vor den US-Senatoren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany