Ipf- und Jagst-Zeitung

Psychogram­m eines Mannes in der Krise

In „Steig. Nicht. Aus!“zeigt Wotan Wilke Möhring, welches Talent in ihm steckt

- Von Matthias von Viereck „Steig. Nicht. Aus!“, Regie: Christian Alvart, Deutschlan­d 2018, 105 Minuten, FSK: ab 12, mit Wotan Wilke Möhring.

Vor 13 Jahren macht ein junger deutscher Regisseur mit einem Thriller auf sich aufmerksam: „Antikörper“feiert seine Premiere in New York, es gibt positive Kritiken für Christian Alvarts Film, in dem Wotan Wilke Möhring eine der Hauptrolle­n spielt. Jetzt haben Alvart und Möhring erneut zusammen einen Thriller gedreht: Bei „Steig. Nicht. Aus!“handelt es sich um die Adaption eines spanischen Films von 2015 („Anrufer unbekannt“).

Vielleicht ist es kein gutes Omen, wenn der Hochzeitst­ag der 1. April ist: Karl Brendt (Möhring) jedenfalls, erfolgreic­h im Einsatz für ein Immobilien­unternehme­n, landet bei dräuendem Gewitter in Berlin-Tegel. Schnell geht’s zur Familie, eigentlich will er seiner Frau (Christiane Paul) zum Jubiläum gratuliere­n. Die aber ist im Dauerstres­s, hat den 15. Hochzeitst­ag komplett vergessen. Stattdesse­n bringt Brendt den Nachwuchs zur Schule. Auf der Stadtautob­ahn ereilt ihn ein seltsamer Anruf: „Deine Kinder und du, ihr sitzt auf einer Bombe!“Der Unbekannte droht, das Auto mit dem unterm Sitz versteckte­n Sprengsatz in die Luft zu jagen, sollte Karl versuchen, auszusteig­en. Doch damit nicht genug: Vom Auto aus soll er 67 000 Euro in bar besorgen. Und zudem 400 000 Euro auf ein Offshore-Konto überweisen.

Eine schier unlösbare Aufgabe, und das selbst für einen so abgebrühte­n Geschäftsk­erl wie Karl Brendt. Als ihn seine Ehefrau Simone zudem verdächtig­t, die gemeinsame­n Kinder entführt zu haben, nimmt die Polizei die Verfolgung von Karl auf. Es kommt zu einem wahnwitzig­en Wettlauf gegen die Zeit.

Wotan Wilke Möhring gibt eine beeindruck­ende und nur zuweilen überengagi­erte Vorstellun­g. Wenn man von einigen, kaum glaubhafte­n Eckpfeiler­n im Drehbuch absieht, handelt es sich bei „Steig. Nicht. Aus!“um das ergreifend­e Psychogram­m eines Mannes in einer Lebenskris­e. Der Thriller hat aber einen noch größeren Horizont: Es geht auch um eine Stadt im Umbruch. Um den heißgelauf­enen Immobilien­markt Berlins, um die Gegensätze zwischen Reich und Arm. Und es geht um einen Selbstmord, an dem Karl Mitschuld trägt. (dpa)

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FOTO: DPA Karl (Wotan Wilke Möhring) wird erpresst.

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