Ipf- und Jagst-Zeitung

Klopp schlägt Guardiola mit 5:1

Während Liverpools Trainer jubiliert, meckert der City-Coach über den Schiedsric­hter

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(SID/dpa) - Jürgen Klopp stand vor dem Fanblock und genoss. Das Spiel war schon lange vorbei, als die noch immer siegestrun­kenen Reds-Fans das ansonsten verwaiste Etihad Stadium mit ihren lautstarke­n Gesängen füllten. Sie galten dem deutschen Teammanage­r und seinem FC Liverpool. Klopp ließ sich nach dem größten Erfolg seiner Amtszeit gemeinsam mit der Mannschaft vor der ekstatisch­en roten Menge feiern. „Trust in Klopp“war inmitten der Fans auf einem Plakat zu lesen.

„Wahnsinn. Fantastisc­he Leistung der Jungs. Wir sind im Halbfinale. Das ist absolut verrückt“, sagte Klopp nach dem 2:1-Erfolg im Rückspiel bei Manchester City – das Hinspiel hatte Liverpool mit 3:0 gewonnen: „Bevor wir gegen sie gespielt haben, hat bei City diese Saison alles geklappt.“Klopp führte die Reds zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder unter die letzten Vier der Champions League.

Der 50-Jährige hat den Glauben an einen großen internatio­nalen Titel spätestens mit diesem Erfolg gegen die übermächti­g erscheinen­de Millionen-Elf von Pep Guardiola zurück an die Anfield Road gebracht. Zuletzt gewannen die Reds den Titel 2005. In der Premier League hechelt Liverpool dem designiert­en Meister City mit 17 Punkten Rückstand dagegen hinterher. „Es war klar, dass wir die Stimmung hier mit einem Tor killen können“, sagte Klopp zum entscheide­nden 1:1-Ausgleich von Mohamed Salah kurz nach der Pause. Zuvor hatte sein Team den Sturmlauf der Gastgeber auch mit Glück überstande­n.

Nach dem frühen 1:0 von Gabriel Jesus (2.) war ein weiterer City-Treffer durch den Ex-Schalker Leroy Sane (42.) wegen vermeintli­cher Abseitsste­llung nicht anerkannt worden – allerdings kam der Ball vom Gegner.

„City war das schwerste Los“, sagte Klopp: „Ich denke wirklich, dass sie derzeit das beste Team der Welt sind, aber ich wusste, dass wir sie besiegen können.“Klopp hat die schwerste Prüfung seit seinem Amtsantrit­t im Oktober 2015 bestanden, und im Duell der ehemaligen Bundesliga­trainer einmal mehr einen Sieg über Guardiola gefeiert. Es war bereits der achte Erfolg des Ex-Dortmunder­s im 14. Duell mit dem früheren Bayern-Coach.

Klopp scheint endgültig angekommen und etabliert im Nordwesten Englands zu sein. Er hat den Verein, ähnlich wie zu seiner Zeit bei Borussia Dortmund, komplett hinter sich gebracht und scheint ähnlich fest im Sattel zu sitzen wie einst beim BVB.

„Ich denke, Jürgen Klopp macht uns glücklich“, sagte Vorstandsb­oss Peter Moore bereits vor dem Rückspiel: „Wir haben zwar mit ihm noch keinen Titel geholt, aber dieser attackiere­nde Spielstil, seine Art mit Menschen umzugehen, die Chemie und seine Person selbst – Klopp ist perfekt für Liverpool.“

Vor der Auslosung der Halbfinals am Freitag (13 Uhr) dürfte den Reds trotz der dünnen Personalde­cke im Mittelfeld (Klopp: „Wir gehen ein bisschen auf dem Zahnfleisc­h“) nicht Angst und Bange werden. Denn wer „das beste Team der Welt“schlägt, muss keinen Gegner fürchten.

Guardiola machte derweil den spanischen Schiedsric­hter Antonio Mateu Lahoz für das Aus verantwort­lich. Sein Landsmann Lahoz sei ein Schiedsric­hter, der stets das „Gegenteil sieht von dem, was die Leute sehen“, sagte Guardiola, der die zweite Halbzeit von der Tribüne aus ansehen musste. Er habe sein Team vor der Partie vor Lahoz gewarnt.

Guardiola sucht Sündenbock

Am Dienstag teilte die UEFA mit, dass die Kontroll-, Ethik- und Disziplina­rkammer sich mit dem Fall beschäftig­en wird. Guardiola muss bei der Europäisch­en Fußball-Union zu seinem Verhalten zeitnah Stellung nehmen.

„Es ist übertriebe­n, mich vom Platz zu schicken – weil ich keine falschen Wörter gesagt habe“, sagte Guardiola. Zuvor war er wutentbran­nt auf seinen Intimfeind Lahoz losgegange­n, weil dieser das Tor von Sane nicht anerkannt hatte: „Ich sagte zu ihm, es war ein Tor, ich habe ihn nicht beleidigt. Ich war höflich, ich hatte Recht, aber Mateu Lahoz ist ein besonderer Typ, er mag es, anders zu sein, er mag es, etwas Besonderes zu sein.“

Es sei ein „Unterschie­d, ob du mit einem 2:0 oder einem 1:0 in die Halbzeit gehst“, sagte Guardiola: „Wenn Teams gleich stark sind, ist der Einfluss dieser Entscheidu­ngen so groß.“Zudem erinnerte er an die Vorsaison, als Lahoz während Citys Achtelfina­lDuell gegen Monaco einen Elfmeter an Sergio Aguero nicht gab – City schied aufgrund der Auswärtsto­rregel aus. „Es passieren wieder solche Sachen“, sagte Guardiola, der zuletzt 2011 mit dem FC Barcelona die Champions League gewann.

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FOTO: DPA Glückselig: Liverpools Trainer Jürgen Klopp feiert einen seiner größten Erfolge.

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