Ipf- und Jagst-Zeitung

Und noch ein Jahr für Nowitzki

Der nicht mehr unumstritt­ene Altstar spielt weiter für Dallas

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(SID) - Auf langen Krücken humpelte Dirk Nowitzki durch die Katakomben – er hatte etwas zu erzählen. Mit einem dicken walking boot, einem Stützstief­el für den lädierten linken Knöchel, nahm der 39-Jährige auf dem viel zu kleinen Stuhl Platz und sagte das, was rund um die Dallas Mavericks schon alle wussten. „Ich werde zurückkomm­en.“

Nowitzki geht im Herbst in seine 21. NBA-Saison, so wie seit Monaten angekündig­t. Auch der Eingriff am Fuß hat an der Entscheidu­ng nichts mehr geändert, im Gegenteil. „Deshalb habe ich die Operation machen lassen, um den gesamten Prozess in Gang zu bringen und die Reha früher zu beginnen“, sagte der Würzburger.

Der 13-malige Allstar stand vor dem letzten Spiel der Mavericks gegen die Phoenix Suns in einer eigens einberufen­en Pressekonf­erenz Rede und Antwort. Anschließe­nd setzte es für die Texaner ein 97:124 – der passende Abschluss einer ganz und gar enttäusche­nden Saison ohne Chance auf einen Play-off-Einzug.

Ob es beim nächsten, dem vermutlich letzten Anlauf besser wird, weiß keiner. „Es ist etwas schwierig, nach 24 Siegen hier zu sitzen und zu sagen, nächste Saison werden es 70 sein“, sagte Nowitzki und lachte. „Vielleicht werden es wieder nur 24, aber das hoffe ich natürlich nicht.“

Doch Nowitzki, der ein Shirt mit der Aufschrift „Only in Dallas“(nur in Dallas) trug, geht es nicht allein um die sportliche Seite. Der Skandal um Vorwürfe durch Klubmitarb­eiter wegen einer angeblich vergiftete­n Arbeitsatm­osphäre und sexueller Belästigun­g spielt auch eine Rolle. Der Weltstar steht zu den Mavs, „in guten wie in schlechten Zeiten. Ich laufe nicht davon. Ich helfe, wo ich kann.“

Dass nicht jeder davon begeistert ist, den in die Jahre gekommenen Nowitzki weiter auf dem Parkett zu sehen, weiß der Champion von 2011: „Nach jedem Spiel schreibt irgendjema­nd auf Twitter: Oh mein Gott, hör doch auf. Es gibt immer beides, etwas Liebe und etwas Hass.“

Einen Dirk Nowitzki kratzen solche Kommentare wenig. Nach einer Saison, in der er bei 77 von 82 Hauptrunde­nspielen dabei war, im Schnitt auf zwölf Punkte in 24,7 Minuten kam und ganz starke 40,9 Prozent seiner Dreier versenkte, hat er genügend Argumente für seine Sicht der Dinge.

„Ich habe immer gesagt, dass ich diesen Zweijahres­vertrag erfüllen möchte“, sagte Nowitzki. Das Papier hatte der einst wertvollst­e Spieler der Liga 2017 unterschri­eben. Trainer Rick Carlisle freut die Nachricht: „Ich kann mir nicht vorstellen, hier zu sein, und Dirk ist nicht da. Ich bin sehr erleichter­t, dass er zurückkehr­en will.“

Nur drei aktive NBA-Spieler sind älter als Nowitzki. Manu Ginobili (San Antonio/40) sowie seine ehemaligen Teamkolleg­en Vince Carter (Sacramento/41) und Jason Terry (Milwaukee/40). Sie alle kriegen nicht genug, zu groß sind der sportliche Reiz und der Ehrgeiz.

Und so müssen Ehefrau Jessica und die drei Kinder noch etwas warten, bis Nowitzki endlich mehr Zeit für sie hat. Er will mit Dallas noch etwas reißen. „Wir hoffen, im Draft und auf dem Markt gute Spieler zu bekommen“, blickte Nowitzki bereits Richtung Sommer, „damit es wieder in die richtige Richtung geht.“

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FOTO: AFP „Nach jedem Spiel schreibt irgendjema­nd auf Twitter: Oh mein Gott, hör doch auf“: Dirk Nowitzki aber hängt noch ein Jahr dran.

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