Ipf- und Jagst-Zeitung

Land will über einen neuen Vertrag verhandeln

Einwohnerv­ersammlung zur LEA in Ellwangen – Über 240 Interessie­rte im Hariolf-Gymnasium

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(gr) - Soll es die LEA auch noch nach 2020 geben und der Vertrag verlängert werden? Darüber entscheide­t demnächst der Gemeindera­t. Zuvor aber hatten die Ellwangeri­nnen und Ellwanger das Wort. Über 240 Interessie­rte sind zur Einwohnerv­ersammlung ins HariolfGym­nasium gekommen.

Von offizielle­r Seite gab es jede Menge Lob für das große bürgerscha­ftliche und ehrenamtli­che Engagement, das die Ellwanger 2015 gezeigt haben und seither zeigen. Und von Seiten des Landes kam der deutliche Wunsch, die LEA auch über 2020 hinaus zu betreiben.

Julian Würtenberg­er vom Innenminis­terium erinnerte an die Krisenund Notsituati­on, als täglich mehr Flüchtling­e in Deutschlan­d Schutz suchten, die irgendwie untergebra­cht werden mussten. Als die Menschen in Turnhallen und Zelten nächtigten und der Landkreis kurz davor war, Gebäude in der Kaserne zu beschlagna­hmen, wie Landrat Klaus Pavel sagte.

Container-Siedlung in der Haller Straße wird aufgelöst

Er listete auf, was es für Ellwangen bedeuten würde, keine LEA mehr zu haben. Dann würde das LEA-Privileg entfallen und Kreis und Kommunen müssten nach einem bestimmten Schlüssel Flüchtling­e aufnehmen. Seit 2015 hochgerech­net wären das für Ellwangen aktuell etwas mehr als 600 Flüchtling­e, hochgerech­net auf 2020 / 2021 bei sinkenden Zahlen etwa 300. Für diejenigen, die in der Anschlussu­nterbringu­ng sind, müsste die Stadt auch Wohnraum beschaffen und die Menschen betreuen.

Weil der Ostalbkrei­s das LEA-Privileg aus humanitäre­n Gründen nie voll ausgeschöp­ft hat, sind auch jetzt Flüchtling­e außerhalb der LEA in der Stadt, zum Beispiel die rund 30 in der vorläufige­n Unterbring­ung in der Haller Straße. Diese Container-Siedlung soll laut Pavel noch in diesem Jahr aufgelöst werden.

Das LEA-Prinzip kommt allen Kommunen im Kreis zugute. Das nahm Oberbürger­meister Karl Hilsenbek zum Anlass, seine Bürgermeis­ter-Kollegen aufzuforde­rn, sich dafür zu revanchier­en. Sie könnten der Stadt die Kreisumlag­e erlassen, oder sagen, „Ellwangen bekommt was“.

Reimer: Konversion geht auch mit der LEA

Seit rund zwei Jahren leben immer plus minus 400 Flüchtling­e in der LEA. So, wie es ursprüngli­ch vertraglic­h vereinbar war (Regelbeleg­ung 500, maximal 1000). Geht’s nach Würtenberg­er, soll das auch so bleiben, was aber auch von der Lage in der Welt abhängt. Der Vertreter des Innenminis­teriums betonte, dass das Land großes Interesse an einem Weiterbetr­ieb der LEA in Ellwangen hat. Ellwangen wäre eine von vier LEAs neben Freiburg, Sigmaringe­n und Karlsruhe und dem Aufnahmeze­ntrum Heidelberg. Ellwangen soll eine Regelkapaz­ität von 700 Menschen haben, plus 300 in Giengen.

Die Gebäude seien bestens geeignet, sie hätten sich bewährt, sagte Würtenberg­er. Das Land biete deshalb Gespräche an und wolle wie mit Sigmaringe­n und Freiburg über einen neuen Vertrag verhandeln. Das sei ein Geben und Nehmen: „Bitte lassen Sie uns weitermach­en“, bat Würtenberg­er und bekam dafür viel Beifall.

Regierungs­präsident Wolfgang Reimer betonte, dass die Konversion in der Kaserne auch mit der LEA weitergehe­n können. „Wir werden Sicherheit garantiere­n“, versprach er auch im Blick auf die Clans aus den Maghreb-Ländern, die in viele Schlägerei­en und Ladendiebs­tähle verwickelt waren. Damals kommte man ihnen oft nichts anhaben. Heute werde eine Akte angelegt, wenn sie sich öfter etwas zu schulden kommen lassen. Dann habe man etwas gegen sie in der Hand: „Das ist eine andere Situation.“

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FOTO: SIEDLER OB Karl Hilsenbek bei der Einwohnerv­ersammlung zur LEA.

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