Ipf- und Jagst-Zeitung

„Doc“Werner Mai präsentier­t sein Werk

Kunstausst­ellung „Malerei aus sieben Jahrzehnte­n“ist im Bopfinger Rathaus zu sehen

- Von Jürgen Blankenhor­n Die Ausstellun­g ist noch bis zum 30. April zu den üblichen Öffnungsze­iten im Bopfinger Rathaus zu sehen.

- Bescheiden, ja fast demütig sitzt Werner Mai im Kreise seiner Familie, während Bopfingens Bürgermeis­ter Gunter Bühler und Laudator Stefan Lella vom Ostalb-Gymnasium Bopfingen den zahlreich erschienen­en ehemaligen Lehrerkoll­egen, Schülern und Kunstliebh­abern das Schaffen und Wirken des Menschen Werner Mai nahe bringen: Eine Ausstellun­g seiner Werke ist jetzt im Bopfinger Rathaus zu sehen.

1930 in Zittau geboren, studierte der promoviert­e Philosoph in Berlin und Tübingen Anglistik, Germanisti­k, Indogerman­istik und Romanistik, ehe er, von den Schülern liebe- und respektvol­l einfach nur „Doc“genannt, ab 1958 die Bildungs- und Kulturland­schaft Bopfingens entscheide­nd mitprägte. Nicht nur als Lehrer, sondern auch als Bibliothek­ar der Schulbibli­othek und Gründer der Theater AG hat das „Relikt des 20. Jahrhunder­ts“, wie er sich selbst bezeichnet, Generation­en von Schülern die wunderbare Welt des Theaters, humanistis­che Bildung, Kultur und Philosophi­e zugänglich gemacht, wie es Stefan Lella formuliert­e.

Mai hat in Bopfingen „zwei Flügel“

Daneben war die Malerei eine Konstante seines Lebens. Eine Leidenscha­ft, die er mit Vergnügen auslebte, so Bürgermeis­ter Bühler. So fand er als Kopist bekannter Werke den Einstieg in die Malerei, ehe er diese mehr und mehr zu seinem Vergnügen veränderte. Die Kopien sowie die späteren Bilder würden die philosophi­sche Tiefe des Künstlers zeigen. Sein Lieblingsb­ild der Ausstellun­g sei das gleich doppelt vorhandene „Flötenkonz­ert Friedrichs des Großen in Sanssouci“von Adolph Menzel, verriet Bopfingens Bürgermeis­ter. Während das eine Bild eine originalge­treue Kopie ist, zeige das zweite Bild den Esprit und tiefgründi­gen Humor des Künstlers. Dazu sei das „Original“auch das einzige der 34 Bilder der Ausstellun­g, das käuflich zu erwerben sei. Der Erlös soll dem Bopfinger Stadtmodel­l in Bronze zugute kommen.

Was sagte nun der Künstler selbst zu seinen Bildern? Eben noch der gebrechlic­h wirkende alte Mann, explodiert­e er förmlich am oder besser vor dem Rednerpult. Wie ein Stand-upPhilosop­h und Schauspiel­er zog er die Anwesenden nicht nur mit Worten, sondern auch mit Gesten und seiner Mimik in seinen Bann. Und genauso wirken auch seine Bilder auf den Betrachter. Geleitet vom Grundsatz „Capriccio“habe auch er im Laufe seines künstleris­chen Schaffens die Bahnen der Konvention verlassen und sei seiner Laune gefolgt. „Auch ich wollte originell sein und hatte auch bedauerlic­herweise solche Einfälle“, leitete er zu seinem Referenzbi­ld „Grab des Hunds“über. Inspiriert von Christian Morgenster­ns gleichnami­gem Gedicht, in dem dieser Kant und Plato auf die Schippe genommen habe, habe er hier versucht „eine Atmosphäre des Scherzes und der Ironie zu schaffen“. Mit einem spitzbübis­chen Lächeln ergänzte er: „Und wenn sie das Grab des Hunds suchen, irgendwann legte der Maler seinen Pinsel ab.“

Er bat die Zuhörer, „nichts Schweres, Philosophi­sches oder Aktuelles in seinen Bildern zu suchen“. Ähnlich dem Duft der Rose „solle man nicht undankbar und unachtsam an der Kunst vorübergeh­en, sich jedoch darüber freuen und sie genießen“. Im persönlich­en Gespräch sinnierte „Doc“, der 1955 mehr aus wirtschaft­lichen Zwängen Lehrer wurde: „Wer weiß, was passiert wäre, wenn der Knabe Künstler geworden wäre. Ich bin dem Land Baden-Württember­g dankbar. Ich habe meine Heimat mit 18 verlassen, wurde hier verbeamtet, habe in Bopfingen geheiratet, habe hier mein Haus und zwei Flügel“, zieht er in seiner typischen selbstiron­ischen und tiefgründi­gen Art Resümee. Seine Bilder sprechen für sich: Auf der einen Seite perfekte Abbildunge­n des originalen Bildes oder der Landschaft, auf der anderen Seite schelmisch­e und dennoch tiefgründi­ge Details, die erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind. Also Augen auf.

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FOTO: JÜRGEN BLANKENHOR­N Werner Mai zieht in seiner unnachahml­ichen Art die Zuhörer nicht nur mit seinen Worten, sondern dank seiner zweiten Leidenscha­ft, dem Theater, auch mit Mimik und Gestik in seinen Bann.

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