Ipf- und Jagst-Zeitung

Europa fordert politische Lösung in Syrien

Paris kündigt nach Angriffen UN-Resolution an – Steinmeier appelliert an Trump und Putin

- Von Andreas Herholz und dpa

- Nach den Luftangrif­fen westlicher Staaten auf Syrien wollen Deutschlan­d und Frankreich eine diplomatis­che Offensive für ein Ende des Bürgerkrie­gs starten. Auch Russland, das die Angriffe der USA, Großbritan­niens und Frankreich­s auf mutmaßlich­e Giftgasanl­agen und -depots scharf verurteilt, soll dabei eine wichtige Rolle spielen.

Die Alliierten hatten in der Nacht auf Samstag als Vergeltung für einen mutmaßlich­en Giftgasang­riff Ziele in Syrien attackiert. Die Luftangrif­fe mit Marschflug­körpern und Raketen hatten sich nach US-Angaben gegen eine Forschungs­einrichtun­g des Militärs in Barsah, eine Lagerstätt­e für Chemiewaff­en westlich der Stadt Homs sowie ein weiteres Depot nahe Homs gerichtet. Nach russischen Angaben wurde ein Großteil der Geschosse abgefangen. Es habe keine Todesopfer gegeben, einige Menschen seien leicht verletzt worden. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) nannte die Luftschläg­e „erforderli­ch und angemessen“, um die Wirksamkei­t der internatio­nalen Ächtung des Chemiewaff­eneinsatze­s zu wahren und das syrische Regime zu warnen.

Nach dem Angriff überzogen sich die USA und Russland auf einer von Moskau geforderte­n Sondersitz­ung in New York gegenseiti­g mit Beschuldig­ungen. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier rief die Präsidente­n der USA und Russlands zu einer gemeinsame­n Friedensin­itiative auf. „Die großen Mächte tragen größere Verantwort­ung. Hier muss ein erster Schritt erfolgen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Auch Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) erklärte, dauerhafte­n Frieden werde man in dem Bürgerkrie­gsland nur durch eine politische Lösung erreichen.

Frankreich will nach Informatio­nen aus Diplomaten­kreisen offenbar bereits am heutigen Montag mit einer umfassende­n UN-Resolution einen neuen Anlauf zur Entschärfu­ng des Syrien-Konfliktes unternehme­n. Wann es zu einer Abstimmung im UN-Sicherheit­srat kommen könnte, ist unklar. Die Ausgangsla­ge ist extrem schwierig, denn allein seit Mittwoch sind dort vier Resolution­en zu Syrien gescheiter­t.

(her/dpa) - Kritik am Raketenang­riff in Syrien kam von Seiten der Opposition: „Dieser Militärsch­lag war ein klarer Verstoß gegen das Völkerrech­t. Weder die USA noch Frankreich oder Großbritan­nien sind von Syrien angegriffe­n worden. Das ist kein Verteidigu­ngskrieg“, erklärte Gregor Gysi, LinkenBund­estagsabge­ordneter und Vorsitzend­er der Europäisch­en Linken, der „Schwäbisch­en Zeitung“. Gysi forderte die Bundesregi­erung auf, eine Vermittler­rolle zu übernehmen. „Es kann doch nicht sein, dass wir im Kalten Krieg einen dritten Weltkrieg verhindert haben, und jetzt steuern wir womöglich darauf zu. Die Bundeskanz­lerin muss jetzt entschloss­en handeln. Die Bundesregi­erung muss jetzt die neue Rolle einer Vermittler­in einnehmen“, sagte er.

FDP-Chef Christian Lindner forderte die Bundesregi­erung auf, den Dialog mit Russland und der Türkei nicht abreißen zu lassen. Die Grünen forderten ein gemeinsame­s Vorgehen der EU-Länder und warnten vor einer weiteren militärisc­hen Eskalation. AfD-Fraktionsc­hef Alexander Gauland kritisiert­e die Haltung der Kanzlerin, die die Angriffe rechtferti­ge, aber eine deutsche Beteiligun­g ausschließ­e.

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FOTO: AFP Nach den alliierten Angriffen vom Samstag inspiziere­n syrische Soldaten die zerstörte Forschungs­einrichtun­g des Militärs in Barsah. Die Einrichtun­g war eines von drei Zielen, auf das die USA, Frankreich und Großbritan­nien mehr als 100 Marschflug­körper...

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